CH-Schluss: Turbulente Woche endet mit -14% – aber einem kleinen Tagesplus
Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt ging es auch am Freitag Corona-mässig turbulent zu und her. Zwar startete der SMI einen phasenweise spektakulären Erholungsversuch mit einem Kursgewinn in der Spitze von über 9 Prozent und einem Tageshoch von klar über 9’000 Punkten. In der Folge bröckelten die Kurse aber bis zum Handelsende kontinuierlich wieder ab, wobei der Leitindex kurz vor Schluss der rabenschwarzen Woche vorübergehend im negativen Bereich landete, schliesslich aber leicht zulegte. Keinen unmittelbaren Einfluss schienen die vom Bundesrat angeordneten weitergehenden Massnahmen zur Eindämmung des Virus zu haben.
Auf Wochensicht ergab sich ein Verlust von 14 Prozent, womit gar die letzte Woche des Februars, als der Ausverkauf einsetzte und der SMI um knapp 12 Prozent absackte, übertroffen wurde. Ausserordentlich hoch war erneut die Volatilität, eigentlich über den ganzen Tag, gerade aber in der Schlussphase noch einmal. Zum Handelsschluss stand der entsprechende Index VSMI bei gut 65 Punkten, was einem Tagesanstieg von über 31 Prozent gleichkam.
Der SMI legte bis zum Schluss immerhin noch 1,17 Prozent auf 8’367,56 Zähler zu. Das Tageshoch lag mit 9’043 Punkte um gegen 800 Punkte über dem Tagestief. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte umfasst, zog um 0,70 Prozent auf 1’236,83 Punkte an und der breite SPI um 0,82 Prozent auf 10’227,06 Punkte.
Was genau die zumindest zu Beginn rasante Gegenbewegung ausgelöst hatte, war nicht klar. Es dürfte ein Mix aus Short-Eindeckungen, Schnäppchenkäufen und auch einer technischen Gegenbewegung sein, hiess es dazu im Handel. «Mutige Schnäppchenjäger befinden sich derzeit auf der Pirsch», sagte etwa ein Händler. Nach dem jüngsten Ausverkauf seien die Kurse zum Teil so tief bewertet gewesen wie schon lange nicht mehr. Die Phase der Bodenfindung dürfte aber noch nicht abgeschlossen sein.
Die grössten Gewinne verzeichneten zum Schluss konjunktursensitive Aktien wie Richemont (+3,9%) oder Sika (+3,6%). Von den zuletzt sehr stark in Mitleidenschaft gezogenen Grossbanken zogen UBS (+1,9%) klar an, wogegen CS (-1,1%) im Tagesverlauf ins Minus rutschten.
Einen entscheidenden Teil zum letztlich positiven Tagesabschluss des Gesamtmarktes trugen die Genussscheine von Roche (+3,2%) bei. Diese profitieren auch davon, dass dem Konzern ein erster Durchbruch in der schnellen und breiten Diagnose des neuartigen Coronavirus gelungen ist. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat dem Cobas SARS-CoV-2-Test eine Notfall-Zulassung erteilt. «Alles was gegen Corona helfen könnte, wird nur so aufgesogen», meinte ein Händler dazu.
Auch Analysten äusserten sich optimistisch: Bei Vontobel wird hervorgehoben, dass Roche so nicht nur mehr Test verkaufen dürfte, sondern auch die Testmöglichkeiten seiner Cobas-Diagnostiksysteme weiter verbreitern könne. Bei der ZKB glaubt man, dass mit dem neuen Test schneller Massnahmen gegen eine weitere Verbreitung des Virus getroffen werden können.
Novartis fielen mit einem Plus von 1,4 Prozent im Vergleich zu Roche etwas ab, Nestlé (-0,1%) beendete die Sitzung nach vorübergehenden ebenfalls satten Gewinn gar im Minus.
Andere Titel wurden von der Abschwächung des Gesamtmarktes am Nachmittag noch ärger gerupft. So büssten die volatilen AMS bis zum Schluss knapp 10 Prozent ein. Weitere klare Verlierer waren etwa Vifor Pharma (-5,9%), Julius Bär (-4,4%) oder etwas moderater Adecco (-2,3%).
Im breiten Markt brachen kleinere Industrietitel wie Klingelnberg (-13%) oder Aluflexpack (-12%) massiv ein, wogegen beispielsweise Komax um 15 Prozent in die Höhe schossen. (awp/mc/pg)