CH-Schluss: SMI schliesst schwächer – Warten auf Ausverkauf
Zürich – Nach dem Crash an den US-Börsen vom Vortag hat der Schweizer Aktienmarkt am Mittwoch die Talfahrt zwar fortgesetzt, aber in moderatem Tempo. Inflationssorgen machten den Anlegern zu schaffen, die sich vor allem von konjunktursensitiven und technologielastigen Aktien trennten.
«Es ist vor allem die weiter steigende Kernrate der Inflation, aus der die volatilen Energiepreise herausgerechnet werden, die den Anlegern Sorge bereitet, weil sie zeigt, dass die Preise quer durch die gesamte Wirtschaft steigen», kommentierte ein Marktbeobachter. Die hartnäckige Teuerung dürfte die Fed nicht von ihrem Kurs abbringen, die Zinsen schnell und deutlich zu erhöhen. Zudem sei die Stimmung weiter angespannt, da sich nun nicht mehr nur die Frage nach der weiteren Inflationsdynamik stelle, sondern auch zur weiteren Konjunkturentwicklung in den USA und Europa, ergänzte ein Börsenbeobachter. Dadurch rücke die Ende September beginnende US-Berichtssaison zunehmend in den Fokus.
Der SMI büsste bis Börsenschluss 1,26 Prozent auf 10’754,40 Punkte ein. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten und die Schwergewichte gekappt sind, tauchte um 1,07 Prozent auf 1643,51 Zähler, während der breite SPI 1,31 Prozent auf 13’781,35 Zähler verlor. Im SLI standen 27 Verlierer den 3 Gewinnern gegenüber.
Dennoch halte sich der Schweizer Markt noch einigermassen gut, kommentierte ein Händler mit Blick auf den Absturz der US-Börsen am Vortag. Alle würden auf einen Ausverkauf warten, um wieder einzusteigen. «Der kommt aber noch nicht. Wenn alle auf das Gleiche warten, trifft es meistens nicht ein», sagte der Händler. «Die nächsten Hürden, die es zu überwinden gilt, sind wohl der grosse Eurex-Verfall und die ganzen Indexanpassungen am Freitag», sagte ein anderer Marktteilnehmer.
An der Spitze der Verlierer standen Schindler PS (-4,1%) vor Nestlé (-2,7%). Beim Nahrungsmittelriesen sorgte die Absetzung der bisherigen Kaufempfehlung auf «Neutral» durch Exane BNP für fallende Kurse. Da Nestlé die am stärksten gewichtete Aktie des SMI ist, wirkte sich dies auch deutlich negativ auf den Index aus.
Die beiden anderen Schwergewichte Roche und Novartis hielten sich unterschiedlich: Während Novartis 1,7 Prozent nachgaben, sanken Roche lediglich um 0,4 Prozent. Berenberg senkte die Empfehlung für Novartis auf «Hold» von «Buy», stufte dagegen das Rating für Roche auf «Buy» von «Hold» hoch.
Straumann verloren 2,1 Prozent nach einer Verkaufsempfehlung der UBS. Die Analysten der Grossbank begründen die Verkaufsempfehlung mit einer hohen Bewertung der Aktie im Sektorvergleich. Dahinter erlitten technologielastige und konjunktursensitive Titel wie Geberit (-2,0%), Sika (-2,0%), AMS-Osram (-1,9%), Holcim (-1,9%) oder Adecco (-1,7%) deutliche Einbussen.
Zurich Insurance gaben moderat nach (-0,5%). Die Aktien kämen dank Spekulationen, wonach sich der Versicherer vom australischen Nichtleben-Geschäft trennen könnte, mit einem blauen Auge davon, hiess es im Markt.
Auch Givaudan zeigen nur leichte Verluste (-0,4% auf 3010 Franken), obwohl Jefferies das Kursziel deutlich auf 2600 Franken gesenkt hat. Der gute «Track Record» der Firma dürfte nach der Kurskorrektur eine Stütze gewesen sein, hiess es im Markt.
An der Spitze der wenigen Gewinner unter den Blue Chips standen Sonova (+0,8%). Auch Swatch zeigten ein leichtes Plus von 0,2 Prozent, während die Titel von Konkurrent Richemont um 0,4 Prozent im Minus schlossen.
Partners Group notierten etwas höher (+0,2% auf 934,60 Franken). Der Asset Manager habe bei seinem Semester-Update gezeigt, dass er mit steigenden Zinsen und Margendruck umgehen könne, sagt ein Händler. «Und unter 1000 Franken ist die Aktie einen Versuch wert», sagte ein Händler.
Im breiten Markt standen Lindt&Sprüngli unter Verkaufsdruck (PS -2,7%, Namen -2,5%). Auf den Kurs drückte der Verkauf von Titeln in Höhe von 5 Millionen Franken durch ein Geschäftsleitungsmitglied.
Die Aktien von Lalique sanken in der Schlussauktion noch ins Minus (-0,6%), nachdem sie den ganzen Tag über im Plus notiert hatten. Der Luxusgüterkonzern hat sowohl den Umsatz als auch den Gewinn deutlich gesteigert. Zudem wurde die Übernahme des Seidenlabels Fabric Frontline bekannt gegeben. (awp/mc/pg)