Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch fester geschlossen, allerdings einen grossen Teil der zwischenzeitlich erzielten Gewinne preisgegeben. Hoffnungen auf eine Entspannung der Krise zwischen der Ukraine und Russland hatten die Kurse steigen lassen, hiess es im Handel. In etwa wie erwartet ausgefallene Daten zur US-Industrie hätten demgegenüber keine zusätzlichen Impulse gebracht. Gegen Handelsschluss hätten aber einige Gewinnmitnahmen eingesetzt, hiess es weiter. Diese seien im Vorfeld der Publikation des Konjunkturberichts «Beige Book» der US-Notenbank nach Börsenschluss in Europa und der Sitzung der Europäischen Zentralbank am (morgigen) Donnerstag erfolgt.
Nach fast sechsmonatigen Kämpfen im Konfliktgebiet Ostukraine hatte sich Präsident Petro Poroschenko am Berichtstag in Kiew überraschend zu einer Waffenruhe bereit erklärt. Aus dem Kreml war von einer «bedeutenden Annäherung» die Rede. Gegen Handelsende kamen aber zunehmend wieder politische Unsicherheiten auf. Einige Experten warnten angesichts des Kursanstiegs der vergangenen Tage zudem vor der Gefahr von Rückschlägen. Ein gewisses Enttäuschungspotenzial gebe es zum Beispiel auch rund um die Sitzung der EZB. «Die Erwartungen an Mario Draghi sind mittlerweile recht hoch», so ein Händler, angesichts der weiterhin schleppenden Konjunkturentwicklung in der Eurozone. Allerdings könnte die EZB auch erst abwarten wollen, wie sich die bisherigen Massnamen weiter auswirkten.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,53% höher bei 8’803,57 Punkten, deutlich unter dem Tageshoch bei 8’854, aber auf einem seit Dezember 2007 nicht mehr gesehenen Niveau. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte um 0,47% auf 1’320,26 Punkte zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,44% auf 8’692,96 Zähler. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 22 im Plus und sechs im Minus; Schindler und Actelion notierten unverändert.
Die grössten Gewinne unter den «Blue Chips» waren Lonza (+2,1%), die ihren jüngsten Aufwärtstrend fortsetzten. Bei sehr hohen Umsätzen erzielten unter den konjunktursensitiven Titeln auch ABB (+1,7% auf 21,39 CHF) hohe Gewinne. Die starke Nachfrage nach den Technologie-Werten wurde im Handel vor allem auf die Heraufstufung der Titel durch die Bank of America/Merrill Lynch auf neu «Buy» von bisher «Neutral» und die leichte Anhebung des Kursziels auf neu 24 CHF von bisher 23 CHF zurückgeführt. Darüber hinaus würden sich die Investoren auch bereits im Hinblick auf den Investorentag vom kommenden Dienstag in London positionieren.
Weitere deutlich gesuchte zyklische Valoren waren Holcim (+1,5%) und Givaudan (+1,0%).
Ebenfalls stark gefragt waren Bankwerte. So legten Julius Bär (+1,8%) und Credit Suisse (+0,8%) markanter zu. Nach wie vor machten Gerüchte die Runde, dass die CS den Vermögensverwalter Julius Bär übernehmen könnte. Dabei wurden die Pro und Kontras eines Zusammenschlusses kontrovers diskutiert. «Die Fantasie ist aber da», so ein Händler. UBS (+0,2%) entwickelten sich hingegen unterdurchschnittlich.
Das Index-Schwergewicht Novartis (+0,8%) legte über dem Marktdurchschnitt zu, nachdem die Pharma-Aktie bereits zu Wochenbeginn stark angezogen hatte. Novartis will an der nächsten Multiple-Sklerose-Fachtagung in Boston neue Daten zum Medikament Gilenya präsentieren. Die anderen beiden Schwergewichte Roche (+0,5%) und Nestlé (+0,2%) zeigten sich verhaltener.
Verluste verzeichneten unter den Standardwerten hingegen Dufry (-1,2%). Im Markt wurde der Kursrückgang mit Umschichtungsoperationen von institutionellen Anlegern erklärt. Auch Sonova (-0,6%) oder SPS und Swiss Life (je -0,3%) gehörten zu den grösseren Verlierern.
Im breiten Markt erzielten einen Tag vor der Publikation der Halbjahreszahlen Leclanché (Aktie +25%) die prozentual grössten Gewinne. Das Hauptaugenmerk lag zudem auf Nationale Suisse (-0,1%). Die Versicherung, für die ein Übernahmeangebot von Helvetia läuft, hatte im ersten Halbjahr 2014 das Geschäftsvolumen und den Gewinn gesteigert und damit die Erwartungen am Markt übertroffen.
Zudem vermeldeten die Jungfraubahnen (-1,2%) den Einstieg von zwei Grossaktionären: Der Sicherheitsdienstleister Securitas hatte einen Anteil von 4,71% und der Chef des Autoimporteurs Amag, Martin Haefner, von 4% erworben.
Am meisten zurückgenommen wurden unter anderen Myriad (-5,2%) oder Valartis (-4,7%). (awp/mc/ps/cs)