Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am letzten Handelstag des Jahres noch einmal klar nachgegeben. Nach einem Start mit relativ moderaten Verluste ging es im weiteren Verlauf des Tages praktisch nur noch bergab mit einem Schlussstand deutlich unter 10’800 Punkten. Wie meist lief kurz vor dem Jahresende aber nicht mehr viel. Auch mit «Window Dressing», der am Jahresende üblichen Kurspflege bei Einzelwerten, habe sich die Bilanz nicht mehr retten lassen, meinte ein Händler. «Das Jahr ist schlicht zum Vergessen. Am besten abhaken und nach vorne schauen», fügte er an.
«Die Ära des billigen Geldes ist vorbei», umschrieb die Onlinebank Swissquote das abgelaufene Jahr in einem Satz. Vieles habe sich verändert innerhalb eines Jahres. Die Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank zur Bekämpfung der Inflation seien viel weiter gegangen als sich dies die Mehrheit im Vorfeld hätte träumen lassen. Deshalb sei auch bereits kurz nach Jahresbeginn die Phase des Bärenmarktes eingeläutet worden. Zahlreiche Marktteilnehmer gehen nun davon aus, dass zumindest auch die erste Hälfte des kommenden Jahres an den Aktienmärkten schwierig bleiben dürfte.
Der SMI beendete den Handel mit einem Tagesminus von 1,18 Prozent bei 10’729,40 Punkten. Auf die verkürzte Altjahreswoche gesehen ergab sich nochmals ein Verlust von 0,7 Prozent und auf den gesamten Monat Dezember ein solcher von 3,6 Prozent. Im Vergleich zum Schlussstand von Ende 2021 resultierte ein Jahresminus von 16,7 Prozent.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste am Freitag 1,19 Prozent auf 1640,40 Punkte ein und der breite SPI 1,12 Prozent auf 13’734,86 Punkte. Der Jahressaldo des SLI lag bei -20,7 Prozent und derjenige des SPI bei -16,5 Prozent.
Credit Suisse (-2,0%) hielten am letzten Handelstag wie oft in diesem Jahr noch einmal die rote Laterne unter den Blue Chips. Händler erwähnten in diesem Zusammenhang das Stichwort «Window Dressing». Viele Portfoliomanager kippten den am schlechtesten gelaufenen Standardwert zum Jahresende noch aus dem Depot. Der Kurs der krisengeschüttelten Grossbank hat 2022 über zwei Drittel seines Werts eingebüsst. Und schon das insgesamt starke Börsenjahr 2021 hatten CS mit einem Minus von über 20 Prozent abgeschlossen.
Zu den deutlicheren Verlierern gehörten am Berichtstag auch Lonza (-1,8%). Berenberg hat zwar das Rating «Buy» für den Pharmazulieferer bestätigt, gleichzeitig aber das Kursziel auf 550 von 720 Franken deutlich gesenkt.
Bei Swiss Re (-1,8%) und Zurich (-1,4%) führten Marktteilnehmer den jüngsten Wintersturm Elliott ins Feld. Dieser könnte in den USA laut Schätzungen einen versicherten Schaden von 5,4 Milliarden Dollar verursacht haben. Zurich war allerdings mit einem Kursplus von gegen 11 Prozent mit Abstand der beste Blue Chip in 2022.
Nebst Zurich beendeten einzig UBS, Novartis und Holcim das Jahr mit einem positiven Saldo, alle drei gaben unmittelbar vor Silvester im Tagesverlauf aber noch einmal nach.
Die hintersten Ränge in der Jahresliste belegten nach Credit Suisse die technolgieaffinen Aktien von Temenos und AMS Osram mit Einbussen von je rund 60 Prozent, über 40 Prozent fielen zudem Lonza, Givaudan, Sika, Geberit, VAT, Partners Group und Straumann zurück.
Von den drei Schwergewichten landeten auf Jahressicht die bereits erwähnten Novartis als einzige im Plus (+4,1%). Nestlé verloren 16 Prozent an Terrain und Roche gar über 23 Prozent.
Im breiten Markt fielen am Freitag die in den vergangenen Tagen sehr volatilen Santhera mit einem Tagesplus von 20 Prozent noch einmal auf. Die Titel hievten sich damit auch in der Jahresbilanz noch in den positiven Bereich.
In der Jahresrangliste waren Zur Rose, Addex, Obseva und Talenthouse mit Einbussen von jeweils über 90 Prozent die Prügelknaben.
Mit einem Plus von über 125 Prozent und damit mehr als einer Verdoppelung des Kurses gingen Meier Tobler mit Abstand als Sieger aus dem Rennen. Mit Implenia (+85%) folgte ein weiterer Titel aus dem Bauhaupt- und -nebengeschäft auf dem zweiten Platz. (awp/mc/pg)