Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Dienstag nach einem Einbruch am Vormittag erholt und im späten Handel sogar noch ins Plus gedreht. Dieses war jedoch vor allem den beiden Pharma-Schwergewichten zu verdanken, in die sich die Anleger laut Händlern aus Angst vor wachsenden Risiken flüchteten. Vor der morgigen Veröffentlichung des Fed-Sitzungsprotokolls hielten die Anleger noch den Atem an, was die Kurse in der Zwischenzeit nach unten drücke, hiess es in einem Kommentar.
Am Vormittag war der SMI für kurze Zeit gar unter die Marke von 11’200 Punkten gerutscht, bewegte sich dann lange leicht im Minus und drehte gegen Ende des Tages ins Plus. Anleger deuten die grosse Volatilität als Zeichen der Nervosität, die an den Märkten herrsche. Das zeigen auch die US-Märkte, wo die Anleger sich aufgrund des Stimmungswechsels in Sachen Geldpolitik zurückzögen. Zur eher pessimistischen Grundstimmung trug bei, dass die Daten für den europäischen Dienstleistungssektor – obwohl besser als erwartet – laut Experten «dunkle Wolken» in der europäischen Industrie anzeigen.
Der SMI schloss am Dienstag um 0,14 Prozent höher bei 11’282,16 Punkten nur wenig unter dem Tageshoch von 11’292. Das Tagestief lag bei 11’164 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten und die Gewichtungen stärker gekappt sind, verlor 0,22 Prozent auf 1780,79 und der breite SPI legte leichte 0,03 Prozent auf 14’504,65 Punkte zu. Neun der 30 SLI-Werte schlossen höher, 21 tiefer – davon verloren zehn mehr als 1 Prozent.
Die grössten Verluste verzeichneten die Titel von Credit Suisse mit einem Minus von 4,1 Prozent. Laut Händlern belasteten nicht bestätigte Medienberichte, wonach die Finma eine Untersuchung gegen Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann wegen irreführender Aussagen in Interviews eröffnet habe. Die Papiere fielen kurz vor Mittag gar auf ein neues Allzeittief von 2,522 Franken. Im Verlauf holten sie allerdings wieder etwas auf.
Straumann verloren 1,8 Prozent. Die Titel hatten nach der Zahlenvorlage am Morgen zunächst zugelegt, fielen dann aber klar in den roten Bereich. Beobachter monierten unter anderem, dass die diesjährigen Margenvorgaben auf eine rückläufige Entwicklung schliessen liessen.
Ebenfalls tief im roten Bereich schlossen Titel aus dem Technologiebereich wie AMS Osram (-2,0%), Logitech (-1,8%) oder VAT (-0,8%), konjunktursensitive Papiere wie Adecco (-2,0%), Kühne + Nagel (-1,9%) oder Sika (-1,1%), zudem noch Partners Group (-1,2%), Swiss Re und SGS (beide -1,0%).
Vom Siegertreppchen winkten auf der anderen Seite mit grossem Abstand Temenos, die 5,5 Prozent zulegten und damit auf dem Tageshoch von 71,90 Franken schlossen. Der Bankensoftware-Hersteller verkündete anlässlich seines Investorentags neue Mittelfristziele, die aus Sicht der Analysten ambitioniert sind.
Dass der SMI aber an Ende in den Plusbereich drehte, war in erster Linie den Pharma-Schwergewichten zu verdanken. So gehörten Novartis (+1,1%) und Roche (+0,7%) zu den stärksten Titeln und hoben den SMI mit ihrem Gewicht um fast 30 Punkte in die Höhe. Beide Papiere profitierten laut Händlern von der neuerlichen Risikoaversion der Anleger und legten gegen Ende des Handelstages nochmals deutlicher zu. Nicht im gleichen Umfang profitieren können Nestlé (-0,1%), die laut Händlern von einem kritischen Analystenkommentar gedrückt wurden.
Zu den Gewinnern gehörten nach einer Rally kurz vor Handelsschluss zudem Richemont. Die Titel wurden von einem Medienbericht angetrieben, wonach sich der französischen Luxusgüterkonzern LVMH für eine Übernahme interessiert. Die Titel sprangen in der Folge auf bis zu 147,60 Franken hoch, ein Teil der Gewinne verpuffte jedoch schnell wieder.
Im breiten Markt schlossen Oerlikon (-3,9%) und PSP Swiss Property (-4,1%) nach Zahlen deutlich tiefer. Also verloren ebenfalls nach Zahlen 3,0 Prozent. CPH legten hingegen um 4,0 Prozent zu. (awp/mc/pg)