Zürich – Einmal mehr schaut der Schweizer Aktienmarkt am Donnerstag auf einen bewegten Handel zurück. Nachdem der Leitindex SMI im Vormittagshandel noch knappe Verluste verzeichnete, sackte er am frühen Nachmittag dann deutlich ein. Bis zum Handelsschluss hat sich das Barometer dann aber wieder fast auf sein Niveau vom Morgen zurückgearbeitet.
Am Markt wurde einstimmig auf die grosse Verunsicherung der Anleger verwiesen. Die Handelsbeziehungen der USA mit China und Europa seien dabei nach wie vor der grösste Belastungsfaktor – auch wenn es aktuell erst einmal keine neuen Entwicklungen gab. Grundsätzlich bleibe es aber dabei, dass die «erratische Politik» der US-Regierung derzeit eher für Zurückhaltung sorge, hiess es im Handel. Darüber hinaus erwiesen sich die Streitigkeiten innerhalb der deutschen Regierungskoalition zur Asylpolitik als Hemmschuh.
Der Swiss Market Index (SMI) ging am Ende mit einem Abschlag von 0,50 Prozent bei 8’461,71 Punkten aus dem Handel. Seine Handelsspanne reichte an diesem Tag von 8’411 bis 8’513 Punkte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,72 Prozent auf 1’402,89 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) gab 0,59 Prozent auf 10’161,46 Punkte ab.
Dass die Risikobereitschaft eher verhalten ist, zeigte sich recht deutlich auch am Bondmarkt. Hier griffen Investoren am Donnerstag klar zu, wie die Kursgewinne bei zahlreichen Eidgenossen zeigten.
Mit dem Nachmittagshandel rückten vor allem die Papiere von LafargeHolcim (-2,0%) in den Mittelpunkt. Der Zementhersteller bestätigte Medienberichte, wonach ein formales Ermittlungsverfahren gegen die französische Vorgängerfirma Lafarge in Frankreich eröffnet wird. Laut Händlern ging die Angst um, dass sich auch die USA in die Syrien-Affäre einklinken und ein hohes Bussgeld gegen LafargeHolcim verhängen könnte. Wie es in einer ersten Reaktion von Morgan Stanley hiess, sei die jüngste Neubewertung bereits vor diesem Hintergrund geschehen.
Deutlich abwärts ging es auch für die Papiere von Vifor Pharma (-2,5%), Richemont (-2,2%) und Logitech (-1,7%). Der Hersteller von Computerzubehör profitierte nicht davon, dass er den Aktionären eine um rund 10 Prozent höhere Ausschüttung von 0,67 Franken pro Aktie vorgeschlagen hat. Für die Analysten der ZKB unterstreicht dieser Schritt die blendende Verfassung des Unternehmens.
Die Aktien von Clariant halbierten ihre Verluste mit der Schlussauktion auf -1,3 Prozent nahezu. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf Insider, dass der Grossaktionär Sabic plane, die Verbindung mit dem Spezialchemiekonzern zu stärken und die Beteiligung zu erhöhen.
Dass sich der Schweizer Markt verglichen mit einigen der europäischen Börsenplätze besser hielt, verdankte er vor allem dem Schwergewicht Nestlé. Am Ende gingen die Papiere mit einem Plus von 0,9 Prozent aus dem Handel. Händler sprachen davon, dass verstärkt Investoren aus dem angelsächsischen Raum auf das Papier setzten, das in turbulenten Zeiten als sicherer Hafen gilt.
Anders sah es bei den anderen zwei Schwergewichten Roche (-0,6%) und Novartis (-0,5%) aus, die sich im späten Handel in etwa mit dem Markt bewegten. Dies traf auch für die beiden Grossbanken UBS (-0,6%) und Credit Suisse (-0,4%) zu, die sich ebenfalls in etwa mit dem Markt bewegten.
Das grösste Plus allerdings verzeichneten die volatilen Titel des Backwarenherstellers Aryzta (+2,9%).
Im breiten Markt konnte die Elektrotechnikgruppe Carlo Gavazzi (-2,1%) mit den vorgelegten Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr nicht punkten. Ein Sonderertrag im Vorjahr führte jedoch zu einem Rückgang beim Ergebnis. (awp/mc/pg)