Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach einem Handelsverlauf in engen Spannen kaum verändert geschlossen. Nach dem starken Wochenstart hätten sich viele Anleger zurückgehalten. Denn es könne ja nicht in ähnlichem Stil weitergehen, sagte ein Händler. Es sei sehr schwierig, das Gesamtumfeld überhaupt richtig einschätzen zu können. Dafür gebe es zu viele Unsicherheiten. Gefragt waren daher defensive Werte, während konjunktursensible unter Druck standen.
Zu den Unsicherheitsfaktoren zählten unter anderem die zu erwartenden neuen Russlandsanktionen, eine mögliche Rezession, weiter steigende Preise und die Aussicht auf eine straffere US-Geldpolitik. Als Belastung erwiesen sich zudem Aussagen der stellvertretenden Fed-Vorsitzenden Lael Brainard zur Geldpolitik. Demnach wolle die US-Notenbank die stark Bilanzsumme wegen der hohen Inflation ab Mai mit hohem Tempo reduzieren. Damit würde den Börsen Liquidität entzogen. Die Investoren stellen sich nun die Frage, ob die Zentralbanken, wenn sich die Konjunktur abschwächen sollte, nicht doch wieder eingreifen würden.
Der SMI schloss nach einem Tagestief bei 12’300 Punkten um 0,29 Prozent höher auf 12’376,97 Zählern – praktisch auf Tageshoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, gab dagegen um 0,15 Prozent nach auf 1937,96 Zähler. Derweil legte der breite SPI 0,22 Prozent auf 15’790,33 Zähler zu. Im SLI standen sich 16 Verlierer und 14 Gewinner gegenüber.
Gefragt waren die Aktien von Richemont (+1,7%). Sie profitierten davon, dass JPMorgan die Abdeckung mit einer «Overweight»-Empfehlung wieder aufgenommen hat. Zudem wurden die Titel auf die Focus-Liste gesetzt. Die Papiere von Konkurrent Swatch (-0,8%) wurden dagegen mit einer neutralen Bewertung wiederaufgenommen.
Eine starke Stütze gaben dem Markt die Anteile des Lebensmittelriesen Nestlé (+1,4%) sowie der defensiven Schwergewichte aus der Pharmabranche Roche (+0,6%) und Novartis (+0,4%). Damit bewahrten sie den SMI vor einer schwächeren Tendenz.
Zu den Gewinnern zählen auch die als ebenfalls konjunkturresistent geltenden Givaudan (+2,1%), die Medizintechniktitel Sonova (+1,9%) und Alcon (+0,3%) sowie der Pharmazulieferer Lonza (+0,7%).
Etwas fester tendierten zudem die Aktien des Asset Managers Partners Group (+0,5%) und des Versicherer Zurich (+0,5%). Der Lebensversicherer Swiss Life rückte um 0,3 Prozent vor. Swiss Re (-0,1%) aber gaben nach.
Beim Sensorenhersteller AMS Osram (-8,4) weiteten sich die Verluste dagegen zunehmend aus. Das Unternehmen habe wohl mit seinen Angaben am Investorentag die Anleger nicht überzeugen können, sagte ein Händler. Analysten hatten sich zunächst zwar noch wohlwollend geäussert. «Für viele Investoren waren die News aber offensichtlich nicht gut genug», so ein Börsianer.
Im Sog der von AMS und der schwachen US-Technologiewerte wurden auch die Titel des Banking-Software-Herstellers Temenos (-3,4%), des Computerzubehör-Herstellers Logitech (-1,3%) und des SLI Neulings VAT Group (-0,7%) vom Abwärtsstrudel erfasst.
Auf den Verkaufszetteln standen zudem die Banken UBS (-4,0%), Julius Bär (-3,3%) und Credit Suisse (-2,2%), bei denen für einmal die Konjunktursorgen stärker wogen als die Zinshoffnungen.
Auf den Verkaufszetteln ganz oben befanden sich zudem die zyklischen Werte Adecco (-3,6%), Holcim (-2,3%), Schindler (-2,2%), Geberit (-1,6%) und ABB (-1,3%).
Auf den hinteren Reihen fielen Montana Aerospace (+11%) und Meyer Burger (+9,6%) positiv auf. Sie setzten den jüngsten Aufwärtstrend fort. Aluflexpack (+5,4%), an der Montana-Aktionär Michael Tojner stark beteiligt ist, legten ebenfalls zu.
Skan gewannen nach Zahlen 5,9 Prozent. Zur Rose (+2,6%) stiegen im Kielwasser von Konkurrent Shop Apotheke, die gute Zahlen vorgelegt und sich zuversichtlich zur Einführung des E-Rezeptes geäussert hatte. (awp/mc/ps)