Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat erneut schwächer geschlossen. In der ersten Handelshälfte zeigte sich der Leitindex SMI noch gut gehalten, was aufgrund der negativen Vorgaben aus Übersee im Handel auf Überraschung stiess. Am Nachmittag glitt das Leitbarometer dann aber unter dem Einfluss negativer US-Makrodaten tief in die roten Zahlen.
So stieg in der grössten Wirtschaftsmacht der Welt unter anderem die Beschäftigung des Privatsektors im Mai weniger stark als erhofft. Zudem schwächte sich die Konjunktur im ersten Quartal stärker ab als zunächst berechnet und der vielbeachtete Chicago Einkaufsmanagerindex ging im Mai deutlicher als erwartet zurück, wobei er den tiefsten Stand seit September 2009 erreichte. Nach wie vor drückten neben der Sorge um Griechenland insbesondere die Probleme spanischer Banken auf die Stimmung, hiess es.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,89% tiefer auf 5’850,18 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,09% auf 875,83 und der breite SPI um 0,88% auf 5’456,06 Zähler.
Unter dem weiterhin unsicheren Umfeld litten vor allem die Zykliker. Die prozentual grössten Abgaben verzeichneten dabei die Papiere von Transocean (-3,7%) und Holcim (-3,6%). Morgan Stanley erhöhte zwar das Kursziel leicht. Mit dem jüngst angekündigten Programm zur Senkung der Kosten und Steigerung der Effizienz stelle sich das Unternehmen einer grossen Herausforderung, die mit Ausführungsrisiken verbunden sei, schrieben die Experten der US-Bank allerdings.
Unter Abgabedruck standen auch die ABB-Papiere (-2,9% auf 15,21 CHF), die von Exane BNP auf «Neutral» zurückgenommen wurden. Schwächer zeigten sich auch Lonza (-2,7%) und Adecco (-2,1). Einzig Givaudan und Swisscom vermochten sich bei den Zyklikern mit je +0,5% in der Gewinnzone zu halten.
Die Bankenwerte gehörten ebenfalls zu den grossen Verlierern. Helvea hat das Kursziel sowohl für die UBS-Titel (-2,1%) wie für die CS-Titel (-2,2%) gesenkt, belässt die Anlageeinstufung aber je auf ‹Neutral›. Das Geschäftsumfeld für Banken mit tiefen Zinsen und geringer Kundenaktivität präsentiere sich weiterhin herausfordernd, so die Analysten.
Swiss Life schloss mit einem Minus von 1,3% als schwächster Assekuranzwert. Der Lebensversicherer baut die bestehende Vertriebskooperation mit dem Krankenversicherer Sanitas in der Schweiz aus und lancieren die Krankenversicherungslösung mit dem Namen Swiss Life SimplyCare. Für Swiss Life sei die gemeinsame Produktlancierung mit Sanitas ein wichtiger Schritt vom reinen Lebensversicherer hin zum umfassenden Vorsorgeanbieter, hiess es.
Zudem belasteten die Abgaben in den Pharmaschwergewichten Roche (-0,3%) und Novartis (-0,2%) den SMI. Letztere stellte am Jahrestreffen der American Society of Clinical Oncology in Chicago unter anderem aktualisierte Daten zu Afinitor bei Brustkrebs und Vergleichsdaten zu Tasigna vor. Zudem wurde auch über den Fortschritt in der Produktpipeline informiert. Auch Nestlé (-0,6%) verbilligten sich im Verlauf der heutigen Sitzung. Nach den Kursgewinnen in den vergangenen Tagen suchten Anleger vermehrt den Ausstieg aus Nestlé, hiess es.
Die Titel der Swiss Re (+1,8%) gehörten dagegen den ganzen Tag über zu den Gewinnern. Am Morgen gab der Rückversicherer bekannt, die Admin Re Holding für 0,6 Mrd USD in bar zu verkaufen. Einschliesslich einer Pre-Closing-Dividende werden dem Unternehmen hieraus 0,9 Mrd USD in bar zufliessen. Dass die Margen bei Admin Re Holding nicht so hoch wie im übrigen Geschäft waren, bereitete gemäss einem Händlerkommentar Kauflaune.
Am breiten Markt standen Newron (Aktien -3,6%) mit den Jahreszahlen im Fokus, deren Veröffentlichung wegen einer Fristerstreckung später publiziert wurden. Bei den Erlösen unterschritt das Pharmaunternehmen die Markterwartungen leicht, auf den Ergebnisebenen hingegen wurden die Erwartungen getroffen.
In den roten Zahlen zeigten sich zudem die Titel der BFW Liegenschaften mit minus 3,3%. Nach dem Exodus in Verwaltungsrat und Geschäftsleitung hat der Verwaltungsrat am Vortag Stimmenmehrheitsaktionär und BFW-Gründer Beat Frischknecht zum neuen CEO ernannt.
Charles Vögele (+1,8%) legten dagegen zu. Presseberichten zufolge soll das Modehaus vom neuen Führungsduo, dem Verwaltungsratspräsidenten Hans Ziegler und CEO Frank Beeck wieder auf Kurs gebracht werden. Ab 2014 werde ein zweistelliger Nettogewinn erwartet, hiess es. (awp/mc/upd/ps)