Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch nach einem volatilen Verlauf etwas höher geschlossen. Dabei wurde der Markt allerdings durch den Kurseinbruch beim Schwergewicht Roche merklich ausgebremst. Ein Minus von über 7 Prozent belastete den SMI mit rund 150 Punkten. Die US-Inflationsrate hat dagegen den Markt nur vorübergehend etwas aus dem Tritt gebracht und den SMI zeitweise um gut ein Prozent ins Minus gedrückt.
Die US-Teuerung ist im April mit +8,3 Prozent etwas weniger gestiegen als im Vormonat mit +8,5 Prozent. Dies war aber stärker als vom Markt erwartet. Die Marktteilnehmer reagierten derzeit sehr nervös, wenn die Erwartungen auch nur leicht verfehlt würden, heisst es am Markt. Das Fed könnte nun noch aggressiver handeln, wurde befürchtet. Da aber die Inflationsrate gefallen sei und damit die Richtung stimme, sei es zu einer Erholung gekommen. Einen Grund zur Entwarnung gebe es aber nicht, sagte Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Teuerungsraten blieben hoch. Dies spreche für eine unverändert restriktive Geldpolitik. Auch in der Eurozone verharrt die Inflation auf hohem Niveau. Eine Leitzinserhöhung seitens der EZB im Sommer wird immer wahrscheinlicher.
Der SMI schloss nach einem sehr volatilen Verlauf um 0,10 Prozent fester auf 11’553,66 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die einzelnen Gewichtungen stärker gekappt, legte dagegen um 1,01 Prozent auf 1786,42 Zähler zu. Der breite SPI rückte um 0,28 Prozent auf 14’841,26 Punkte vor. Im SLI waren 25 Titel höher und fünf gaben nach. Mehr als die Hälfte der SLI-Werte zogen um mindestens 1 Prozent an.
Massiv unter Druck standen die Roche-Bons (-6,9%), nachdem der Pharmakonzern mit einer neuartigen Krebstherapie erneut einen Forschungsrückschlag erlitten hat. Erst vor wenigen Monaten hatte Roche damit in einer anderen Studie die gesteckten Ziele nicht erreicht. Dass der Bon dieses Mal so viel heftiger reagierte, liege daran, dass zahlreiche Analysten auf ein besseres Abschneiden gehofft hätten.
Dahinter folgten mit grossem Abstand Geberit (-0,6%), die unter Kurszielsenkungen von HSBC und der DZ Bank litten. Schwächer waren auch die Titel von Swisscom (-0,1%), des Logistikers Kühne+Nagel (-0,2%) und des Duftstoffproduzenten Givaudan (-0,1%).
Dagegen standen die Alcon-Aktien mit einem Kursplus von 9,2 Prozent zuoberst auf dem Podest. Die ehemalige Novartis-Tochter hat mit ihren Zahlen vom Vorabend die Erwartungen der Analysten übertroffen. Zudem ist der Konzern auch stark in das laufende Geschäftsjahr gestartet.
Die beiden Uhrenhersteller Richemont und Swatch schossen rund 5,5 Prozent in die Höhe. Kursstützen waren die jüngsten Wirtschaftsdaten aus China und die Hoffnung, dass dort der Konsum wieder anzieht und die rigorose Coronapolitik bald ein Ende hat. Zudem trugen die Meldungen, dass US-Präsident Joe Biden die Abschaffung von Zöllen auf chinesische Güter prüfen will, ebenfalls zur positiven Grundstimmung bei.
Im Aufwind befanden sich auch die verschiedenen Techwerte unter den Blue Chips. Temenos (+4,6%), AMS Osram (+3,6%), VAT (+2,3%) und Logitech (+1,9%) verteuerten sich im Sog der US-Börse Nasdaq vom Vorabend deutlich. Gleichzeitig dürften auch hier die Meldungen über US-Präsident Biden etwas stützen.
Neben Alcon legte auch die Swiss Life (+0,6%) Zahlen vor. Doch der «durchwachsene» Bericht sorgte für eine entsprechend zurückhaltende Marktreaktion. Weitere Finanzwerte wie Partners Group, UBS, Swiss Re, Julius Bär und Zurich gewannen zwischen 4,0 und 1,2 Prozent.
Im breiten Markt schlossen Zur Rose nach dem Kurssturz vom Vortag um 9,7 Prozent höher, was Händler unter anderem mit Deckungskäufen erklärten. In Deutschland zog die Konkurrenz von Shop Apotheke derweil noch deutlich stärker an. Händlern zufolge gibt es Berichte über eine Einführung des E-Rezepts ab September.
Die Beteiligungsgesellschaft HBM Healthcare Investments (+4%) wiederum profitierte von der geplanten Übernahme der Portfoliofirma Biohaven durch den Pfizer-Konzern. Dem standen Abgaben bei Meyer Burger (-8,2%) und Evolva (-8,1%) gegenüber. (awp/mc/pg)