CH-Schluss: Schwächer – Schwergewichte belasten
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch den Abwärtstrend fortgesetzt und schwächer geschlossen. Damit entfernte sich der SMI wieder stärker von dem noch am Montag bei 11’616 Punkten markierten Jahreshoch. Allerdings tendierten auch andere europäische Handelsplätze schwächer. Dem SMI machten dabei vor allem die Kursverluste der beiden Schwergewichte Novartis und Nestlé zu schaffen. Zwar wurden noch einzelne Unternehmensergebnisse veröffentlicht, insgesamt aber waren die Impulse dünn gesät. Dies könnte auch daran liegen, dass der morgige Donnerstag in der Schweiz und in Teilen Europas ein Feiertag ist (Christi Himmelfahrt).
Im Fokus der Anleger stand damit weiterhin der Streit um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze. Dort gab es zuletzt kleine Hoffnungsschimmer, Republikaner und Demokraten schienen sich etwas anzunähern. Dabei warnten Volkswirte vor einem Scheitern der Verhandlungen. In diesem drohen Fall Zahlungsausfälle der USA. Finanzministerin Janet Yellen warnte, ein Ausfall könnte bereits am 1. Juni eintreten. Aufgrund der wichtigen Rolle des Dollar für das internationale Finanzsystem könnte es zu schwerwiegenden Konsequenzen kommen.
Der SMI schloss um 0,71 Prozent tiefer mit 11’437,78 Punkten und damit nur wenig über dem Tagestief. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,81 Prozent ein auf 1776,05 und der breite SPI 0,69 Prozent auf 15’082,18 Zähler. Im SLI beendeten 20 Titel den Handel zu tieferen und zehn zu höheren Kursen.
Im Fokus standen die Aktien von Zurich Insurance (-2,5%), dem letzten Vertreter des SMI mit Zahlen. Der Versicherer hat die Angaben zur Volumenentwicklung erstmals nach den Rechnungslegungsregeln IFRS 17 publiziert und dabei weiteres Wachstum verzeichnet. Einerseits taten sich manche Marktteilnehmer schwer mit den Umstellungen und anderseits kam es laut Händlern auch zu Gewinnmitnahmen.
Auch bei guten Unternehmensnachrichten komme es vermehrt zu bösen Kursreaktionen, vor allem wenn es keine positiven Überraschungen gebe, sagte ein Händler. Das Erwartungsniveau sei eben sehr hoch. Gewinnmitnahmen könnten daher auch Auslöser der Schwäche von Givaudan (-3,7%) sein. Allerdings büsste auch Konkurrent Symrise klar an Wert ein.
Bei Lonza (-2,8%) dürfte zudem noch ein kritischer Kommentar des Stifel-Analysten und ein CEO-Interview kursbelastend dazu gekommen sein.
Der grösste Druck auf den Markt ging aber von den beiden SMI-Schwergewichten Novartis (-1,6%) und Nestlé (-1,0%) aus. Ein Händler vermutete dahinter Futures-bedingte Abgaben, die der Portfolioabsicherung dienten. Allerdings konnte sich Roche (+0,4%) dank positiven Studiendaten dem Druck entziehen.
Kräftige Abschläge verzeichneten noch der Telekomkonzern Swisscom, der Uhrenhersteller Swatch, die Medtechunternehmen Straumann und Sonova sowie der Lebensversicherer Swiss Life, die zwischen 1,8 und 0,8 Prozent verloren, im laufenden Jahr aber auch deutlich zugelegt hatten.
Auf der anderen Seite legten die beiden Grossbanken CS (+1,8%) und UBS (+1,1%) im SLI am meisten zu. Die UBS wird durch die Übernahme der Credit Suisse im zweiten Quartal einen Buchgewinn in der Grössenordnung von rund 35 Milliarden US-Dollar verbuchen können. Dies zeigen Angaben der Bank an die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC in der Nacht auf heute. Die Zahlen zeigten zudem den «attraktiven Kaufpreis» für die UBS, hiess es in einem Kommentar.
Gefragt waren zudem ABB (+0,6%), die von den optimistischen Prognosen des deutschen Siemens-Konzerns angetrieben wurden. Swiss Re (+0,1%) waren gut gehalten. Damit beeinflusste der Gewinnrückgang des Konkurrenten Munich Re den Zürcher Rückversicherer wenig.
Am breiten Markt sorgte eine starke Kurszielsenkung von Berenberg für Druck auf DocMorris (-7,5%). SoftwareOne wiederum fielen nach Zahlen um 3,7 Prozent.
Implenia (+14%) stiegen dagegen dank einer Hochstufung der CS auf ein Mehrjahreshoch. (awp/mc/pg)