Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat im Anschluss an die Gewinnmitnahmen zum Wochenauftakt am Dienstag weiter an Terrain eingebüsst und den Handel mit moderaten Kursverlusten abgeschlossen. Zwar hatte der Leitindex SMI das Geschäft zunächst noch etwas fester eröffnet, kurze Zeit später drehte das Börsenbarometer allerdings in die Verlustzone und weitete die Abgaben in dem an Impulsen armen Handelstag leicht aus.
Die derzeit gedämpfte Stimmung an den Börsen führten Händler auf einen Mix verschiedener Faktoren zurück: So sei etwa die Wahrscheinlichkeit für eine US-Zinswende gestiegen. Zudem präsentiere sich die Wirtschaftslage in China schwach und die Sorge, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die erhoffte geldpolitische Ausweitung im Dezember doch nicht umsetze, habe ebenfalls belastet. Allerdings seien die Abgaben nach den zuletzt starken Kurssteigerungen keine Überraschung, hiess es.
Der Swiss Market Index (SMI) gab bis zum Börsenschluss um 0,30% auf 8’849,77 Punkte nach. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in welchem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, verlor 0,27% auf 1’330,36 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,30% auf 9’067,62 Stellen. Von den 30 Blue Chips lagen am Schluss 16 im Minus, 13 im Plus und Sonova unverändert.
In dem insgesamt nachrichtenarmen Umfeld stach Julius Bär (Aktie -2,7%) mit dem Bericht zur Entwicklung der von der Bank verwalteten Vermögen heraus. Die Gruppe blieb bei der Neugeldentwicklung etwas hinter den eigenen Zielen zurück. Der annualisierte Netto-Neugeldzufluss sei «knapp unterhalb des unteren Endes des mittelfristigen Zielbereichs von 4-6%» geblieben, hiess es. Analysten bezeichneten den Zwischenbericht als «wenig inspirierend».
Weit hinten im SMI/SLI reihten sich erneut Swatch (-2,2%) ein, wogegen Richemont diesmal lediglich 0,2% einbüssten. Seit Richemont am Freitag ernüchternde Zahlen zur Geschäftsentwicklung veröffentlicht hatte, ging es jedoch vor allem mit den Papieren des Genfer Uhren- und Schmuckherstellers bergab. Konkurrenz droht zudem aus dem französischen Hause LVMH deren Schweizer Uhrenmarke Tag Heuer am Montag die gemeinsam mit Google und Intel entwickelte «Connected Watch» feierlich vorgestellt hatte.
Die drei Schwergewichte Roche (-0,3%), Novartis (-0,4%) und Nestlé (-0,2%) konnten sich dem Abwärtstrend an der Börse nur teilweise entziehen und büssten leicht an Wert ein. Die Zulassung für die Roche-Medikamentenkombination Cotellic und Zelboraf gab den Genussscheinen zum Handelsende hin keinen Auftrieb. Grössere Einbussen waren etwa noch bei LafargeHolcim (-2,1%) oder dem Warenprüfer SGS (-1,8%) zu sehen.
Demgegenüber erholen sich Adecco in Trippelschritten von den Kursverlusten der Vorwoche. Nach einem Plus von 0,8% vom Montag ging es am Dienstag mit 0,7% nach oben. Analystenkommentare sowie gute Konjunkturdaten aus dem Schlüsselmarkt Frankreich seien positiv aufgenommen worden, hiess es. In der vergangenen Woche hatte der für das dritte Quartal ausgewiesene Verlust die Aktie jedoch um über 9% zurückfallen lassen.
Zu den weiteren Blue Chips-Gewinner gehörten am Dienstag etwa Galenica (+2,0%) oder Actelion (+1,0%). Die Titel der Zurich Insurance Group (+0,1%) beendeten den Handel kaum verändert. Die Versicherung plant im Rahmen des angekündigten Sparprogramms in Grossbritannien den Abbau von bis zu 440 Stellen, wie am Vorabend bekannt wurde. Ein Abbau von 500 Stellen in Deutschland und von 200 länderübergreifenden Jobs in der Sachversicherung war bereits bekannt.
Am breiten Markt wurden die Papiere des Vermögensverwalters GAM (-4,3%) durch die Zahlen von Julius Bär belastet. Zudem hob die Citigroup ihre Kaufempfehlung für die Papiere auf. Langfristig bleibe die Aktie zwar interessant, zuletzt habe GAM aber mit der Erholung der Mittelzuflüsse sowie den Kostenmassnahmen eher enttäuscht, hiess es in der Begründung.
Ansonsten dominierte das Thema Zukäufe. Der Schokoladehersteller Barry Callebaut (Aktie: +0,5%) setzte seine Einkaufstour fort und übernimmt die Sparte für Getränkeautomatenfüllprodukte von Friesland Campina Kievit. Erst am Vortag hatte Barry einen kleineren Zukauf in Ghana bekanntgegeben. Der Telemedizin-Anbieter Lifewatch (Aktie +0,9%) übernahm derweil die Flexlife Health Inc., ein Unternehmen das Fernüberwachungsdienstleistungen im Bereich der Gerinnungsmessung anbietet. (awp/mc/upd/ps)