Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt hiess es am Donnerstag nach dem Kurssprung vom Vortag bereits wieder «Kommando zurück». Der Leitindex SMI, der nach mehreren Tagen fallender Kurse am Vortag 1,75 Prozent zugelegt hatte, trat zum Rückzug an und anfängliche Gewinne schmolzen sukzessive ab. Schuld waren vor allem US-Konjunkturdaten. Die US-Wirtschaft wuchs im dritten Quartal stärker und der Arbeitsmarkt robuster als erwartet. «Dadurch wurden die Marktteilnehmer an das Schreckgespenst Lohn-Preis-Spirale erinnert», sagte Marktanalyst Andreas Lipkow. Danach überraschte auch noch die starke Eintrübung der US-Wirtschaftsaussichten im November negativ.
Auch wenn diese Kursreaktion bei saisonal ausgedünntem Handel zustande gekommen sei, dürften die Hoffnungen auf ein Weihnachtsrally damit wohl ausgeträumt sein, sagte ein Börsianer. Manche Marktteilnehmer hofften zwar, dass sich die jüngsten Verluste im Nachhinein noch als attraktive Einstiegsmöglichkeiten entpuppen könnten. Aber die ersten Monate des kommenden Jahres dürften aufgrund der geldpolitischen Unsicherheiten ziemlich holprig sein. Für den weiteren Verlauf stünden die Chancen dann aber nicht schlecht, dass es wieder aufwärts gehe. Es sei sehr viel Negatives in den Kursen eingepreist. Der Markt könnte also durchaus nach oben überraschen, meinte ein Händler.
Der SMI, der im frühen Handel noch bis 10’890 Punkte gestiegen war, schloss um 0,65 Prozent tiefer mit 10’774,64 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,71 Prozent ein auf 1639,72 und der breite SPI 0,63 Prozent auf 13’774,92 Zähler. Von den 30 SLI-Werten schlossen 27 tiefer, zwei legten zu und Swatch schlossen unverändert.
Starke Verluste verbuchten die Technologiewerte, denen vor allem ein trüber Ausblick des Chipherstellers Micron Technology zu schaffen machte. Vor allem die Aussagen zu sinkenden Investitionen würden als schlechtes Omen für die Branche gesehen, hiess es. Dies belastete den ganzen Sektor. Unter Führung von VAT (-4,3%) gaben auch Temenos (-1,9%), AMS Osram (-1,6%) und Logitech (-1,1%) und klar nach.
Andere Werte, die 2022 bereits stark korrigiert haben, wie der Bauchemietitel Sika (-2,0%), der Asset Manager Partners Group (-1,6%), der Riechstoffhersteller Givaudan (-1,3%) oder der Sanitärwert Geberit (-1,1%) büssten ebenfalls Terrain ein. Der Medizintechniker Straumann (-0,7%) oder die Zykliker Kühne + Nagel (-0,7%) und Schindler (-1,2%) schlossen nach anfänglich positiver Tendenz im Minus.
Aber auch die als defensiv geltenden Schwergewichte konnten sich den Abgaben nicht entziehen. Allerdings schlugen sich Novartis (-0,2%) und Nestlé (-0,4%) besser als Roche (-1,0%).
SGS (-0,5%) gaben frühe Gewinne ebenfalls ab. Der Warenprüfkonzern hat sein Aktienrückkaufprogramm über 250 Millionen Franken beendet.
Aufwärts ging es für Swisscom (+0,8%). Der Telekomkonzern will die Konzernleitung von heute sechs auf neun Mitglieder erweitern. Gleichzeitig will der Bundesrat einen neuen Staatsvertreter für den Verwaltungsrat bestimmen.
Auch Zurich (+0,2%) schlossen etwas höher. Der Versicherer führt im schwachen Börsenjahr 2022 gar mit einem Plus von als zehn Prozent die raren Gewinner an.
Ansonsten waren die Finanzwerte eher im Angebot: CS (-1,2%), UBS und Julius Bär (je -0,9%) verloren dabei mehr als die Versicherer Swiss Re (-0,1%) und Swiss Life (-0,3%).
In den hinteren Reihen standen die Aktien der TX Group (+1,5%) im Blick der Anleger. Der Zürcher Medienkonzern baut mit der Übernahme von Clear Channel Schweiz sein Aussenwerbungsgeschäft deutlich aus. Bei Analysten kam die Neuigkeit gut an.
Dagegen standen Santhera (-16%) weiter unter Druck und gaben damit einen Grossteil der jüngst erzielten Gewinne wieder ab.
Grosse Kursausschläge gab es zudem bei ONE Swiss Bank (+7,8%), Igea Pharma (-50%) oder der Beteiligungsfirma Arundel (-20%). Gründe dafür waren nicht auszumachen. (awp/mc/ps)