Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch den zweiten Tag in Folge klare Verluste verzeichnet. Der Leitindex SMI begann den Handel im Minus, konnte sich dann aber bis zum frühen Nachmittag erholen. Danach sorgten schlechte US-Zahlen für Abwärtsdruck. Die Stimmung sei ohnehin angesichts der jüngsten Makrodaten aus China fragil, sagte ein Händler. Die Sorge vor einer «harten Landung» der chinesischen Konjunktur habe sich zuletzt wieder verstärkt. Die nun vorgelegten US-Daten würden die Erwartung für die US-Wachstumszahlen im dritten Quartal dämpfen.
Die am Nachmittag publizierten US-Produzentenpreise fielen schwächer aus als erwartet. Der Detailhandelsumsatz wuchs zwar leicht, jedoch ebenfalls schwächer als prognostiziert. Hinzu kamen stagnierende Lagerbestände, die auf eine sinkende Aktivität hindeuten würden, hiess es. Auch sei der Start in die Q3-Berichtssaison in den USA bislang eher harzig verlaufen. Am Vorabend hatte JPMorgan enttäuscht, während die Quartalszahlen der Bank of America und von Wells Fargo positiv aufgefasst wurden.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,94% tiefer auf 8’573,31 Punkten (Tagestief 8’559 Punkte). Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,88% auf 1’271,06 Zähler ab und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,93% auf 8’766,29 Punkte. Von den 30 Blue Chips erreichte einzig Aryzta die Gewinnzone und Richemont schloss unverändert.
Schwächster Werten im SMI/SLI waren die ölpreissensitiven Transocean (-2,5%), gefolgt von Clariant (-2,1%). Weiter gehörten Sonova (-2,0%) nach dem Investorentag am Dienstag zu den grössten Verlierern. Die Analysten werten die Neuheiten zwar grundsätzlich als positiv, klare Aufwärtssignale habe es aber nicht gegeben.
Belastend wirkten auch die Index-Schwergewichte, die allesamt im Minus schlossen. Nestlé und Novartis gaben je 1,1% ab, Roche verbuchte mit -1,5% gar noch grössere Abgaben.
Die Grossbanken konnten eine zwischenzeitliche Erholung nicht halten. UBS (-0,7%) und noch deutlicher CS (-1,5%) lagen am Schluss wieder klar im Angebot. Ein Händler wertete die Reaktionen auf die gestrigen Spekulationen um höhere Eigenkapitalanforderungen als übertrieben. Vielmehr sei UBS auf dem gegenwärtigen Bewertungsniveau möglicherweise ein «Kauf», sagte er. Julius Bär gaben 1,9% ab.
Syngenta (-0,6%) durchlief im Vorfeld der Zahlenveröffentlichung zum dritten Quartal einen nervösen Handel. Zeitweise betrug das Minus klar mehr als 2%, verringerte sich jedoch deutlich kurz vor Handelsende. Bereits am Dienstag hatten die Papiere des Agrochemiekonzerns rund 4,5% verloren. In der EU hat Syngenta zwei Zulassungsanträge für gentechnisch veränderten Mais zurückgezogen.
Auch die Uhren- und Luxusgütertitel Richemont (unv) und Swatch Group (-0,2%) gehörten trotz der schlechten Makrodaten aus China am Handelsende zu den besten Werten. Insbesondere die schwache Inflation der Volksrepublik hatte hier zeitweise belastet. Swatch hat in China eine Uhr mit Bezahlfunktion, die «Swatch Bellamy», präsentiert. Für die Abwicklung des kontaktlosen Bezahlens in Shops gewann der Uhrenhersteller die Finanzinstitute China UnionPay und Bank of Communications als Partner. Analysten begrüssen diesen Schritt.
Einziger Gewinner waren nachrichtenlos Aryzta (+0,3%). Nur geringe Abgaben sahen SGS und Givaudan (je -0,2%) sowie die Aktien von Kühne+Nagel (-0,3%) im Nachgang der guten Quartalszahlen am Vortag.
Im breiten Markt waren Unternehmensnachrichten dünn gesät. Der Verpackungshersteller Bobst (-1,2%) meldete die vollständige Übernahme der chinesische Gordon. Die bestehende Option auf eine komplette Übernahme der Firma mit Sitz in Hongkong sei eingelöst worden, hiess es.
Die Papiere des Handelskonzerns DKSH brachen um 5,2% ein, nachdem HSBC den Titel auf «Reduce» von «Hold» gesenkt hat. Der Analyst sorgt sich dabei um die Geschäftsentwicklung in den für DKSH wichtigen asiatischen Märkten. Die UBS empfahl zudem Ems Chemie neu zum «Verkauf»: Die Aktie verlor daraufhin 3,2%. Die wenigen Gewinner wurden von Molecular Partners (+5,6%), Von Roll (+4,3%) und Meyer Burger (+4,8%) angeführt. Letztere haben seit dem Sechs-Monatstief Ende September um rund 25% zugelegt. (awp/mc/upd/ps)