Zürich – Die Schweizer Aktien haben am letzten Handelstag des Monats Juni stark zugelegt. Die Einigung der Staats- und Regierungschefs der Eurozone, den hoch verschuldeten Staaten Italien und Spanien unter die Arme zu greifen, hat die Anleger am Freitag in Kauflaune versetzt und den Leitindex SMI deutlich über die Marke von 6’000 Punkte getrieben. Besonders nachgefragt wurden Finanzaktien und Zykliker. Einen noch stärkeren Anstieg, wie zum Beispiel im DAX in Deutschland, verhinderten die Index-Schwergewichte, die verglichen mit den Tagessiegern nur moderat zulegten.
Der EU-Gipfel sei mit unerwartet klaren Resultaten zu Ende gegangen, meinten Händler. Nebst den Finanzhilfen für die beiden grossen Krisenländer der Eurozone verständigten sich die Spitzenpolitiker in Brüssel auch darauf, dass Europas Banken direkt aus dem Euro-Rettungsschirm ESM refinanziert werden können. Zudem wurde ein Wachstumspakt über 120 Mrd EUR beschlossen. Eine zusätzliche Stütze bot am Nachmittag der besser als erwartet ausgefallene Einkaufsmanagerindex der Region Chicago.
Bis Börsenschluss gewann der SMI 1,34% auf 6’066,86 Punkte. Das Tageshoch wurde bei 6’074 Stellen gesehen. Im Vergleich zur Vorwoche stieg der SMI um 1,3% und seit Monatsbeginn um 3,7%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg am Freitag um 1,92% auf 902,38 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,47% auf 5’633,27 Zähler.
Bei den Blue Chips standen die Banken weit vorne, nachdem sie am Vortag beträchtlich an Wert eingebüsst hatten. Credit Suisse kletterten mit 4,1% stark in die Höhe. Nebst den kursstützenden News aus Brüssel wurden die CS-Titel noch von einem Pressebericht zum anstehenden Quartalsabschluss getragen. Demnach hat die Bank das zweite Quartal auf Gruppenstufe und in allen Divisionen mit schwarzen Zahlen abgeschlossen, was die CS in der Folge bestätigte.
Aber auch die anderen Bankenwerte im SMI/SLI, also die Papiere der UBS (+2,9%) und von Julius Bär (+2,6%), legten deutlich zu. Die ebenfalls starken Versicherer wurden im SMI/SLI von Swiss Life (+3,4%) angeführt, gefolgt von Bâloise (+2,5%) und Zurich (+2,1%). Swiss Re gewannen mit 1,4% etwas weniger. Morgan Stanley hat für den Rückversicherer das Kursziel gesenkt.
Starke Avancen verzeichneten eine Reihe von Zykliker. Allen voran verteuerten sich Clariant um 6,9%. Die niederländische ING empfiehlt die Titel des Chemiekonzerns in einer Branchenstudie neu zum «Kauf». Der Analyst sieht für Clariant ein interessantes Chancen-Risiko-Profil, welches für Zukäufe genutzt werden könne.
Zu den weiteren Gewinnern gehörten die Titel von Nobel Biocare, die um 4,6% in die Höhe kletterten, ohne dass es börsenrelevante Nachrichten zum Dentalimplantatehersteller gegeben hat. Holcim gewannen 4,5%, Geberit 4,4%, Kühne+Nagel 3,3% oder Adecco 3,1%. Beim Sanitärtechnikkonzern Geberit sprachen Händler von grossen nationalen und internationalen Anlegern, die sich offenbar mit den soliden Dividendenwerten eingedeckt hatten.
Im Gegensatz entwickeln sich die defensiven Index-Schwergewichte weniger dynamisch. Roche gewannen 0,4%, Novartis 0,3% oder Nestlé immerhin 1,1%. Der Lebensmittelhersteller verkaufte das australische Glacé-Geschäft Peters Ice Cream an die Investmentgesellschaft Pacific Equity Partners. Swisscom (-0,03%) büssten sogar minim an Wert ein.
Aus dem breiten Markt meldete Forbo (-0,4%) eine Änderung an der Konzernspitze. Der Industriekonzern hat Andreas Spreiter zum neuen CFO ernannt. Er wird damit Nachfolger des im Januar 2013 ausscheidenden Jörg Riboni. Ferner teilte Forbo mit, dass der Bereich Corporate Center neu unter der Führung von CEO und CFO aufgeteilt werde. Experten begrüssten den Nachfolgeplan sowie die gestraffte Geschäftsleitung.
Beim Buntmetallverarbeiter Swissmetal hatten die Aktionäre am Vorabend an der Generalversammlung die freiwillige Liquidation der Gesellschaft beschlossen. Die bereits vor diesem Entscheid praktisch wertlosen Titel vergünstigten sich am Freitag um weitere 28% auf 0,18 CHF. Mit 0,19 CHF fast genauso günstig waren zu Handelsende die Papiere des Innerschweizer Biotechunternehmens Mondobiotech zu haben, die 13,6% verloren. (awp/mc/upd/ps)