Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Freitag mit Verlusten ins Wochenende verabschiedet. Anleger hielten sich vor der am Samstag anstehenden Abstimmung im britischen Parlament zum Brexit-Deal zurück. Es ist noch unklar, ob Premierminister Boris Johnson für diesen Deal eine Mehrheit um sich scharen kann. Fraglich ist auch, ob im Fall einer Ablehnung eine erneute Verlängerung der EU-Mitgliedschaft über den 31. Oktober hinaus möglich ist.
Für dennoch etwas überdurchschnittliche Handelsvolumen sorgte der Eurex-Verfall. Zudem mussten am Markt einige Enttäuschungen über die in dieser Woche veröffentlichten Unternehmenszahlen verdaut und mögliche Rücksetzer für nächste Woche eingepreist werden.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Freitag 0,43 Prozent tiefer bei 9’965,49 Punkten. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein Minus von 0,5 Prozent. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,56 Prozent auf 1’525,88 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,49 Prozent auf 12’062,18 Punkte. Bei den 30 wichtigsten Aktien standen 22 Verlierer sechs Gewinnern gegenüber. ABB und UBS schlossen unverändert.
Die grössten Verluste erlitten die Techtitel. AMS (-4,6%) wurden kurz vor Börsenschluss vom Handel ausgesetzt. Der Sensorenhersteller gab bekannt, einen zweiten Anlauf für die Übernahme des deutschen Lichtkonzerns Osram zu unternehmen. AMS bietet erneut 41 Euro pro Aktie, hat aber die Mindestannahmeschwelle auf 55 Prozent gesenkt. Die Bieterkonkurrenten Advent und Bain Capital haben sich hingegen zurückgezogen. Bereits tagsüber hatte ein entsprechender Bericht darüber die Kurse gedrückt.
Temenos schloss knapp 5 Prozent im Minus, Logitech 2,5 Prozent. Bei Temenos drückten negative Analystenkommentare auf die Kurse. Der Bankensoftwarehersteller hatte am Vortag mit seinem Zahlenset enttäuscht, so dass die Aktie 15 Prozent einbüsste. Merrill Lynch hat die Titel des Bankensoftwareherstellers laut einem Händler sogar auf «Neutral» abgestuft.
Mit Lonza (-0,9%), Vifor (-0,8%) und Novartis (-0,7%) standen zudem zahlreiche Vertreter aus der defensiven Gesundheitsbranche auf den Verkaufslisten der Investoren. Als Belastung für den SMI erweisen sich insbesondere die schwergewichtigen Novartis-Titel. Die UBS äusserte sich im Vorfeld der am Dienstag anstehenden Quartalszahlen vorsichtig.
Auch Nestlé (-0,8% auf 103,12 Franken) drückten den SMI. Die Titel hatten zwischenzeitlich bei 102,76 Franken den tiefsten Stand seit Anfang August markiert, grenzten die Verluste später aber teilweise wieder ein. Nach der Zahlenvorlage am Vortag hat CFRA eine seltene Verkaufsempfehlung für die Titel ausgesprochen. Andere Analysten wiederum zeigten sich optimistischer.
Von den drei Schwergewichten standen einzig die Roche-Genussscheine (+0,3%) in der Anlegergunst. Die Quartalszahlen vom Donnerstag und der erneut erhöhte Ausblick stiessen auf Applaus aus der Analystengemeinde.
Auch Swisscom (+1%) waren gesucht. Internationale Marktteilnehmer hätten ein Auge auf die Aktie geworfen, hiess es am Markt. Zudem gebe es Umschichtungen von Sunrise (-1,0%) in Swisscom.
Im breiten Markt fielen die GAM-Titel mit einem Minus von 3,9 Prozent auf. Ein Händler sprach von «Verleiderverkäufen» und der Glattstellung spekulativ aufgebauter Titelpositionen.
Autozulieferer wie Adval Tech (-5,3%), Feintool (-2,4%) oder Autoneum (-1,0%) schwächelten nach einer Gewinnwarnung des französischen Autoherstellers Renault. Bei Edisun (-0,7%) sorgte eine neu angekündigte Kapitalerhöhung für Verluste.
Auf der anderen Seite verzeichneten Cosmo Kursaufschläge von 1,5 Prozent. Das Biopharmaunternehmen hat am Morgen für sein Mittel Aemcolo eine Lizenzvereinbarung mit RedHill angekündigt. (awp/mc/ps)