CH-Schluss: SMI mit hohem Minus zum Ende der Börsenwoche
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die verkürzte Handelswoche vor dem langen «1. Mai»-Wochenende am Schluss mit einem deutlichen Minus beendet. Nach der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) und der anschliessenden Medienkonferenz mit Präsidentin Christine Lagarde sah die Welt schon wieder düsterer aus, kommentierte ein Marktbeobachter. Denn die EZB befürchtet im Extremfall einen Einbruch der Wirtschaftsleistung in der Eurozone um bis zu 12 Prozent in diesem Jahr. Allein im laufenden zweiten Quartal könnte das Minus bei 15 Prozent liegen.
Dass die Zentralbank die Refinanzierungskosten für Banken weiter gesenkt hat, konnte der Stimmung wenig helfen. Hinzu kam am Donnerstag, dass weitere 3,8 Millionen Amerikaner in der vergangenen Woche ihren Job verloren haben. «Auch wenn diese Entwicklung nicht wirklich überraschend daherkommt, solche Zahlen rufen immer wieder in Erinnerung, dass die Musik an der Börse nicht schon wieder zu laut aufgedreht werden sollte», so ein Analyst. Niemand könne ein Ende der Krise realistisch voraussagen und damit könne auch keiner die tatsächlichen wirtschaftlichen Schäden beziffern.
Der SMI verlor 2,39 Prozent und schloss auf dem Tagestief von 9’629,40 Punkten. Für die feiertagsbedingt verkürzte Handelswoche, die am (heutigen) Donnerstag bereits endete, ergab sich damit unterm Strich in etwa ein mehr oder weniger stabile Entwicklung. Der SLI fiel um 2,49 Prozent auf 1’409,84 Punkte und der breit gefasste SPI um 2,11 Prozent auf 11’905,85 Stellen. Von den 30 SLI-Werten gaben alle bis auf Geberit nach.
Die Berichtssaison der Unternehmen lief am Donnerstag auf vollen Touren weiter: Hierzulande rapportierten gleich fünf Blue Chips. Die grössten negativen Ausschläge erlitten allerdings Swiss Life (-6,1% oder -22,00 Fr.), welche Ex-Dividende von 20 Franken gehandelt wurden.
Swiss Re (-5,5%) kamen nach enttäuscht aufgenommenen Quartalszahlen unter die Räder. Beim Rückversicherer war der Verlust im ersten Quartal zwar nicht so hoch ausgefallen wie befürchtet, die Belastungen durch die Pandemie dürften aber noch weiter anhalten, hiess es vom Management. In der Folge sprach LBWW eine Verkaufsempfehlung aus.
Auch Clariant (-5,1%) und Swisscom (-3,3%) wurden nach den Quartalsbilanzen verstärkt aus den Depots geworfen. Denn das Zahlenset des Spezialchemiekonzerns enttäuschte ebenfalls die Analysten. Das neue Portfolio sei gar nicht so widerstandsfähig wie versprochen, lautete etwa die Kritik.
Der Telekomkonzern wiederum überraschte zwar mit einem höheren Gewinn. Allerdings kämen Zweifel an der Ergebnisqualität und am aufrecht erhaltenen Ausblick auf, kommentierte ein Händler.
Des weiteren verloren am Schluss AMS (-5,6%) besonders stark. Und mit Credit Suisse (-5,2%), die gleichentags ihre GV abhielten, Julius Bär (-4,6%), UBS (-4,2%) kamen noch weitere Vertreter aus der Finanzbranche teilweise stärker unter die Räder. In den letzten Handelstagen hatten sie teilweise massiv zugelegt.
Die einzigen Gewinner waren letztendlich Geberit (+2,5%), bei dem insbesondere die hohe Marge im Startquartal 2020 am Markt überzeugte. Der Sanitärtechnikkonzern habe seine Stabilität einmal mehr bewiesen und die Gewinnmarge in einem schwierigen Umfeld noch ausgebaut.
LafargeHolcim (-1,0%) hielten sich noch etwas besser. Der Konzern sorgte mit Aussagen zum China-Geschäft für etwas Optimismus.
Von den Schwergewichten belasteten besonders Novartis (-3,3%) den Leitindex, aber auch Roche (-1,9%) und Nestlé (-1,1%) gaben nach.
Am breiten Markt verloren unter anderem besonders Perrot Duval (-10%), Meyer Burger (-8,1%) und Lalique (-7,3%). Im schwachen Umfeld deutliche Gewinne verzeichneten hingegen Schlatter (+10%), Obseva (+7,8%) und Tornos (+6,0%). (awp/mc/pg)