Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag den Rekordkurs fortgesetzt, und fester, aber unter dem im Verlauf neu markierten Rekordhoch geschlossen. Die Anleger seien weiterhin in Kauflaufe, hiess es am Markt. Sie hofften nach einigen positiven Signalen auf eine Teileinigung im US-chinesischen Handelsstreit. Positiv auf die Stimmung wirkten sich laut Händlern zudem auch die Worte von US-Notenbankchef Jerome Powell in der Nacht auf Dienstag über die US-Wirtschaft aus.
Die Marktteilnehmer gingen fest davon aus, dass eine Einigung im Handelsstreit nur eine Frage der Zeit sei. Offen sei aber, ob es zu mehr als einem Waffenstillstand reiche und ob Zölle abgebaut würden. Dann werde sich weisen, wie viel Raum für weitere Kursgewinne noch vorhanden sei. «Es ist inzwischen doch sehr viel Positives in den Kursen enthalten», sagte ein Händler.
Der SMI schloss um 0,37 Prozent höher bei 10’506,93 Punkten und nur wenig unter dem Rekordhoch von 10’537,76 Punkten. Der 30 Werte zählende SLI stieg um 0,39 Prozent auf 1’613,57 und der umfassende SPI um 0,41 Prozent auf 12’684,52 Zähler. 21 der 30 SLI-Titel legten zu und 9 gaben nach.
An der Spitze der Gewinner im SLI standen die Aktien von Vifor Pharma (+7,0%). Das Unternehmen punktete mit positiven Studienergebnissen zum Produktkandidaten Avacopan. Laut einem Analysten hatte der Markt diesen «weitestgehend ignoriert». Experten rechnen mit Spitzenumsätzen von gegen einer halben Milliarde Franken.
Auf Platz zwei standen die Aktien von AMS (+3,7%) markant an. Beim österreichischen Halbleiterhersteller hängt derzeit alles vom Übernahmeangebot für Osram ab. Am Wochenende hatte AMS-Grossaktionär Temasek dem Deal seinen Segen erteilt. Zudem hätten die Apple eigenen Umsatzerwartungen für die neuen iPhones den Anlegern Mut gemacht und manche von ihnen zur Glattstellung von Baisse-Positionen bei AMS veranlasst, hiess es am Markt.
Gefragt waren ausserdem die Anteile zyklischer Werte wie Sika (+1,7%), Temenos (+1,0%) und Geberit (+1,6%). Schindler, Clariant, ABB und LafargeHolcim rückten bis zu einem halben Prozent vor.
Mit Sonova (+2,0%) und Lonza (+1,5%) standen auch Werte aus dem Gesundheitsbereich auf den Einkaufszetteln. Lonza könnten auch Gerüchte, dass der deutsche Chemiekonzern Lanxess ein Interesse für Teile des Pharmazulieferers haben könnte, geholfen haben, sagte ein Händler.
Als Stützen des Marktes erwiesen sich die Pharmaschwergewichte Roche (+1,3%) und Novartis (+0,7%). Roche waren am Vortag nach guten Nachrichten zu einem Zulassungsverfahren gesucht. Novartis waren ebenfalls im Aufwind, nachdem der Basler Konzern den US-Cholesterinspezialisten The Medicines für knapp 10 Milliarden Dollar übernehmen und damit sein Portfolio bei Herzkrankheiten ausbauen will.
Die Aktien von Swiss Re (+0,5%) legten am Tag nach einer Investorenkonferenz zu. Befürchtungen über hohe Winterschäden in Südeuropa, nachdem dort ganze Brücken von Erdmassen weggespült worden seien, fanden laut Händlern keinen Niederschlag in den Kursen.
Die stärksten Abschläge verzeichneten die Aktien von Alcon (-1,3%), die sich seit der Vorlage der Quartalszahlen in einer Abwärtstendenz befinden. Vor allem ausländische Fonds träten seitdem als Verkäufer auf, hiess es am Markt.
Unter Abgaben litten zudem die Grossbanken UBS (-1,1%) und CS (-0,7%).
Gewinnmitnahmen machten Swatch (-0,7%) und Richemont (-0,6%) zu schaffen. Die Titel waren am Vortag dank China-Hoffnungen gestiegen. Zudem hatten die Übernahmepläne von LVMH für die US-Schmuckkette Tiffany dem Sektor zu einer gewissen Übernahmefantasie verholfen.
Auch bei den Kühne+Nagel-Papieren (-0,6%) erklärten Händler den Kursrückgang mit Gewinnmitnahmen.
Am breiten Markt büssten Schmolz+Bickenbach (-11%) erneut massiv an Wert ein. Der finanziell angeschlagene Stahlhersteller will sein Kapital erhöhen. Der Grossaktionär Martin Haefner will bei der Transaktion mitmachen und seinen Anteil erhöhen, aber dabei von der Verpflichtung ausgenommen werden, ein Übernahmeangebot für die ganze Firma machen zu müssen. Die Behörden lehnen diese Ausnahme aber ab. In Gespräch mit der «Finanz und Wirtschaft» sagte Haefner, die Ablehnung der Kapitalerhöhung wäre für S+B gleichbedeutend mit einem Gang zum Konkursrichter am nächsten Tag. (awp/mc/ps)