Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Dienstag mit klar tieferen Kursen beendet. Der SMI notierte zwar die meiste Zeit leicht im Minus, gegen Handelsschluss verstärkte sich die Abwärtsbewegung aber klar. Für Druck auf den SMI sorgten vor allem die beiden Index-Schwergewichte Nestlé und Roche, die klar im negativen Bereich gehandelt wurden. Händler sprachen von einem seit einiger Zeit zumindest per Saldo richtungslosen Handel. Manchmal seien die Schwergewichte dabei eine Stütze, manchmal – wie etwa heute – eine Belastung für den Gesamtmarkt.
Mit dem Ende der Berichtssaison seien nun wieder Konjunkturdaten verstärkt in den Fokus der Investoren gerückt, hiess es ausserdem. Die am frühen Nachmittag veröffentlichten deutschen Inflationsdaten für den November fielen zwar etwas besser aus als erwartet. Ökonomen sahen in ersten Reaktionen darauf aber noch keinen Grund zur Entwarnung. Auch die US-Notenbank Fed steht mit einer für den morgigen Mittwoch erwarteten Rede von Jerome Powell im Zentrum. Der Fed-Chef könnte dabei die jüngsten Erwartungen hinsichtlich einer etwas weniger restriktiven Geldpolitik nicht in dem Masse erfüllen, wie es die optimistischsten Erwartungen aktuell einpreisten, meinte ein Händler – deshalb habe wohl auch der Druck gegen Handelende deutlich zugenommen.
Der SMI schloss mit einem Minus von 0,76 Prozent bei 11’077,81 Punkten nahe dem Tagestief, das Tageshoch lag ziemlich genau 100 Punkte darüber. Der 30 Titel umfassende SLI fiel um 0,78 Prozent auf 1692,59 und der breite SPI um 0,90 Prozent auf 14’133,12 Zähler. Unter den 30 Blue Chips gab es zum Schluss 21 Verlier und nur neun Gewinner.
Im negativen Fokus waren auch am heutigen Handelstag wieder die Aktien der Grossbank Credit Suisse (-3,6% auf 2,902). Das neue Tief, das am späteren Nachmittag erreicht wurde, liegt nun bei 2,867 Franken. Seit dem gestrigen Montag werden die Titel ohne die Bezugsrechte im Zusammenhang mit der laufenden Kapitalerhöhung gehandelt. Die separat an der SIX kotierten Bezugsrechte, die zum Kauf der neuen Aktien berechtigen, standen ebenfalls stark unter Druck (-31%). «Offenbar wollen zahlreiche Anleger bei der Kapitalerhöhung nicht mitmachen und verkaufen ihre Bezugsrechte», meinte ein Händler. Diese Verkaufswelle bei den Bezugsrechten wiederum übe ebenfalls Druck auf die Aktien aus.
Für das klare Minus zum Handelsschluss sorgten aber vor allem die beiden Index-Schwergewichte Nestlé (-2,0%) und Roche (-1,0%). Der Nahrungsmittel-Hersteller hielt am Dienstag einen Investorentag ab. Grundsätzlich habe dieser wenig Überraschendes gebracht, hiess es. Die Aktie habe aber im Vorfeld des Investorentages einen guten Lauf gehabt und einige Analysten hätten sich von den neuen Mittelfristzielen und in Sachen Aktienrückkäufe wohl etwas mehr erhofft, sagte ein Marktteilnehmer. Aber Grund zur Sorge gebe es bei Nestlé bestimmt nicht.
Roche hatte derweil am Morgen mitgeteilt, seine Krebstherapie Tecentriq in der Indikation Blasenkrebs freiwillig vom US-Markt zurückzuziehen. Novartis (+0,02%) als drittes Schwergewicht hielt sich knapp im Plus.
Grosse Abgaben gab es bei den Blue Chips auch für einige Wachstumswerte wie etwa Givaudan (-3,7%), Straumann (-3,5%), Lonza (-2,8%) oder Sonova (-2,0%). «Vor der morgigen Powell-Rede war auch bei den hiesigen Wachstumsaktien eine gewisse Abgabebereitschaft zu verspüren», sagte ein Händler. Signalisiere Powell ein Festhalten am strikten geldpolitischen Kurs, könnte diesem Titelsegment gar ein weiterer Rücksetzer drohen.
Klar im Plus schlossen die beiden Uhrenwerte Richemont (+2,3%) und Swatch (+1,4%) sowie Schindler (+1,5%). Händler verwiesen hier auf China, wo die neuesten Corona-Meldungen zumindest nicht noch negativer ausgefallen sind als zuvor. Auch gewisse Finanzwerte zeigten sich freundlich, allen voran Swiss Re (+0,9%) und Julius Bär (+0,6%).
Im breiten Markt verloren vor allem Titel aus dem wachstumsträchtigen Gesundheitssektor zum Handelsschluss stark an Terrain, so etwa Idorsia (-6,7%), Tecan (-6,1%) oder Medacta (-5,5%). Dottikon ES (+1,5%) legten nach der Veröffentlichung von Halbjahreszahlen dagegen deutlich zu, hielten aber nicht die ganzen Gewinne. (awp/mc/ps)