CH-Schluss: Schwächer – Konjunktur- und Zinssorgen dämpfen

Boerse

(Adobe Stock)

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag belastet von Konjunktur- und Zinssorgen schwächer geschlossen. Im späten Handel konnte der Leitindex SMI seine Verluste aber noch eingrenzen. Negative Konjunkturdaten aus dem Ausland, die hohe Inflation und die damit verbundenen Zinssorgen hätten die Anleger vorsichtig gestimmt, hiess es am Markt. Wegen der Sommerferien seien allerdings noch immer viele Akteure abwesend, was den Handel volatil gemacht habe. «Vieles mutete etwas zufällig an», meinte ein Händler. Zusätzlich trübten negative Neuigkeiten aus der Medizintechnikbranche die Stimmung.

Zu den bislang dominierenden Inflationssorgen kämen vermehrt Konjunktursorgen hinzu, sagten Händler. Diese würden aktuell etwa durch den schwachen deutschen ZEW-Index oder die Verschlechterung der US-Bauwirtschaft verstärkt. Trotzdem dämpften regelmässig Vertreter der US-Notenbank die Hoffnungen auf eine weniger aggressive US-Geldpolitik. Die Inflation habe wohl den Höhepunkt überschritten, sie sei aber noch immer viel zu hoch, sagte ein Händler. «Daher dürften Zinshoffnungen auch verfrüht sein.» Investoren warten nun gespannt auf das FOMC-Protokoll, das am morgigen Mittwoch veröffentlicht wird.

Der SMI schloss um 0,37 Prozent tiefer auf 11’130,44 Punkten und damit klar über dem Tagestief von 11’085 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 1,00 Prozent auf 1724,39 Punkte ein und der breite SPI 0,65 Prozent auf 14’408,17 Zähler. Im SLI standen 18 Verlierern zwölf Gewinner gegenüber.

Im Mittelpunkt des Interesses standen die beiden Medizinaltechniker Sonova (-16%) und Straumann (-8,3%). Bei Sonova sorgte eine Gewinnwarnung für massiven Abgabedruck. Auslöser ist eine schlechtere Nachfrage in einigen Schlüsselmärkten. Vor allem das verhaltene Wachstum im amerikanischen Privatmarkt habe den Umsatz beeinträchtigt, hiess es. Dies sei wohl ein Branchenproblem, denn auch Rivale Demant habe seine Prognosen gesenkt, sagten Händler.

Straumann habe die Anleger trotz starker Zahlen zu Umsatz und EBIT enttäuscht, denn die Guidance sei nicht wie erhofft erhöht worden. Der Dentalimplantathersteller hatte allerdings die Analystenerwartungen klar übertroffen. Bei JPMorgan hiess es, dass die beibehaltenen Jahresvorgaben auf eine deutliche Verlangsamung in der zweiten Jahreshälfte schliessen liessen.

Mit den allerdings am breiten Markt gehandelten Medartis (-7,6%) standen die Aktien eines weiteren Medtechunternehmen im Regen. Auch Medartis hatte die eigenen Erwartungen für das ganze Jahr reduziert.

Zu den Verlierern zählte – wenn auch mit grösserem Abstand – der Aromenhersteller Givaudan (-2,4%). Die Uhrenhersteller Richemont und Swatch, die Technologiefirma VAT sowie die Zykliker Geberit und Sika gaben zwischen 2,3 und 1,5 Prozent nach. Ihnen machten Konjunktursorgen vermehrt zu schaffen, sagten Händler.

Allerdings gab es auch Ausnahmen bei den zyklischen Werten, die gegen Trend zulegten: Adecco (+1,0%), Holcim (+0,8%), ABB (+0,7%) und der Technologietitel AMS Osram (+0,7%). Auch die als defensiv geltenden Scheine des Telekomriesen Swisscom (+1,0%) schlossen fester.

Belastet wurde der Markt von den defensiven Schwergewichten Roche (-0,7%) und etwas weniger auch von Nestlé (-0,4%). Novartis (+0,7%) legten dagegen zu. Möglicherweise seien die Umschichtungen vom vergangenen Freitag – aus Novartis raus und hinein in Roche – wieder rückgängig gemacht worden, meinte ein Marktbeobachter. Auf Stabilisierungskurs waren Alcon (+0,3%). Die Titel des Augenheilmittelkonzerns standen seit der Zahlenvorlage vor einer Woche unter Druck.

Überwiegend freundlich zeigten sich die Finanzwerte UBS (+0,3%), Zurich (+0,3%), Swiss Life (+0,2%) und CS (+0,2%). Partners Group (-1,5%) gaben dagegen nach.

Auf den hinteren Rängen waren Orior (-3,0%) und Swiss Steel (-2,3%) nach Zahlen schwächer. Huber + Suhner (+3,3%) zogen ebenfalls nach Bilanzvorlage hingegen klar an. (awp/mc/ps)

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