Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Mittwoch mit deutlichen Gewinnen beendet. Nach der Talfahrt der letzten Tage kam es damit zu einer klaren technischen Gegenbewegung: Der Leitindex SMI kletterte bereits früh im Handel über die Marke von 8’500 Punkten und peilte im Hoch gar diejenige von 8’600 Zählern an. Rückenwind kam am Morgen vor allem aus Fernost und am Nachmittag dann von den US-Märkten. Da die US-Leitbörsen im Tagesverlauf dann aber zum Teil deutlich abflachten, kam es auch hierzulande wieder zu einigen Abgaben.
Anleger hätten die happigen Kursverluste zum Einstieg in Aktien genutzt, wurden im Handel die Gewinne erklärt. Die Reaktion auf den Handelsstreit zwischen den USA und China sei wohl etwas übertrieben ausgefallen und die Erholung entsprechend gerechtfertigt, meinte ein Händler. Allerdings bleibt die Lage nach Meinung vieler Investoren fragil. Etwelche Äusserungen oder Handlungen in dieser Sache könnten die Kurse schnell wieder auf Talfahrt schicken, hiess es.
Der Swiss Market Index (SMI) gewann zum Handelsschluss 1,11 Prozent auf 8’557,51 Punkte, dies bei einem Tageshoch von 8’588. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) kletterte um 0,89 Prozent auf 1’424,48 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,92 Prozent auf 10’275,15 Punkte. Von den 30 Aktien im SMI/SLI schlossen 24 im Plus und sechs im Minus.
Klarer Spitzenreiter waren die Genussscheine von Roche (+2,6%), die damit für mehr als einen Drittel der SMI-Avancen verantwortlich waren. Händler sprachen hier von anhaltenden Umschichtungen aus anderen europäischen Pharmaaktien. Diese waren bisher vor allem zulasten von Novartis (+1,0%) gegangen, die nun aber am Berichtstag ebenfalls solide zulegten.
Mit Nestlé (+1,1%) war aber auch das dritte SMI-Schwergewicht stark gesucht. Händler berichteten hier von Spekulationen, wonach der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey bei der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses seine Prognose für das diesjährige organische Umsatzwachstum etwas anheben könnte. Der jüngste Fall auf Jahrestiefstniveau sei eine günstige Einstiegsgelegenheit, meinte entsprechend ein Analyst dazu.
Gut nachgefragt waren ausserdem die Titel der Grossbanken UBS (+1,5%) und CS (+1,1%), die sich damit von den jüngsten deutlichen Abgaben etwas erholten. Grössere Avancen gab es bei den Blue Chips ausserdem für die Papiere von Lonza (+1,6%), Kühne+Nagel (+1,6%) oder Sonova (+1,4%).
Einziger klarer Verlierer bei den Blue Chips waren die gewöhnlich sehr volatilen Titel des Backwaren-Herstellers Aryzta (-2,2%). Die Avancen der letzten Tage waren mit Käufen von Grossanlegern erklärt worden. Nun seien wohl bereits wieder Gewinne mitgenommen worden, hiess es. Die übrigen Blue Chips mit einem zumeist nur geringen Minus waren Bâloise, Sika, Vifor, Swiss Life und Adecco, wobei keine fundamentale Erklärungen dafür vorhanden waren.
Im breiten Markt standen die Titel der Bank Cler (+25% auf 52 Fr.) mit weitem Abstand an der Spitze. Dies, nachdem die Basler Kantonalbank bekannt gab, die Cler-Aktien vollständig übernehmen zu wollen. Aktuell gehören den Baslern drei Viertel der Anteile an der Bank. Den Aktionären wird ein Übernahmeangebot von 52 Franken je Aktie unterbreitet.
Mikron (+17%) waren nach Umsatzzahlen und einer Hochstufung durch die Bank Vontobel bei hohen Volumen stark gesucht. Dieser Titel habe einen sehr engen Markt, so dass die Veränderungen schnell gross sein können, meinte ein Händler dazu. Idorsia (+6,3%) profitierten derweil von News. Das Biotechunternehmen hat den Start seiner vierten Phase-III-Studie in diesem Halbjahr angekündigt. Damit habe es seine im Februar selbst gesteckten Ziele konsequent umgesetzt, hiess es lobend im Markt.
Auf der anderen Seite waren die Aktien des Vakuumventil-Herstellers VAT (-4,2%) unter den grössten Verlierern und setzten damit ihre Talfahrt fort. Die Credit Suisse hat ihre Gewinneinschätzungen aufgrund der schätzungsweise schrumpfenden Investitionen im weltweiten Halbleitergeschäft gekappt und das Kursziel gesenkt. Im Fokus des Interesses stand auch der Börsengang des Maschinenbauers Klingelnberg: Das Papier eröffnete leicht über dem Ausgabepreis von 53,00 Franken, stieg dann klar an bis 55,25, fiel zum Schluss aber bis auf 52,50 Franken zurück. (awp/mc/pg)