CH-Schluss: SMI rückt 0,5% auf 9’095 Punkte vor
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag entgegen dem internationalen Trend zugelegt. Der Leitindex SMI schloss nur knapp unter 9’100 Punkten. Während sich die Anleger in den USA und Deutschland vor der geldpolitischen Entscheidung der US-Notenbank Fed zurückhielten, sorgten hierzulande kräftige Kursgewinne bei den Finanzwerten und den Schwergewichten für Schub.
Es wird erwartet, dass die US-Geldpolitiker am Donnerstagabend ihren Leitzins nicht antasten, sondern erst im Dezember den Leitzins anheben. Investoren dürften aber auf Aussagen der Notenbank zur künftigen Geldpolitik und der wirtschaftlichen Lage achten. US-Präsident Donald Trump hatte die Fed wegen ihren Zinserhöhungen heftig kritisiert.
Der Schweizer Leitindex SMI rückte am Donnerstag um 0,49 Prozent vor und schloss bei 9’094,90 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,19 Prozent auf 1’428,55 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,33 Prozent auf 10’695,74 Stellen. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 13 im Plus und 17 im Minus.
Gefragt waren besonders die Finanzwerte. Allen voran gewannen Swiss Re +1,8 Prozent, gefolgt von der UBS (+1,3%) und Julius Bär (+1,0%). Anleger griffen trotz einer drohenden Klage des US-Justizministeriums gegen die Grossbank bei den Aktien zu. Das Geldhaus möchte die erwartete Klage aber dezidiert anfechten.
Mit weniger Schwung unterwegs waren die Zurich-Papiere (+0,2%). Das Neunmonatsergebnis wurde von den Analysten als unspektakulär angesehen. Den angekündigten Rückzug aus Venezuela begrüssten sie: Dadurch fielen Risiken weg.
Die defensiven Pharmaschwergewichte Novartis und Roche legten je 0,9 Prozent zu, auch die Aktien des Nahrungsmittelriesen Nestlé (+0,5%) zogen an.
Ebenfalls deutliche Aufschläge verbuchten LafargeHolcim (+0,5%). Der Branchennachbar HeidelbergCement aus Deutschland hatte am Morgen im Rahmen seiner Zahlenvorlage ein Sparprogramm angekündigt, das bei den Anlegern auf Zustimmung stiess.
Viele andere Zykliker hingegen standen unter Verkaufsdruck, so wie Geberit (-0,3), Schindler (-0,9%) oder Sika (-1,8%). Die Luxusgütertitel Richemont und Swatch büssten 0,9 beziehungsweise 1,7 Prozent ein.
Happige Abgaben hagelte es bei SGS (-4,0%). Der Warenprüf- und Inspektionskonzern hielt seinen Investorentag ab und hatte am Vortag sein Ziel für die EBIT-Marge bis 2020 gesenkt. Unter den Blue Chips verbuchte nur AMS (-5,8%) noch grössere Verluste. Die Papiere wurden von wiedererwachten Absatzängsten beim US-Grosskunden Apple belastet.
Im breiten Markt schlossen die Sunrise-Aktien (-2,7%) nach Veröffentlichung der Quartalszahlen tiefer. Zunächst wurden die Zahlen zwar gut aufgenommen, doch drehten die Aktien am Nachmittag ins Minus. Analysten sehen das Unternehmen gut aufgestellt, weil es im intensiven Wettbewerb eine gute Balance zwischen profitablem Wachstum und Investitionen finde.
Ebenfalls abgestraft wurden Schmolz+Bickenbach (-4,5%) nach der Zahlenvorlage. Der Stahlkonzern leidet unter den Auswirkungen der provisorischen Schutzmassnahmen der EU gegen Stahlimporte aus Nicht-EU-Ländern.
Mit den grössten Abgaben fielen aber Kuros Biosciences (-17,0%) und Meyer Burger (-10,6%) auf. Wie am Morgen bekannt wurde, möchte das Biotechunternehmen Kuros mit einer Kapitalerhöhung rund 16 bis 20 Millionen Franken zusätzliches Kapital beschaffen. Beim Solarzulieferer Meyer Burger ist von «regelrecht wegbrechenden» Deckungskäufen zu hören. Vermutlich hätten einige Marktakteure gestern wohl mit einem grösseren Auftragseingang gerechnet, hiess es.
Bei Aryzta (-8,9%) machte sich der Verkaufsdruck über die Bezugsrechte im Rahmen der Kapitalerhöhung bemerkbar. Es mache den Anschein, als ob nicht alle bisherigen Aktionäre des Backwarenherstellers dem schlechten Geld gutes hinterherwerfen, hiess es im Handel. (awp/mc/ps)