Zürich – Nach einem festeren Beginn ist dem Schweizer Aktienmarkt am Donnerstag der Schnauf ausgegeben. Bis Börsenschluss schleppte sich der Leitindex SMI ganz knapp noch in die Pluszone, nachdem er am Nachmittag gar ins Minus gerutscht war. Laut Händlern sorgten sich die Anleger um den sich zuspitzenden Handelsstreit zwischen den USA und Europa im Vorfeld des am Freitag beginnenden G-7-Treffens, bei dem es Krach um die US-Schutzzölle geben dürfte. Angesichts der Differenzen zwischen US-Präsident Donald Trump und den restlichen sechs westlichen führenden Wirtschaftsmächten waren die Investoren auf der Hut.
Auch die Sorgen um die politische Lage in Italien hemmte die Kauflust der Anleger. Die neue populistische Regierung in Rom hat für Turbulenzen an den Anleihemärkten gesorgt. Zudem wird das erwartete Ende der Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) laut Händlern nicht nur positiv aufgenommen an den Finanzmärkten. Keine Stütze kam aus Amerika, wo die Vorgaben durchzogen waren. Während der Dow Jones den höchsten Stand seit Mitte Mari erreichte, knickte der technologielastige Nasdaq nach den deutlichen Kursgewinnen der letzten Tage ein.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,04 Prozent höher auf 8’548,33 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,08 Prozent auf 1’430,53 Punkte, während der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,03 Prozent auf 10’294,48 Zähler zulegte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 19 im Plus, 10 im Minus und einer (Schindler) unverändert.
Die grössten Verlierer im SMI/SLI waren der Uhrenhersteller Swatch, der um 2,0 Prozent verlor. Damit ist ein Teil der Kursgewinne der vergangenen Tage wieder weg. Im Kielwasser von Swatch tauchte auch der Luxusgüterkonzern Richemont um 1,4 Prozent. Händler sprachen von Gewinnmittnahmen.
Grösster Bremsklotz im SMI war aber das Schwergewicht Nestlé mit einem Minus von 0,5 Prozent. Einen klaren Grund dafür gebe es keinen, sagten Händler. Aryzta sanken um 1,7 Prozent, Vifor um 0,9 Prozent, während Sonova um 0,8 Prozent nachgaben.
Grösster Gewinner im SMI/SLI waren die Aktien von Clariant mit einem Plus von 1,2 Prozent. Laut Händlern profitieren die Titel von positiven Aussagen des Konkurrenten Umicore.
Dahinter wiesen die Versicherer Swiss Life und Zurich mit einem Plus von je 1,0 Prozent die deutlichsten Kursavancen auf. Die Swiss Re-Aktien legten um 0,5 Prozent zu. Die Versicherer reagierten positiv auf die Entwicklung bei den Anleiherenditen, nachdem sie am Vortag zeitweise deutliche Kurseinbussen im Zusammenhang mit milliardenschweren Anleihenbeständen in Italien erlitten hatten. Die Analysten von JPMorgan und Goldman Sachs erachteten diese Kursverluste als übertrieben, was den Aktien nun half.
Die Grossbanken UBS (+0,7%) und Credit Suisse (+0,3%) kehrten nach einer Berg- und Talfahrt in die Gewinnzone zurück. Auf einer Investorenkonferenz in Frankfurt stimmte UBS-Finanzchef Kirt Gardner die Investoren auf geringere Transaktionsgebühren ein. Kunden verhielten sich bei geopolitischen Unsicherheiten risikoavers, sagte er.
Die Privatbank Julius Bär stellte ein neues Gebührenmodell vor, um die handelsabhängigen Schwankungen ihrer Erlöse zu verringern. Die Bär-Aktie kletterte um 0,5 Prozent. Die Titel der Vermögensverwalter EFG International (+5,7%), VP Bank (+6,8%) und Vontobel (+1,8%) gewannen ebenfalls deutlich. «Es würde mich nicht wundern, wenn demnächst eine Studie veröffentlicht würde, in der Privatbanken zum Kauf empfohlen werden», sagte ein Händler.
Kühne + Nagel (+0,5%) erhielten Rückenwind von einer Kaufempfehlung und einer Kurszielerhöhung der britischen Grossbank HSBC. Die Analysten sprachen von einem soliden Fortschritt im ersten Quartal. In der Branchenstudie erhielt auch Konkurrenz Panalpina (+1,0%) ein höheres Kursziel.
Im breiten Markt erlitten Comet Einbussen von 4,4 Prozent. Schlatter büsste 3,1 Prozent ein, während Ascom 2,2 Prozent verloren. Auf der anderen Seite zeigten Sensirion (+5,4%), BVZ (+4,4%) und Metall Zug (+4,3%) deutliche Gewinne. (awp/mc/pg)