Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach der Publikation der jüngsten Inflationsdaten aus den USA deutlich tiefer geschlossen. Auf der anderen Seite des Atlantiks hat sich die Teuerung im Dezember unerwartet deutlich beschleunigt. Die Zahlen sind von Bedeutung für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed, von der sich Anleger bald erste Zinssenkungen versprechen. Die Fantasie für frühe und schnelle Zinssenkungen ist damit nun weg.
«Das Zahlenwerk zeigt, dass eine Zinssenkung bereits in den Frühjahrsmonaten, wie es derzeit an den Finanzmärkten eingepreist ist, zu voreilig ist», sagte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank im Lichte der jüngsten Daten. Gleichzeitig haben in den USA jüngst weniger Menschen als erwartet einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt. Auch diese Zahlen werden von der Fed stark beachtet: Ein starker Arbeitsmarkt spricht für steigende Löhne, was die Inflation zusätzlich antreiben kann.
Der Leitindex SMI schloss 0,90 Prozent tiefer bei 11’153,62 Punkten, im Tageshoch war er bis 11’310 Zähler gestiegen. Der 30 Titel umfassende SLI verlor 0,68 Prozent auf 1762,80 und der breite SPI 0,80 Prozent auf 14’535,04 Punkte. Unter den 30 Blue Chips gab es 7 Gewinner und 23 Verlierer.
Die kleine Gruppe der Gewinner wurde bei den Blue Chips von SGS (+2,3% auf 71,90 Fr.) angeführt. Die Papiere des Warenprüfers wurden von SocGen auf «Buy» von «Sell» mit neuem Kursziel 86 Franken hochgestuft. Der Zyklus einer sich verschlechternden Marge könnte langsam zu Ende gehen, hiess es.
Höher gingen zudem verschiedene Papiere aus dem Gesundheitssektor aus dem Handel: Lonza verteuerten sich um 1,4 Prozent, Straumann um 0,5 Prozent und Sonova um 0,7 Prozent. Zudem legten Kühne+Nagel um 1,3 Prozent zu.
Bei Alcon (-1,1%) hingegen kam es nach dem deutlichen Kursanstieg vom Vortag bereits zu Gewinnmitnahmen. Der Augenheilkonzern hatte über positive Studienresultate für einen Trockene-Augen-Medikamentenkandidaten berichtet.
Mit an sich guten Nachrichten zum jüngsten Geschäftsgang wartete der Vakuumventilhersteller VAT auf, dessen Papiere sich um 0,2 Prozent verbilligten. Gewinnmitnahmen machten die frühen Kursgewinne zunichte. Die Aktien hätten schon im Vorfeld der Vorabinformationen einen guten Lauf gehabt, hiess es im Handel.
Die Aktien von Sika (-1,5%) blieben im Angebot. Der Hersteller von Bauchemikalien hatte am Mittwoch Zahlen und den Erwartungen des Marktes präsentiert. Von der Furcht vor einer Abschwächung der Baukonjunktur in Europa blieben auch die Aktien der Branchennachbarn Holcim (-0,5%) und Geberit (-1,1%) dominiert.
Die Aktien von Partners Group (-1,5%) gaben bis zum Handelsende deutlich nach. Das Private-Equity-Haus wird nach Börsenschluss die Entwicklung seiner verwalteten Vermögen bekannt geben. Die Papiere waren einer der Überflieger im vergangenen Jahr.
Auch die defensiven Nestlé (-1,6%) neigten zur Schwäche. Händler verwiesen auf eine Studie aus dem Hause Vontobel. In dieser warnte der zuständige Analyst von den negativen Folgen der Frankenstärke. Diese würden unterschätzt. Die anderen Schwergewichte Roche (-1,3%) und Novartis (-0,3%) gaben ebenfalls nach.
Die Papiere von Swatch (-0,6%) werden etwas von Rating-Änderungen gebremst. Gleich zwei Analysten von US-Banken haben die Papiere des Bieler Uhrenkonzerns auf «Neutral» von zuvor «Buy» gesenkt. Auch die Papiere des Konkurrenten Richemont (-1,7%) wurden verkauft.
Im breiten Markt wurde eine Gewinnwarnung von Komax (-11,0%) sehr negativ aufgenommen. Der Innerschweizer Kabelmaschinenhersteller hat angekündigt, dass er die bisher kommunizierte Prognosen für das Geschäftsjahr 2023 nicht erreichen wird.
Mit einer Vorabmeldung zum Ergebnis 2023 ist auch die Online-Bank Swissquote (Aktie +1,7%) an die Öffentlichkeit getreten. Sie hat Ertrag und Gewinn deutlich gesteigert.
Idorsia (-6,7%) standen weiter unter Druck unter Druck. Das Unternehmen hatte am Mittwoch angekündigt, man prüfe Optionen zur Geldbeschaffung.
Ferner sei es im Technologiesektor zu Umschichtungen von Inficon (-1,8%) in Comet (+2,8%) gekommen, sagten Händler. Und bei Barry Callebaut (-3,3%) habe sich eine Abstufung auf «Sell» durch die UBS negativ ausgewirkt. (awp/mc/ps)