CH-Schluss: Praktisch auf Rekordhoch
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach einem schwächelnden Start im Verlauf den Rekordkurs wieder aufgenommen und nahe dem Allzeithoch geschlossen. Getragen wurde der Aufwärtstrend von guten Firmenergebnissen in den USA, von der Hoffnung auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik der US-Notenbank Fed und auf einen geregelten Brexit. Zudem gebe es Signale einer möglichen Entspannung im Handelskonflikt der USA mit China, heisst es am Markt.
Die Anleger seien nicht euphorisch, aber vorsichtig optimistisch, sagt ein Händler. Aber vor der Bekanntgabe der US-Zinsentscheidung hätten sie sich eben nicht voll exponieren wollen. Es werde zwar mehrheitlich mit einem weiteren Zinsschnitt gerechnet. Wirklich wichtig sei dabei aber die Wortwahl der Währungshüter und ihre aktuelle Einschätzung der Wirtschaftslage. Und diesbezüglich könne man ja nie wissen, wie solche Worte am Markt ankommen würden, sagte ein Händler. Zudem stehe mit dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag der nächste starke Impuls auf dem Programm. Am Mittwoch startet ausserdem die Europäische Zentralbank ihr Anleihekaufprogramm. Auch dies dürfte genau verfolgt werden.
Der Standardwerteindex SMI stieg im Verlauf bis auf das neue Hoch auf 10’260,69 Punkte und schloss um 0,25 Prozent höher auf 10’257,69 Zählern. Der die 30 wichtigsten Werte umfassende SLI gewann 0,10 Prozent auf 1’573,31 Zähler und der breitgefasste SPI 0,21 Prozent auf 12’369,84 Zähler. Von den 30 SLI-Titeln gaben 16 nach, 3 schlossen unverändert und 11 legten zu.
Getragen wurde der Markt von den Kursgewinnen des Pharmaschwergewichts Novartis (+0,9%). Angeführt wurde der SLI aber von den Bauzulieferern LafargeHolcim (+1,9%), Sika (+0,9%) und Geberit (+0,5%), die nach einer positiven Branchenstudie gefragt waren. Geberit veröffentlicht am Donnerstag den Quartalsbericht.
Zu den grösseren Gewinnern zählten zudem die Anteile des Augenheilmittelkonzerns Alcon (+0,4%) und des Lebensmittelriesen Nestle (+0,3%). Die Genussscheine des Novartis-Rivalen Roche (-0,1%) schwächten sich dagegen leicht ab. Roche hatte am Morgen erklärt, die Frist für die Spark-Übernahme erneut zu verlängern.
Bei der Verliererliste war kein Trend auszumachen: Investoren trennen sich sowohl von Zyklikern wie Adecco (-0,7%), Logitech (-3,1%) und Temenos (-2,3%), als auch von eher defensiven Papieren wie Swisscom (-1,0%) oder Vifor Pharma (-0,4%).
Unter Gewinnmitnahmen litten zudem Sonova (-0,3%) und ABB (-0,4%). Die Elektrotechniktitel konsolidierten ihren Höhenflug seit der Bekanntgabe des Quartalsberichts in der vergangenen Woche.
Richemont (-0,3%) konsolidierten den jüngsten Anstieg, den sie im Sog der Berichte über eine Übernahme von Tiffany’s durch LVMH verbucht hatten. Die Titel von Rivale Swatch waren unverändert.
Die Aktien der Credit Suisse (+0,2%) machten zum Schluss frühe Verluste praktisch wett. Die zweitgrösste Schweizer Bank veröffentlicht am Mittwoch ihren Quartalsbericht. Die Papiere der Nummer 1 waren um 0,3 Prozent teurer und Julius Bär rückten gar um 0,7 Prozent vor.
Grössere Bewegungen gab es am breiten Markt. Dort wurden gute Ergebnisse mit Kursaufschlägen belohnt und schlechte Zwischenberichte «gnadenlos» abgestraft.
Ein sattes Auftragsplus verhalf den Anteilen von Schaffner zu einem Kursplus von 12 Prozent. Meyer Burger (+5,0%) waren am Tag vor der ausserordentlichen Generalversammlung gefragt. Landis & Gyr (+4,7%) rückten dank eines positiven Zwischenberichts vor.
Den Aktien von Schmolz+Bickenbach verhalfen spekulative Käufe zu einem Kursanstieg von 10 Prozent. Die Liwet Holding, dessen grösster Anteilseigner der russische Investor Viktor Vekselberg ist, will vier von sieben Verwaltungsräten rauswerfen und mit eigenen Leuten ersetzen.
Dagegen wurden Rieter (-2,3%) nach einem Einbruch des Auftragseingangs im dritten Quartal aus den Depots gekippt.
Die Aktien von Kuros brachen um 10,4 Prozent ein. die Investoren goutierten die Pläne für eine Kapitalerhöhung nicht, hiess es am Markt.
Gewinnmitnahmen setzten dem Höhenflug von Polyphor (-12,4%) zumindest vorübergehend ein Ende. Die Biotechfirma war in den vergangenen Sitzungen stark gesucht, nachdem ein Bericht über die Entdeckung einer neuen Antibiotika-Klasse, die gegen mehrere Bakterien wirksam sein soll, veröffentlicht worden war. Entdeckt wurde sie von Zürcher Forschenden in Zusammenarbeit mit Polyphor. (awp/mc/ps)