Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag etwas fester geschlossen. Höhere Gewinne wurden von den Abgaben in den grosskapitalisierten Pharmawerten verhindert. Der wichtigste Anlass des Tages war gleichzeitig ein Nullevent: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins erwartungsgemäss unverändert bei 4,5 Prozent belassen. Und EZB-Chefin Christine Lagarde hat mit ihren Aussagen einmal mehr vermieden, Zinssenkungsspekulationen für das Frühjahr zu schüren. «Die EZB hat es nicht eilig, die Zinsen zu lockern», fasste Blackrock die Ratssitzung der Notenbank zusammen.
An der Wall Street sorgten derweil Konjunkturdaten für Schwung. In den USA hat das annualisierte BIP-Wachstum im vierten Quartal mit 3,3 Prozent die Prognose von 2,0 Prozent klar übertroffen. Zugleich stieg der von der US-Notenbank als Inflationsmass favorisierte Deflator für die persönlichen Konsumausgaben (PCE) nur um 1,7 Prozent nach einem Plus von 2,6 Prozent im Vorquartal. Unter dem Strich signalisieren die Daten stabiles Wirtschaftswachstum bei zugleich deutlich nachlassendem Inflationsdruck – aus Sicht von Börsianern eine ideale Kombination.
Der Leitindex SMI schloss am Ende 0,11 Prozent höher bei 11’209,02 Punkten – das war gleichzeitig das Tageshoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten und ihre Gewichtung gekappt ist, legte um 0,22 Prozent auf 1780,08 Zähler zu, der breite SPI um 0,10 Prozent auf 14’604,20. Im SLI kamen auf 18 Gewinner 12 Verlierer.
Givaudan fielen mit einem satten Kursprung von 8,3 Prozent auf. Der Hersteller von Aromen und Riechstoffen hat 2023 zwar unter dem starken Franken und der getrübten Konsumentenstimmung gelitten, die Erwartungen der Analysten aber übertroffen. Vor allem das starke Schlussquartal kam bei Analysten gut an.
Die PS von Lindt & Sprüngli verteuerten sich um 0,9 Prozent – Marktbeobachtern zufolge halfen die guten Givaudan-Zahlen. Auch Nestlé (+0,9%) hielten sich deutlich besser als andere defensive Werte.
So büssten allen voran Sandoz deutliche 2,3 Prozent ein. Auch nicht gefragt waren die Pharma-Schwergewichte Roche GS (-1,3%) und Novartis (-0,8%), die dem Markt aufgrund ihrer hohen Gewichtung den Stempel aufdrückten.
Auch Lonza wurden am Vortag der Bilanzvorlage verkauft – die Papiere des Pharmazulieferers gaben um 2,9 Prozent nach. SGS (-0,7%) werden am Freitag die Jahreszahlen vorlegen. Swatch (-1,0%) gaben erneut nach – auch Richemont (-0,3%) gingen tiefer aus dem Handel.
Die konjunkturoptimistischen Zahlen aus den USA trieben im späten Geschäft verschiedene Zykliker in die Höhe: Kühne+Nagel verteuerten sich um 1,5 Prozent, gekauft wurden auch die baunahen Werte Schindler (+1,5%) und Sika (+1,0%).
Gesucht waren auch verschiedene Finanzwerte wie UBS (+0,6%) und Partners Group (+1,2%).
Dagegen schlossen Julius Bär 0,1 Prozent tiefer. Händler verwiesen darauf, dass der Vermögensverwalter kommende Woche den Jahresabschluss vorlegt und dann «hoffentlich endlich bekanntgibt, wie viel ihn das Signa-Debakel gekostet hat und ob es zu Änderungen im Management kommt».
Auf dem breiten Markt sackten Emmi nach Publikation der Umsatzzahlen 2023 um 5,3 Prozent ab. Der Milchverarbeiter hat unter der gedämpften Konsumentenstimmung und den negativen Auswirkungen des starken Schweizer Frankens auf das Exportgeschäft gelitten.
Auch Montana Aerospace (-7,6%) standen nach enttäuschten Umsatzerwartungen 2023 stark unter Druck. Unter dem Strich könnte wegen Wechselkurs-Effekten auf das Finanzergebnis erneut ein Nettoverlust resultieren, warnte der Luftfahrtzulieferer.
Schlatter (+5,7%) schlossen dafür nach guten Zahlen deutlich fester. Bei Meyer Burger (-11,6%) dagegen fand der Erholungstrend der Vortage ein abruptes Ende. (awp/mc/ps)