CH-Schluss: SMI büsst 0,56% auf 8’862,78 Punkte ein
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist nach dem «Nein» des griechischen Volkes zu den Sparplänen der Geldgeber des hochverschuldeten Landes tiefer in die neue Woche gestartet. Die Anleger haben aber das Votum nach einem kurzen «Schrecken» zu Handelsbeginn gut weggesteckt und die anfänglich hohen Verluste wurden schnell wieder reduziert. Geholfen hat der Umstand, dass der Schweizer Franken wider Erwarten nicht zum Euro aufgewertet hat. Der hiesige Börsenplatz wurde zudem vor allem von den defensiven Schwergewichten gestützt.
Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung bleibt aber gross, mahnen Marktteilnehmer. Denn der Ausgang der Volksbefragung sorge genau für die Unsicherheit, die die Börse scheue. Die Wahrscheinlichkeit eines «Grexit», also dem Ausstieg der Griechen aus der Euro-Gemeinschaft, sei jedenfalls deutlich gestiegen. Der Fokus der Börsianer liege in den nächsten Tagen nun wieder bei der intensivierten Krisen-Diplomatie, hiess es im Handel.
Der Swiss Market Index (SMI) büsste am Montag 0,56% auf 8’862,78 Punkte ein; im frühen Handel war das Börsen-Barometer um 1,3% abgesackt. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab 0,97% auf 1’325,85 nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,60% auf 8’992,71 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen immerhin deren sechs im Plus; der Rest im Minus.
Allen voran die Finanzwerte waren unter den grössten Verlierern zu finden; sie litten Händlern zufolge unter den sich ergebenden möglichen Turbulenzen an den Finanzmärkten. Die Aktien der Grossbanken Credit Suisse (-2,1%) und UBS (-2,5%) schlossen deutlich tiefer, ebenso Julius Bär (-2,8%).
Die defensiven Aktien gaben Gegensteuer, so rückten Nestlé um 0,3% vor. Die Pharmawerte Roche (+0,1%) und Novartis (-0,1%) drehten im Tagesverlauf deutlich nach oben, gestützt von einer relativ stabilen Eröffnung an der Wall Street. Die drei genannten Papiere repräsentieren zusammen rund 60% der SMI-Kapitalisierung. Auch die eher defensiven Givaudan (+0,7%) und Sonova (+0,3%) fanden Käufer.
Deutlich nach unten ging es hingegen mit den Aktien des Biopharmakonzerns Actelion (-1,8%). Über Galenica (-1,3%) wurde in den Medien berichtet, die Abspaltung der Pharma-Sparte Vifor könnte schneller als erwartet über die Bühne gehen. Geholfen hat das den Valoren aber nur vorübergehend.
Grössere Abgaben waren auch bei verschiedenen konjunktursensitiven Titeln zu sehen. So gaben Adecco um 2,6%, Richemont um 1,6% und Holcim um 1,4% nach. Grösste Verlierer waren Transocean (-3,2%), die auf einen sinkenden Ölpreis reagierten. Die Tendenz bei den Zyklikern war jedoch nicht branchenübergreifend: SGS (-0,4%), Clariant (-0,2%) oder Kühne+Nagel (-0,5%) etwa hielten sich vergleichsweise gut.
Mit Syngenta ging es um 1,4% nach unten. Der CEO des übernahmewilligen Konkurrenten Monsanto hatte sich in einem Interview zurückhaltend geäussert. Monsanto sei erst nach einer Due-Diligence-Prüfung bereit, das Übernahmeangebot für Syngenta zu erhöhen, meinte Hugh Grant. Zudem könne man sich angesichts der ablehnenden Haltung des Syngenta-VR auch nach anderen Übernahmezielen umsehen.
Am breiten Markt hat der Heizkörper- und Lüftungshersteller Zehnder (-2,7%) einen Umsatzrückgang und negative Währungseinflüsse im ersten Halbjahr angekündigt. Die Gruppe rechnet für die erste Jahreshälfte 2015 mit einem «Reingewinn nahe an der Gewinnschwelle». Die Zahlen dazu veröffentlicht Zehnder Ende Juli.
Auch beim Milchverarbeiter Emmi (Aktie -0,3%) belastet laut CEO Urs Riedener die Frankenstärke das Auslandsgeschäft und der Einkaufstourismus den Binnenabsatz.
Auf der Gewinnerseite schlossen derweil Leclanché (+7,8%). Der Batteriehersteller hatte Ende letzter Woche bekanntgegeben, die Finanzierung für eine Weile sichergestellt zu haben. Auch die Aktien des Börsenneulings Cassiopea (+6,3%) legten nach dem IPO der Vorwoche erneut zu. Die Papiere des Pharma-Unternehmens haben damit gegenüber dem Ausgabepreis von 34 CHF inzwischen um fast 24% zugelegt. (awp/mc/upd/ps)