Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat diese Woche in den Korrekturmodus gewechselt. Am Mittwoch schloss der Leitindex SMI von Beginn weg nahtlos an die Kursverluste des Vortages an büsste am Ende mehr als ein Prozent ein. Auf den hohen Bewertungsniveaus, die in den vergangenen Wochen aufgebaut worden sind, ist die Luft dünn geworden. Zudem sei im Vorfeld der EZB-Sitzung vom Donnerstag die Nervosität nun doch etwas gestiegen, was zu Gewinnmitnahmen führe, sagten Händler.
Nebst den Zinssorgen hätten in letzter Zeit mit Blick auf die rasche Ausbreitung der Delta-Variante auch die Wachstumssorgen zugenommen, ergänzte ein Börsianer. Die Konjunkturerholung könnte mit den steigenden Infektionszahlen an Schwung verlieren. Am Ende handle es sich derzeit wohl aber in erster Linie um eine breit angelegte Korrektur. Renommierte Analysten gehen davon aus, dass sich die Korrektur an gewissen Märkten sogar bis Ende Jahr hinziehen könnte.
Am Mittwoch rutschte der SMI bis Börsenschluss um 1,05 Prozent auf 12’215,14 Punkte ab. Zur Erinnerung: Am Vortag hatte er noch deutlich über 12’300, am Montagabend sogar über der Schwelle von 12’400 Zählern geschlossen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, verlor am Berichtstag 1,12 Prozent auf 1991,67 und der umfassende SPI 1,13 Prozent auf 15’741,88 Zähler. Im SLI lagen am Ende des Tages bis auf zwei Titel sämtliche Blue Chips im Minus.
Die grössten Verluste verbuchten die volatilen Papiere des österreichischen Sensorenherstellers AMS (-4,7%). Und mit dem Computerzubehörspezialisten Logitech (-3,2%) und dem Bankensoftwareunternehmen Temenos (-2,5%) waren noch weitere Vertreter der Techbranche bei den Hauptverlierern anzutreffen.
Holcim weiteten die Kursverluste der vergangenen Tage um 2,3 Prozent aus. Die Titel hatten an den beiden Vortagen rund um das Pariser Gerichtsurteil zum Fall Lafarge in Syrien um 3,0 und um 3,8 Prozent nachgegeben. Sorgen rund um eine allenfalls hohe Busse aus den USA belasten die Papiere.
Anfällig für Gewinnmitnahmen waren derweil Titel, die in diesem Jahr besonders gut gelaufen sind. Dazu zählen auch jene der Partners Group (-2,8%), zu denen es am Vortag Zahlen gegeben hatte. Positive Analystenkommentare, wie aktuell etwa von der Bank Vontobel, gaben der Aktie wenig Halt.
Keine Unterstützung erhielt der Gesamtmarkt von den Schwergewichten Novartis (-1,8%), Roche (-1,1%) und Nestlé (-0,7%). Die Grossbanken Credit Suisse (-1,1%) und UBS (-0,8%) lagen am Ende im Mittelfeld. Die CS hatte zwei neue Geschäftsleitungsmitglieder, unter anderem einen neuen Compliancechef, präsentiert, was am Markt als Randnotiz wahrgenommen wurde.
Etwas besser als der Gesamtmarkt hielten sich die Titel der Uhren- und Schmuckkonzerne Swatch (-0,8%) und Richemont (-0,7%). Händler verwiesen auf die besser als erwartet laufende Wirtschaft im Hauptabsatzmarkt China.
Auch bei Adecco (-0,7%) hielten sich die Abgaben einigermassen in Grenzen. Die angekündigte Aufnahme frischer Mittel zur Finanzierung der im Juli angekündigten Akka-Übernahme hatte die Aktie zu Handelsbeginn stärker unter Druck gesetzt.
Auf der Gewinnerseite waren nur zwei Aktien im SLI zu finden: Mit einem kleinen Plus schlossen die Titel des Versicherungskonzerns Zurich (0,3%) und jene der Swisscom (+0,04%) den Handel ab.
Am breiten Markt büssen Huber+Suhner (-10%), SoftwareOne (-7,2%) oder Vetropack (-3,3%) stark an Terrain ein. In allen drei Fällen haben sich Grossaktionäre von Aktienpaketen getrennt. Bei Softwareone verabschiedete sich der frühere Kernaktionär KKR definitiv, bei Huber+Suhner Metrohm ebenfalls praktisch vollständig, und bei Vetropack veräusserte die Mehrheitsbesitzerin Cornaz Holding ein grosses Paket.
Ein Thema am breiten Markt waren ausserdem die Halbjahreszahlen des Stromkonzerns BKW (-4,1%) sowie der Westschweizer Firma Villars (-1,4%). Der Berner Energiekonzern hat zwar den Gewinn stark gesteigert, was aber vor allem der guten Performance der sogenannten Stilllegungs- und Entsorgungsfonds zu verdanken war. (awp/mc/pg)