CH-Schluss: Leichte Gewinnmitnahmen vor dem Wochenende
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag mit leichten Verlusten, aber klar über Tagestief beendet. Nach einer starken Börsenwoche, in welcher der SMI erstmals über der Marke von 11’000 Punkten notierte, ging den Investoren der Schnauf etwas aus. Händler sprachen von leichten Gewinnmitnahmen. «Vor dem Wochenende hat wohl manch ein Anleger seine Gewinne der Woche ins Trockene gebracht», meinte einer. «Man kann nie wissen, was das Wochenende wieder Neues bringt in Sachen Coronavirus.»
Die am Nachmittag veröffentlichten US-Arbeitsmarktzahlen, die an den Märkten jeweils hohe Beachtung finden, führten zwischenzeitlich zu etwas Volatilität, per Saldo blieb der Einfluss allerdings gering. Die Zahlen seien für die Börse gut und schlecht zugleich gewesen, hiess es etwa. Gut deshalb, weil sie keine Schwäche am US-Arbeitsmarkt trotz des Coronavirus zeigten. Schlecht, weil sie eine weitere Zinssenkung der Zentralbank verhindern könnten. Grundsätzlich dürften sie aber Wahlkampfhilfe für Donald Trump sein, was wiederum den meisten Börsianern gefalle.
Der Leitindex SMI machte zum Handelsschluss einen guten Teil der Verluste wett und verlor lediglich noch 0,10 Prozent auf 11’001,53 Punkte, dies bei einem Tagestief von 10’958 und einem Tageshoch von 11’016 Zählern. Im Wochenvergleich legte der wichtigste Schweizer Aktienindex damit um hohe 3,5 Prozent bzw. über 370 Punkte zu und machte die Vorwochenverluste (-2,0%) mehr als wett.
Der SLI, der die 30 wichtigsten Schweizer Werte umfasst, gab am Freitag um 0,17 Prozent auf 1’683,29 und der breite SPI um 0,23 Prozent auf 13’266,81 Punkte nach. Bei den 30 Blue Chips standen zum Schluss 21 Verlierer acht Gewinnern gegenüber, ein Titel (Swiss Life) schloss unverändert.
Den ganzen Tag fest im Fokus der Anleger standen die Papiere der Credit Suisse. Die Aktien der zweitgrössten Schweizer Bank brachen nach dem angekündigten Chefwechsel von Tidjane Thiam zu Thomas Gottstein anfänglich um rund 5 Prozent ein, konnten die Verluste aber im Tagesverlauf wettmachen. Ganz kurz vor Handelsschluss drehte das Papier gar ins Plus und schloss 0,2 Prozent höher.
Der Wechsel an der Spitze habe wohl bei vielen Marktteilnehmern anfänglich für Unbehagen gesorgt, hiess es bei Händlern. Viele Investoren hätten dann aber auf dem tieferen Kursniveau eine Einstiegsmöglichkeit und auch neue Chancen für die Bank gesehen. Die CS-Papiere hatten aufgrund der Querelen um die Führungsspitze vor allem in der Vorwoche mit einem Minus von fast 7 Prozent sehr schwach tendiert.
Grösster Gewinner bei den Blue Chips waren Swisscom (+2,5%), nachdem die Papiere des «Blauen Riesen» bereits am Vortag nach Zahlen einen sehr guten Lauf hatten. Swisscom schaffe es weiterhin, dem hart umkämpften Schweizer Telekommunikationsmarkt standzuhalten, meinte ein Analyst in seinem Kommentar am Tag danach. Einige von seiner Gilde mussten denn auch ihre Kursziele nach oben anpassen.
Ansonsten war bei den Blue Chips nicht allzu viel los. Grösste Verlierer waren einige Zykliker wie Sika, Clariant, ABB, Richemont oder LafargeHolcim, die alle leicht über ein Prozent einbüssten. Grösste Gewinner neben Swisscom waren die Finanztitel UBS (+1,0%) und Swiss Re (+0,7%). Roche (+0,5%) profitierten von positiven Studiendaten.
Etwas mehr los war im breiten Markt. Ems (-0,1%) etwa gaben nach Zahlen nach, wenn auch zum Schluss nur noch ganz knapp. Der Spezialchemiekonzern musste 2019 erstmals seit vier Jahren einen Umsatzrückgang hinnehmen. Stärker unter Druck nach Jahreszahlen gerieten hingegen die Titel des Immobilienunternehmens Mobimo (-4,6%), während die PS der Graubündner Kantonalbank bei Handelsschluss 0,3 Prozent höher notierten.
Weiter fielen die MCH-Papiere mit einem Minus von 3,3 Prozent auf. Die Messebetreiberin sagte wegen der Ausbreitung des Coronavirus die 2020-Ausgabe der Kunstmesse Art Basel in Hongkong ab. Bei Idorsia (-5,5%) war derweil von Gewinnmitnahmen die Rede. «Viele kurzfristig orientierte Investoren haben wohl vor den Zahlen gekauft und sind jetzt wieder raus gegangen», meinte ein Händler. (awp/mc/pg)