CH-Schluss: SMI gibt nach – Zinssorgen belasten
Zürich – Die Schweizer Aktienbörse hat am Dienstag nachgegeben. Dabei fielen die Aktien nach einer knapp gehaltenen ersten Sitzungshälfte aus ihrem Seitwärtstrend heraus und gerieten unter Druck. Parallel dazu nahmen laut Händlern die Aktivitäten zu. Die Anleger seien wieder stärker verunsichert, denn nach einer Reihe besser als erwartet ausgefallener US-Konjunkturdaten seien die Sorgen über eine aggressivere US-Zinspolitik aufs Parkett zurückgekehrt, hiess es weiter.
Daher hätten sich die Anleger vor den kommende Woche anstehenden Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed und der Schweizerischen Nationalbank vorsichtig verhalten. Denn die Notenbanken dürften letztlich wohl darüber entscheiden, ob es zu einem Jahresend-Rally komme oder nicht. «Wir haben wohl seit Jahren nicht mehr so auf die Zentralbanken geblickt, wie wir dies seit diesem Sommer tun», sagte ein Händler. Daher sei es nach der starken Erholung im Oktober und im November nun auch zu Gewinnmitnahmen gekommen. Mit dem grossen Jahresendverfall an der Eurex stehe kommende Woche ausserdem noch ein weiteres kursbewegendes Ereignis im Kalender.
Der SMI schloss um 0,76 Prozent tiefer auf 11’109,33 Punkten, jedoch klar über dem Tagestief von 11’085 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel um 1,02 Prozent auf 1694,73 und der breite SPI um 0,79 Prozent auf 14’158,79 Zähler. 25 SLI-Werte schlossen tiefer und vier höher. Zurich waren unverändert.
Zu den wenigen Gewinnern, die dem SMI eine kleine Stütze gaben, zählten die Anteile des Nahrungsmittelriesen Nestlé (+0,3%), die damit einen Teil der Vortageseinbusse aufholen konnten.
Fester schlossen ausserdem Swisscom (+1,3%) und die beiden Luxusgüterwerte Richemont (+1,0%) und Swatch (+0,5%). Novartis (-0,6%) dagegen, die zunächst noch an den positiven Trend vom Vortag anschliessen konnten, rutschten im Verlauf in die Verlustzone. Roche (-1,4%), ein weiteres SMI-Schwergewicht, standen deutlich unter Druck.
Grösster Verlierer bei den Blue Chips waren einmal mehr die Aktien von AMS Osram (-8,8%), die von Oddo BHF abgestuft wurden. Dazu kam noch die schwache Performance der US-Börse Nasdaq, hiess es. «Zinsängste lassen grüssen», meinte ein Marktbeobachter. Dies gelte auch für andere Technologie- und Wachstumswerte wie Temenos (-3,5%), VAT (-3,1%) und Logitech (-1,9%) sowie Straumann (-3,0%), Sonova (-2,0%) und Lonza (-3,5%).
Bei Lonza komme erschwerend hinzu, dass Biontech und Pfizer eine Gegenklage gegen den Lonza-Partner Moderna eingereicht hätten, hiess es am Markt. Sie verlangten eine Abweisung der Klage von Moderna und die Ungültigerklärung der Moderna-Patente. Dies steht im Zusammenhang mit den Corona-Impfstoffen. Lonza stellt für Moderna den Wirkstoff her.
Zyklische Papiere wie SGS, ABB, Adecco, Geberit und Sika büssten zwischen rund 1,5 und 0,7 Prozent ein.
Im Minus schlossen zudem die Aktien der Credit Suisse (-2,6% auf 2,956 Fr.). Damit hat sich die Aktie im Späthandel noch klar vom Tagestief bei 2,771 Franken lösen können. Nach Ansicht von Händlern kam der Druck auf die CS-Aktie erneut über die Kapitalerhöhung und dem dazu gehörenden Anrecht zu Stande. Dieses wurde zum letzten Mal gehandelt und schloss mit 12,5 Rappen. Die Bezugsfrist läuft noch bis zum Donnerstag. Letztlich wollten nun doch noch zahlreiche Anleger mitmachen und die neuen Aktien beziehen, sagte dazu ein Händler. Dagegen hätten die Aussagen von Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann keine stärkere Wirkung gehabt. Lehmann hatte im Schweizer Fernsehen SRF am Montagabend gesagt, die Abflüsse von Kundengeldern hätten sich beruhigt.
Mit den Aktien der UBS (-1,5%) und der Partners Group (-2,4%) gaben auch andere Finanzwerte nach.
Auf den hinteren Rängen büssten Zur Rose (-9,8%) einen Teil der jüngsten Gewinne wieder ein. Händler verwiesen dabei auch auf die ebenfalls schwachen Tech- und Wachstumstitel Sensirion (-6,8%), Bachem (-2,7%) und Siegfried (-4,0%), die im Sog der Nasdaq Terrain verloren. (awp/mc/ps)