Zürich – Nach den bewegten Vortagen mit zuletzt deutlichen Abgaben hat der Schweizer Aktienmarkt am Mittwoch zu einem Erholungsversuch angesetzt und fester geschlossen. Dabei konnte sich der Leitindex SMI kurzzeitig bis auf wenige Punkte an die 10’900er-Marke heranarbeiten. Händler werteten dies als technische Gegenbewegung und nicht als nachhaltige Erholung. Auch an den anderen Börsenplätzen Europas ging es aufwärts. Gleichwohl überwogen die mahnenden Stimmen. Denn zu den ohnehin schon schwergewichtigen Problemen und Risiken kämen immer neue hinzu, lautete der Tenor. «Die Marktteilnehmer kommen dadurch nicht zur Ruhe, und so werden kurz zuvor eingegangene Aktienpositionen wenig später wieder aufgelöst», erklärte ein Händler.
Das Dilemma sei, dass die Finanzmärkte zwischen Inflation und restriktiver Zinspolitik sowie einer sich abschwächenden Konjunktur feststeckten. «Gute Wirtschaftsdaten unterstützen einen schnellen Zinsanhebungszyklus und schwache Wirtschaftsdaten schüren Rezessionsängste», sagte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Dazu kommen geopolitische Faktoren wie der Ukraine-Krieg, die immer stärker drohende Energiekrise sowie die Null-Covid-Politik in China. Als Ergebnis hätten sich die Anleger vorsichtig verhalten. Dies auch, weil um 20.00 Uhr die US-Notenbank Fed ihr jüngstes Sitzungsprotokoll veröffentlicht.
Der SMI schloss unter dem Tageshoch von 10’897 Punkten um 1,29 Prozent fester auf 10’840,60 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 1,42 Prozent auf 1655,37 und der breite SPI um 1,34 Prozent auf 13’982,10 Zähler. 26 SLI-Werte schlossen höher und vier tiefer.
Gesucht waren Technologiewerte, die nach massiven Kurseinbrüchen und im Sog der am Vortag gestiegenen US-Technologiebörse nun wieder gekauft wurden. Dabei legten Temenos 3,9 Prozent zu. Bei den Aktien der Softwareschmiede fragten sich manche Marktteilnehmer, ob hinter dem Kursgewinn nicht eher Übernahmespekulationen stecken könnten. Diese Spekulationen waren zuletzt zwar abgeklungen, nachdem «The Market» mit Berufung auf informierte Kreise berichtet hatte, eine Übernahme durch Private Equity-Firmen sei angeblich geplatzt. Ebenfalls fester schlossen die Technologietitel Logitech und VAT sowie am breiten Markt Softwareone (+4,8%), Logitech, Comet, Inficon (jeweils +3,5%), Sensirion (+2,4%) und Ascom (+4,3%).
Angeführt wurden die Gewinner aber von Straumann (+4,6%), gefolgt von Partners Group, Sonova, Lonza, Sika, Geberit, Alcon und Richemont, die zwischen 3,8 und 1,5 Prozent stiegen. Mit ihnen legten (Wachstums-) Werte deutlich zu, die seit Jahresanfang massiv verloren hatten.
Gestützt wurde der Gesamtmarkt von den beiden Schwergewichten Nestlé (+1,9%) und Roche (+1,4%). Novartis (+0,4%) hinkten dagegen klar hinterher. Hier wirkte ein Analystenkommentar vom Vortag etwas nach, hiess es. Jefferies hatte sich kritisch über die zuletzt kolportierten Abspaltungs-Szenarien für die Generika-Tochter Sandoz geäussert. Ein Verkauf schüfe mehr Shareholder Value.
Auf Erholungskurs befanden sich konjunktursensiblere Werte wie Adecco (+2,5%), Kühne+Nagel (+2,1%) oder ABB (+1,3%), denen zuletzt immer wieder Rezessionsängste zugesetzt hatten. Hier werde die demnächst beginnende Berichtssaison Aufschluss geben. Dabei stünden allerdings die Aussagen zu den Aussichten im Fokus, sagte ein Händler.
Zwar waren die Finanzwerte CS (+0,04%), UBS +0,3%) und Zurich (+0,8%) etwas fester. Sie reihten sich aber dennoch wie Julius Bär (-1,1%) und Swiss Re (-0,3%) am unteren Ende der Rangliste ein. Ihnen machten die wieder gesunkenen Renditen und Rezessionssorgen zu schaffen, hiess es am Markt. Schwächer schlossen Swisscom (-1,0%) und Holcim (-0,03%).
Am breiten Markt sorgten bei den Aktien der Skan Group (+6,4%) ein freundlicher Analystenkommentar für kräftigen Rückenwind. (awp/mc/ps)