CH-Schluss: SMI schliesst wegen Ölpreisschock unter 10’000 Punkten

Boerse

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag nach den Angriffen auf Ölanlagen in Saudi-Arabien erstmals seit über einer Woche unter 10’000 Punkten geschlossen. Die Drohnenangriffe auf die grösste Ölraffinerie in dem Königreich haben die Ölproduktion dort dramatisch einbrechen lassen.

Das liess die Ölpreise so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr hochschiessen. Zunächst legten die Preise um bis zu 20 Prozent zu, bevor sich der Anstieg dann abschwächte. Steigende Ölpreise könnten die Hoffnungen auf einen konjunkturellen Aufschwung im Keim ersticken, sagte ein Analyst. Zudem treibt Investoren die Sorge vor einer militärischen Eskalation um. Mitglieder der US-Regierung machten den Iran für die Drohnenangriffe auf Ölanlagen am Samstag verantwortlich.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,78 Prozent tiefer bei 9’969,19 Punkten. Der breite Swiss Performance Index (SPI) sank um 0,89 Prozent auf 12’072,88 Stellen. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), bei dem die grossen Werte nicht mit ihrem ganzen Gewicht enthalten sind, gab um 0,80 Prozent auf 1’535,48 Zähler nach. Von den 30 grössten Titeln schlossen ausnahmslos alle im Minus.

Die grössten Verluste fuhren AMS (-2,4%) ein. Am Morgen gab das Unternehmen neue Details zur geplanten Übernahme des Konkurrenten Osram bekannt. Und Osram empfiehlt die AMS-Offerte nun zur Annahme – wenn auch widerwillig. Investoren beurteilten den geplanten Deal nach wie vor unterschiedlich, hiess es am Markt. Der Abgabedruck sei nach einem Anstieg der Papiere um über 20 Prozent in den vergangenen zwei Wochen aber wohl auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen, war zu hören.

Angesichts der Unsicherheiten sowie der anhaltenden Unruhen in Hongkong fanden sich die Luxusgüterwerte Swatch (-2,1%) und Richemont (-1,8%) ebenfalls weit oben auf der Verliererliste.

Die neuerlichen Konjunkturängste lasteten laut einem Analysten auch auf den Bankenwerten, allen voran den Credit-Suisse-Papieren (-1,7%), aber auch Julius Bär (-0,9%) und UBS (-1,0%). Zu einem «eher geringen Teil» führte der Analyst die Kursverluste bei CS auf einen Bericht in der Wochenendpresse zurück. Demnach soll die Schweizer Zentrale stärker in den Kreditskandal in Mosambique verwickelt sein als bisher angenommen.

Auch weitere Finanzpapiere wie Partners Group (-2,1%) oder Swiss Life (-1,5%) kamen unter die Räder. Beim Lebensversicherer hat die US-Bank JP Morgan das Rating in einer Branchenstudie auf ‹Underweight› von ‹Neutral› gesenkt. Auf der anderen Seite kamen Zurich in der gleichen Studie mit einer bestätigten Kaufempfehlung und einem erhöhten Kursziel gut weg – und verzeichnen mit -0,1 Prozent prompt unterdurchschnittliche Abgaben.

Bei Kühne+Nagel (-1,1%) befürchteten Börsianer aufgrund des Ölpreisanstieges eine Margenerosion und einen Gewinnrückgang, sagte ein Marktteilnehmer. Damit könnte der jüngste Erholungsversuch abgewürgt werden.

Nicht einmal die schwergewichtigen Roche (-0,1%) konnten sich zum Schluss dem Abwärtssog entziehen, wobei sie sich lange als einzige Blue Chips im Plus hatten halten können. Der Pharmakonzern zeigte sich an seinem Pharma-Day für Investoren und Analysten zuversichtlich. Er erwartet, dass die jüngeren Medikamente des Konzern zwischen 2019 und 2023 einen so hohen Spitzenumsatz erreichen werden, und dass die erwartete Umsatzerosion mehr als ausgeglichen werden könne.

Novartis (-0,9%) litten derweil unter einer neuen Sicherheitswarnung der US-Gesundheitsbehörde FDA unter anderem für das Krebsmittel Kisqali.

Am breiten Markt stürzten die Titel von Schmolz+Bickenbach (-11%) nach einer Ratingabsenkung durch Standard&Poors weiter ab. Auf der anderen Seite waren die Aktien des Bahnbauers Stadler (+1,0%) und des Spinnereimaschinenherstellers Rieter (+1,4%) gefragt. Auftrieb gaben Interview-Aussagen von Stadler-Firmenpatron Peter Spuhler, wonach er Ankeraktionär bleiben wolle. Ausserdem wurde bekannt, dass Spuhler auch bei Rieter zugekauft hat. (awp/mc/pg)

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