CH-Schluss: SMI gibt 0,7% auf 9’483 Punkte nach
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Donnerstagshandel im Minus beendet. Der SMI war am Morgen bereits mit Abschlägen gestartet, konnte sich dann aber bis zum Mittag in Plus vorarbeiten. Die zurückhaltenden Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi und der in Folge deutlich anziehende Eurokurs und schwächere Dollar sorgten auch hierzulande an den Aktienmärkten für Abgaben. Bei den Einzeltiteln standen Clariant nach einem Wechsel des Grossaktionärs und Aryzta nach einer neuerlichen Gewinnwarnung im Fokus. Beide Titel gaben stark nach.
Nach der Bestätigung des EZB-Kurses bei den Leitzinsen und den Anleihekäufen sehen die Volkswirte im laufenden Jahr keine Chancen auf steigende Zinsen in der Eurozone. Zuvor hatte es die Erwartung gegeben, dass die EZB die Weichen in Richtung auf eine Straffung stellen könnte. Der zum Euro schwächelnde Dollar mache es zudem schwieriger, dass in der Eurozone die Kerninflation auf ein Niveau steigt wie von der Notenbank als Zielmarke formuliert. In Folge zog der Euro zum Franken zunächst wieder etwas an, gab danach jedoch kräftig ab.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,68% tiefer bei 9’482,96 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,89% auf 1’554,74 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,75% auf 10’886,49 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 26 im Minus und nur vier im Plus.
Im Fokus standen Clariant, die 8,1% tiefer schlossen. Für Beobachter überraschend, hat sich die oppositionelle Aktionärsgruppe White Tale von ihrem 25%-Paket am Spezialchemiekonzern getrennt und dieses für eine nicht genannte Summe an den saudi-arabischen Chemieriesen Sabic verkauft. Der Einstieg von Sabic geschah nicht mit der Absicht, den Muttenzer Konzern dereinst voll zu übernehmen. «Ziel war es, ein Ankeraktionär bei Clariant zu werden», sagten gut informierte Kreise am Donnerstag zu AWP. In der Folge kam es zu Gewinnmitnahmen, weil Übernahmephantasien verflogen.
Noch steiler bergab ging es mit Aryzta (-21%). Das Unternehmen, das seit einiger Zeit in der Krise steckt, hatte am Morgen die Investoren mit einer weiteren Gewinnwarnung verschreckt. Nach den relativ optimistischen Aussagen Ende November im Zusammenhang mit den Q1-Zahlen und einem darauffolgenden starken Kursanstieg, sorgen die News erneut für Verunsicherung.
Schwächer als der Gesamtmarkt schlossen ausserdem Geberit (-1,7%), ABB oder Kühne+Nagel (je -1,6%). Auch die Luxusgütertitel Swatch (-2,0%) und Richemont (-0,8%) gaben im Vorfeld der Zahlenvorlage des französische Branchennachbarn LVMH deutlicher ab.
Die Aussichten auf ein länger anhaltendes Niedrigzinsumfeld dämpfte auch die Stimmung für die Finanzwerte. Der Versicherer Bâloise (-0,5%) hat bekannt gegeben, in die Mobilitätsplattform Mobly in Belgien zu investieren. Die UBS (-0,8%) übernimmt das in Luxemburg ansässige Private-Banking-Geschäft des schwedischen Bankkonzerns Nordea mit verwalteten Vermögen von 13 Mrd EUR. Auch Credit Suisse (-0,7%) und Julius Bär (-1,2%) schlossen im Minus.
Bei den Schwergewichten belasteten Roche GS (-1,4%) und Nestlé (-2,0%) den Gesamtmarkt deutlich. Im Gegensatz dazu waren die Papiere des Pharmariesen Novartis (+1,6%) im Nachgang der Jahreszahlen dem SMI eine klare Stütze. Am Mittwoch waren die Titel bereits der grosse Gewinner im Leitindex, da der Konzern für 2018 den Eintritt in eine «neue Phase des Wachstums» versprach. Verschiedene Institute reagierten mit Kurszielerhöhungen.
Im Plus beendeten zudem die zuletzt unter Druck geratenen Sonova (+0,7%), Logitech (+0,3%) und LafargeHolcim (+0,2%) den Handel.
Am breiten Markt ging derweil die Berichtssaison weiter. So haben Belimo (-1,5%), Huber+Suhner (-4,3%) sowie Schlatter (ungehandelt) Zahlen zu ihren Umsätzen für das abgelaufene Geschäftsjahr publiziert. Alle drei konnten hier eine Steigerung erzielen. Evolva (-2,8%) konnten ebenfalls nicht von den vorgelegten vorläufigen Zahlen profitieren.
Temenos (+6,9%) zogen deutlich an. Laut Händlern gab es Gerüchte um einen grösseren Auftrag. Bei Santhera (+3,5%) standen die Zeichen nach den deutlichen Abgaben vom Mittwoch auf Erholung. (awp/mc/ps)