Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag fest geschlossen und damit an den bereits starken Lauf vom Vortag angeknüpft. Gestützt auf gute Vorgaben aus den USA hatte der Leitindex SMI bereits klar im Plus eröffnet und die Avancen in der Folge weiter ausgebaut. Zwischenzeitlich kletterte der SMI über die Marke von 9’300 Punkten. Von dem Mitte April erreichten Jahreshoch von 9’475 Zählern blieb der Index aber noch ein gutes Stück weit entfernt. Hierzulande lagen Sonova und Julius Bär nach Angaben zur Geschäftsentwicklung im Fokus.
Für gute Laune an den Finanzmärkten sorgte eine auf den ersten Blick harmlose Aussage eines Mitglieds der Europäischen Zentralbank: EZB-Direktor Benoît Coeuré hatte angekündigt, dass die Notenbank in Anbetracht der schwachen Handelsaktivitäten in den Sommermonaten das Tempo der grossangelegten Anleihekäufe vorübergehend forcieren werde. Dies wiederum dürfte Aktien gegenüber Anleihen wieder deutlich attraktiver machen und den nun seit beinahe zwei Wochen anhaltenden Aufwärtstrend im SMI stützen. Die technischen Ampeln stehen jedenfalls auf grün, hiess es im Handel.
Der Swiss Market Index (SMI) ging mit +1,08% bei 9’295,62 Punkten aus dem Handel. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte ebenfalls um 1,08% auf 1’387,65 und der marktbreite Swiss Performance Index (SPI) um 1,01% auf 9’444,96 Stellen zu. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen bis auf Transocean, Sika und ABB alle im Plus.
Die prozentual grössten Aufschläge verbuchten Sonova nach Zahlen mit +2,8%. Der Hörgeräte-Spezialist bleibt auf Wachstumskurs und will mit Unterstützung der Hansaton-Übernahme auch im laufenden Jahr weiter zulegen. An der Bilanzmedienkonferenz versicherte CEO Lukas Braunschweiler, dass Sonova im Geschäft mit Cochlea-Implantaten trotz der zuletzt etwas enttäuschenden Entwicklung auf Kurs sei. Analysten hoben die Kostendisziplin positiv hervor. Sonova sollte es gelingen, langfristig ein besseres Wachstum als die Konkurrenz zu erzielen, hiess es.
Julius Bär (+1,1%) schlossen im breiten Mittelfeld. Nicht unerwartet hat der Vermögensverwalter in den ersten vier Monaten 2015 die Aufhebung des Euro-Mindestkurses zu spüren bekommen und musste einen leichten Rückgang der verwalteten Vermögen vermelden. Doch wurden die Vorgaben der Analysten damit übertroffen. Vor allem die überraschend hohe Bruttomarge habe überzeugt, hiess es am Markt.
Schub gaben vor allem die schwergewichtigen Nestlé (+1,5%) und Novartis (+1,0%), während Roche (+0,5%) deutlich zurückblieben. Geberit (+2,0%) wiederum hatten nach der schwachen Entwicklung der vergangenen Wochen einen starken Lauf. Zu den grossen Gewinnern zählen des weiteren Clariant (+1,9%), Actelion, Adecco, Lonza (je +1,8%) und Richemont (+1,7%). Letztere wurden auf die «Conviction Buy»-Liste von Goldman Sachs aufgenommen.
Richemont wird am Freitag die Geschäftszahlen 2014/15 vorlegen, wobei die Eckdaten bereits bekannt sind und der Gewinn insbesondere wegen wechselkursbedingter Bewertungseffekte deutlich zurückgegangen ist. Die Konkurrenzpapiere von Swatch gewannen weitere 1,2%, nachdem sie sich am Vortag um gut 3% verteuert hatten.
Die Grossbankentitel UBS und Credit Suisse schlossen mit einem Plus von 1,5% beziehungsweise 1,3% ebenfalls fest. Während die Aktionäre der UBS auf den Entscheid der US-Justizbehörde im Devisenfall warten, teilte die CS mit, dass beinahe zwei Drittel der Aktionäre ihre Dividende in Aktien ausbezahlt haben will.
Heftig bergab ging es dagegen für Transocean, die mit -3,9% das Schlusslicht bei den Blue Chips bildeten. Der Offshore-Ölbohrspezialist hatte im neusten Flottenbericht zwar neue Aufträge und einen Rückgang der Ausserbetriebstage gemeldet. Nach einer starken Entwicklung in der Vorwoche würden Anleger aber erst mal Kasse machen, hiess es im Handel.
Bei den Verlierern reihten sich auch Sika ein, die seit der Causa Saint-Gobain einen verhältnismässig volatilen Verlauf zeigen: Auf ein starkes Plus vom Vortag folgte am Berichtstag ein Kursverlust von 0,4%. ABB verloren ebenfalls 0,4%.
Im breiten Markt waren bei Meyer Burger (+4,8%) und Sunrise (-4,3%) starke Bewegungen auszumachen. Der Solarzulieferer hat von einem bestehenden Kunden aus Asien einen weiteren Auftrag im Wert von über 38 Mio CHF erhalten. Sunrise hat derweil im ersten Quartal mit den Angaben zum bereinigten Betriebsergebnis die Vorgaben verfehlt. Enttäuschende Quartalszahlen hat auch Schmolz+Bickenbach vorgelegt. Die Aktie schloss 2,3% tiefer. (awp/mc/upd/ps)