Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Dienstag mit klar tieferen Kursen beendet. Belastet wurde der Leitindex SMI unter anderem von schwachen Bank- und Versicherungsaktien. Hier wirkte sich die Situation in Italien aus. Ministerpräsident Giuseppe Conte hatte mit einer Ansprache die Sorge geweckt, dass der Schuldenabbau keine Priorität geniesst. Ausserdem belasteten Kursverluste bei den defensiven Aktien-Schwergewichten den SMI überaus stark.
Für Verunsicherung sorgte am Markt neben dem Thema Italien erneut auch die Entwicklung des Handelsstreits zwischen den USA und ihren Handelspartnern, die nun teilweise auch mit der Einführung von Schutzzöllen begonnen haben. Im Gegensatz zum Gesamtmarkt schlossen die Technologiewerte im Plus. Sie profitierten erneut von einer guten US-Stimmung. So waren hierzulande Logitech bei den Blue Chips unter den grössten Gewinnern. Tech-Titel seien ein herausragender Sektor, bei dem es nach einer strukturellen Wachstumsstory aussehe, hiess es aus dem Handel.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Dienstag 1,11 Prozent im Minus bei 8’538,31 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,87 Prozent nach auf 1’424,10 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) verlor 0,83 Prozent auf 10’274,00 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 21 im Minus, sieben im Plus und zwei unverändert.
Sehr deutliche Abgaben entfielen auf die Genussscheine des Börsen-Schwergewichts Roche (-1,9% auf 210,20 Fr.), die am Berichtstag sogar ein neues Jahrestief markierten. Ein durchwachsener Auftritt am Krebskongress Asco sorgte für Druck. Im Vergleich etwa zum US-Konkurrenten Merck sähen die Daten von Roche aus der Immunonkologie eher verhalten aus, meinte ein Händler Die Gewährung eines beschleunigten Zulassungsverfahrens durch die US-Behörden für das Hämophilie-Medikament Hemlibra vermochte die Stimmung nicht aufzuhellen.
Auch die anderen beiden SMI-Schwergewichte Novartis (-1,0%) und Nestlé (-0,9%) beendeten den Tag mit deutlichen Verlusten, wenn auch diese etwas moderater ausfielen als bei Roche.
Klar zurückgebunden wurden ausserdem die Bankenwerte UBS (-2,7%), Credit Suisse (-2,2%) und Julius Bär (-1,6%). Der Sektor hatte zuletzt deutlich unter der «Italienkrise» gelitten. Dies akzentuierte sich am Berichtstag wieder, da Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte mit einer Ansprache die Sorge weckte, dass der Schuldenabbau keine Priorität geniesst. Die Renditen italienischer Staatsanleihen zogen entsprechend erneut stark an, was sich belastend auf die Finanztitel auswirkte.
Auch mit den Aktien grosser Versicherer wie Swiss Life (-1,6%), Bâloise (-1,1%) oder Zurich (-0,9%) sei es am Berichtstag daher abwärts gegangen, kommentierte ein Händler.
Grössere Abgaben gab es ausserdem auch für Givaudan (-1,6%). Die Titel des Aromen- und Riechstoffherstellers waren von der US-Investmentbank Goldman Sachs auf «Sell» von bisher «Neutral» zurückgestuft worden. Die Aussichten für das Unternehmen hätten sich eingetrübt, so die Analysten. Der Markt bleibe zwar fundamental attraktiv, allerdings dürften sich die Margen in den kommenden Jahren zurückbilden.
Dem Negativtrend widersetzen konnten sich dafür die volatilen Aryzta (+3,2%), Sonova (+1,1%), Swatch (+0,6%) oder Vifor Pharma (+0,5%). Bei den Tech-Aktien ging es dank US-Rückenwind mit Logitech (+2,2%) sehr deutlich bergauf.
Am breiten Markt profitieren U-Blox (+3,8%) von der Lancierung eines neuen Chips für das Segment autonomes Fahren sowie AMS (+3,9%) von der guten Sektorstimmung. Die Titel des österreichischen Chipherstellers seien reif für einen «Rebound», hiess es am Markt.
Die Landis+Gyr-Aktien (-3,4%) schlossen klar im Minus. Der Anbieter von Energiemanagement-Lösungen hatte mit seinem Geschäftsergebnis 2017/18 die Analysten insgesamt nicht ganz zu überzeugen vermocht. Immerhin blieben aber befürchtete Rückstellungen aus. (awp/mc/ps)