CH-Schluss: SMI mit deutlichen Verlusten – «Die Bären toben weiter»
Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt war am Montag Ausverkaufsstimmung. Der Leitindex SMI setzte zu Wochenbeginn den im April gestarteten Abwärtstrend fort und gab im Verlauf des Handels immer mehr ab. «Die Bären toben weiter an den europäischen Aktienmärkten, und ein Ende ist noch nicht in Sicht», hiess es in einem Kommentar. Die potentielle Fallhöhe sei gerade in Anbetracht der vielen Krisenherde und Probleme beträchtlich.
Die Anleger sorgen sich im Umfeld steigender Zinsen und Kosten derzeit generell um das Wachstum der Weltwirtschaft. Grosse Unsicherheitsfaktoren bleiben zudem der Ukraine-Krieg und die Auswirkungen der Pandemie-Einschränkungen in China, von wo am Montag schwache Handelszahlen kamen. «Wir haben im Moment überall Risiken. Da fällt es schwer, positiv in die Zukunft zu schauen», sagte ein Marktbeobachter. In den vergangenen Jahren seien die Marktteilnehmer durch die Hilfestellungen der Notenbanken verwöhnt gewesen. Diesen seien jetzt aber die Hände gebunden.
Der SMI verlor am Montag 2,44 Prozent auf 11’444,18 Punkte und schloss damit im Tagestief. In der vergangenen Woche war es für den hiesigen Leitindex bereits 3,3 Prozent heruntergegangen.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die grössten Aktien stärker gekappt sind, fiel gar um 3,21 Prozent auf 1752,10 Punkte. Der breite SPI gab um 2,54 Prozent auf 14’691,39 Zähler nach. Im SLI gingen 29 Titel tiefer und einer unverändert aus dem Handel.
«Wir sind in einem Bärenmarkt», kommentierte ein Charttechniker. Die nächste Unterstützung des SMI sieht dieser bei 11’380 Punkten. Derzeit werde alles verkauft, was mit Wachstum zu tun habe, hiess es zudem im Handel.
Zu den grössten Verlierern im SLI gehörten denn auch Technologietitel wie Logitech (-6,2%), VAT (-5,8%) und AMS Osram (-5,7%). Diese konnten sich den negativen Vorgaben der Nasdaq nicht entziehen. Und auch am Montag ging es an den US-Börsen – und insbesondere eben an der US-Technologiebörse – weiter kräftig abwärts.
Wachstumswerte, zu denen die Technologietitel, aber auch Medizintechnikaktien wie Sonova (-7,7%) oder Straumann (-6,6%) gehören, leiden jeweils stark unter den steigenden Zinsen, da diese die Finanzierung verteuern. Konjunktursorgen machen wiederum zyklischen Werten wie Sika (-5,9%), Adecco (-5,2%), Kühne+Nagel (-4,8%) und Givaudan (-4,4%) zu schaffen.
Und trotz M&A-Spekulationen erlitten auch Temenos (-6,0%) massive Abgaben. In den vergangenen Wochen hatten Übernahmespekulationen den Titel immer wieder steigen lassen. Auch Holcim (-6,0% oder 2,87 Fr.) verloren am «Ex-Tag» stärker als die Dividende von 2,20 Franken je Aktie.
Swiss Re (-0,3%) hatten über weite Strecken des Handels hingegen klar zugelegt, nachdem ODDO BHF SCA das Rating auf «Outperform» erhöht hatte. Die Versicherungstitel konnten sich dem Negativtrend am Ende aber doch nicht entziehen.
Die schwergewichtigen Roche (unv.) stemmten sich «Safe Haven» gegen den Trend, wie es im Handel hiess. Novartis (-1,5%) und Nestlé (-2,4%) hielten sich im Vergleich zu den grossen Verlierern im SLI aber noch deutlich besser.
Am breiten Markt gab es indes herbe Verluste im zweistelligen Prozentbereich. Swissquote (-12%) wurden für das Kursdebakel bei den Kryptowährungen in Sippenhaft genommen, hiess es unter Händlern.
Den Aktien von Skan (-9,5%) setzte ein vorsichtiger Analystenkommentar durch die Credit Suisse sichtlich zu. Die Grossbank warnte vor hohen Vorabinvestitionen.
Kritisch ist die CS auch mit Blick auf Meyer Burger (-11%), was auch diesen Titel auf Talfahrt schickte. Nach den schwachen Jahreszahlen mit einem unsicheren Ausblick kürze er seine Schätzungen, kommentierte der zuständige Analyst.
Dagegen stachen Obseva (+2,2%) am Montag positiv hervor. Das Biotechunternehmen präsentierte an einem Fachkongress positive Daten zu seinem Produktkandidaten Linzagolix. (awp/mc/pg)