CH-Schluss: SMI sackt weitere 2,3% auf 7583 Punkte ab
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag einen weiteren heftigen Kursrutsch erlebt. Der Leitindex SMI hatte sich zum Handelsstart zunächst etwas gefangen, war dann aber wieder ins negative Fahrwasser geraten und knüpfte an die bereits massiven Verluste vom Montag an. In der zweiten Handelshälfte wurde gar die 7’600er Marke unterschritten und ein neues Mehrjahrestief markiert. Widerstände würden derzeit von den Bären förmlich überrannt, sagte ein Charttechniker. Einziger Lichtblick waren hierzulande die Actelion-Aktien, die nach der Veröffentlichung der Jahresergebnisse im Plus schlossen.
Als Gründe für die jüngste Verkaufswelle wurden im Handel die Währungsturbulenzen in China, der tiefe Ölpreis und die Furcht vor einer neuen Bankenkrise genannt. Die Angst sei greifbar, und jedes Argument zu verkaufen, werde auch genutzt, hiess es. Erschreckend sei dabei vor allem, dass schon seit Wochen keine wirkliche Gegenbewegung gesehen wurde. Das Abwärtstempo am Schweizer Aktienmarkt hat sich mit Beginn des Monats Februar sogar noch beschleunigt. Stand der SMI Ende Januar bereits knapp 6% im Minus, resultiert aktuell ein Verlust von über 14%.
Der Swiss Market Index (SMI) stand zum Handelsschluss 2,27% tiefer bei 7’583,27 Punkten. Im Tagesverlauf war der Kurs bis auf 7’540 Zähler abgerutscht. Letztmals wurde ein so tiefer Stand im Sommer 2013 gesehen. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gab um 2,58% auf 1’130,10 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 2,26% auf 7’869,03 Stellen nach. Von den 30 SMI/SLI-Titeln standen am Ende bis auf Actelion alle im Minus.
Auffällig waren die erneut heftigen Verluste der Grossbankenaktien. So führten CS mit einem Minus von 8,4% das Verliererfeld an, UBS (-5,6%) folgten mit etwas Abstand. Die anhaltenden Sorgen über die Weltwirtschaft und damit auch über die Stabilität und die Profitabilität des Finanzsektors seien für die Bankenaktien weltweit eine Belastung, hiess es in Analystenkreisen.
Gemäss einer Studie von Goldman Sachs wird am Markt bereits die Frage gestellt, ob sich eine neue Finanzkrise anbahne. Dieses Risiko halten die Experten der amerikanischen Investmentbank allerding für limitiert. Denn die Liquidität des Sektors sei ausreichend, die Geldmärkte seien weiter offen, und nicht zuletzt seien die Institute besser kapitalisiert als vor der letzten Finanzkrise.
Unter die Räder kamen auch die stark vom Ölpreis abhängigen Transocean (-6,8%) sowie LafargeHolcim (-4,9%). Letztere waren bereits zum Wochenbeginn um satte 8% eingebrochen. Grund dafür war der Wechsel an der Spitze des Verwaltungsrates. Co-VRP Wolfgang Reitzle, der laut Analysten eine zentrale Rolle bei der Fusion spielte, stellt sich nach nur einem Jahr nicht mehr zur Wiederwahl. Der designierte Nachfolger Beat Hess sei zudem angesichts seines Alters keine langfristige Lösung, meinen Experten.
Verluste von über 4% verzeichneten zudem die zyklischen Swatch und Aryzta. Bei der Assekuranz schnitten Zurich (-3,6%) am schlechtesten ab – der Konzern wird am Donnerstag die Bücher öffnen. Nach der Gewinnwarnung von Ende Januar haben die Investoren vor allem die Höhe der Dividende im Blick.
Einsamer Lichtblick unter den Blue Chips waren auf der anderen Seite Actelion (+1,1%). In Analystenkreisen wurde der am Morgen veröffentlichte Jahresumsatz als gut, wenn auch nicht als «überwältigend» bezeichnet. Insbesondere der Hauptumsatzträger Tracleer habe sich im Schlussquartal besser als erwartet verkauft. Gelobt wurde auch der «ermutigende» Ausblick für 2016. Als positive Überraschung wurde ausserdem die Erhöhung der Dividende gewertet.
Relativ gut hielten sich Galenica, Kühne+Nagel, Lonza, Geberit und Givaudan, die allesamt weniger als 1% einbüssten.
Am breiten Markt schlossen nach Zahlen der IT-Grosshändler Also (Aktie +0,8%), die Beteiligungsgesellschaft Private Equity Holding (+1,7%) und die Immobiliengesellschaft SFPI (unverändert) sowie das Industrieunternehmen Metall Zug (-0,4%) besser als der Durchschnitt.
Grössere Gewinne verbuchten ohne konkrete News u.a. U-blox (+4,9%), während es für Myriad (-11,2%), Charles Vögele (-10,0%), EFG (-8,9%) und Santhera (-7,8%) heftig bergab ging. (awp/mc/pg)