Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag den Turbo gezündet und die Verluste der vergangenen Woche vergessen gemacht. Angeschoben von positiven Vorgaben aus Übersee überschritt der Leitindex SMI kurz nach Handelsbeginn die Marke von 8’800 und später auch diejenige von 8’900-Punkten, die er bis zum Handelsschluss verteidigte. Händler sprachen von einer klassischen Gegenbewegung. Zudem habe die Aussicht auf geldpolitische Geschenke durch die EZB gelockt, nachdem Chefvolkswirt Peter Praet angesichts der anhaltend niedrigen Inflation Handlungsbereitschaft betonte.
Die im Verlauf des Nachmittags in den USA veröffentlichten Makrodaten hätten insgesamt zwar zuversichtlich gestimmt und angezeigt, dass die US-Wirtschaft stark genug sei, eine Zinserhöhung zu verkraften, sagte ein Händler. Käufe in der Schweiz im grösseren Stil lösten die Daten aber nicht aus, was er mit dem bereits satten Plus erklärte.
Der Swiss Market Index (SMI) stand am Ende 2,58% höher bei 8’952,58 Punkten. Der 30 Titel umfassende, in der Gewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte 2,49% auf 1’344,70 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 2,40% auf 9’173,78 Zähler zu. Die 30 wichtigsten Werte schlossen allesamt im Plus. Die Spanne reicht von +1,0% bis +4,6%.
Die prozentual grössten Gewinne verzeichneten Transocean (+4,6%), die in der Vorwoche mit über -9% wie kein anderer SMI-Titel nachgegeben hatten und auch die schlechteste Jahresperformance aufweisen.
Einen sehr starken Lauf hatten auch Adecco, die sich um 3,8% verteuerten. Die Papiere des Stellenvermittlers profitierten von optimistischen Aussagen vom Management des Konkurrenten Randstad, der über gute Oktoberzahlen berichtete. Analysten halten nun auch bei Adecco im laufenden Quartal eine positive Überraschung für möglich. Ausserdem verfüge der Titel nach dem vor kurzem gesehenen Kursrutsch über ein «natürliches Erholungspotenzial».
Bei den Finanztiteln stechen UBS mit +3,7% heraus. Die Grossbank gab am Vormittag die Übernahme des Privatbankengeschäfts von Santander in Italien bekannt. Julius Bär (+2,7%) legten dagegen nur leicht über dem Durchschnitt zu, während die Papiere der Credit Suisse klar hinter dem Markt zurückblieben.
Einen Kurssprung legten zum Handelsschluss Syngenta hin, die mit +3,3% auf dem vierten Platz schlossen. Als Auslöser dafür machten Händler eine Agenturmeldung aus, der zufolge der US-Konkurrent Monsanto intern ein neues Übernahmeangebot für die Basler ins Auge fasse. Zuletzt hatten Spekulationen über ein mögliches Angebot von ChemChina die Syngenta-Aktien beflügelt.
Desweiteren rückten Galenica und Swatch (je +3,0%) deutlich vor. Vor allem aber die Pharmaschwergewichte Roche (+2,9%) und Novartis (+2,8%) gaben Schub.
Die Bâloise-Valoren (+1,8%) schlossen nach den Neunmonatszahlen eher am hinteren Ende. Die Versicherungsgruppe hat das Geschäftsvolumen in Lokalwährungen zwar gesteigert, musste aber in Franken einen Rückgang hinnehmen. Im Vergleich zum Halbjahresausweis habe sich das Wachstumstempo verlangsamt, bemängelten Analysten. Positiv wurden dagegen die nach wie vor intakten Aussichten auf die Ausschüttung einer grosszügigen Dividende erwähnt.
Die Vortagesverlierer Sonova legten nach einem schwachen Start um 1,0% zu, holten damit aber nur einen geringen Teil der Verluste vom Vortag auf. Zwar revidierten diverse Analysten nach der Resultatenttäuschung vom Montag ihre Gewinnschätzung für die Hörgeräte-Papiere nach unten, gleichwohl schätzen einige der Experten die Aktienbewertung weiterhin als attraktiv ein.
Im breiten Markt kam die prominenteste Nachricht von Sulzer. Der Industriekonzern hat mit dem ehemaligen Alstom-Manager Greg Poux-Guillaume einen neuen CEO gefunden. Die Ernennung wird von Analysten neutral bis positiv gewertet. Die Aktie reagierte allerdings kaum und schloss mit +1,1% unterdurchschnittlich.
Autoneum stechen mit +8,2% nach einem positiven Analystenkommentar und einer Ratingerhöhung heraus. Einen starken Lauf hatten auch Sunrise (+6,5%), die sich vom Mitte Oktober markierten Tief mittlerweile deutlich erholten. Seit dem Börsengang im Februar resultiert allerdings noch ein Minus von gut 15%.
Erneut unter Abgabedruck standen Valartis (-8,6%), die schon am Vortag nach dem Bekanntwerden von Finanzproblemen abgestürzt waren. (awp/mc/pg)