Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag von Zinshoffnungen getragen mit höheren Notierungen abgeschlossen. Der Leitindex SMI kletterte bereits kurz nach Handelsbeginn über die Schwelle von 11’100 Punkte und legte in der Folge noch um weitere rund 60 Stellen zu. Vor allem Zykliker rückten teilweise deutlich vor, während auch die meisten Finanzwerte fester schlossen. Weiter an Wert verloren haben die Aktien der arg gebeutelten Credit Suisse. Angesichts der an «Thanksgiving» geschlossenen US-Börsen hielten sich die Aktivitäten im europäischen Handel allgemein aber in Grenzen.
Einen positiven Einfluss auf das Marktgeschehen übten Hinweise der US-Notenbank Fed auf ein möglicherweise langsameres Tempo im Zinserhöhungszyklus aus. In dem am Mittwochabend veröffentlichten Fed-Protokoll zur Zinssitzung von Anfang November geht hervor, dass sich der Rat einig sein soll, das Tempo der Zinsschritte zu verringern. Auch in dem am Donnerstag von der EZB vorgelegten Sitzungsprotokoll werden Rezessionssorgen thematisiert. Allerdings deutete darin vorerst kaum etwas auf einen baldigen Kurswechsel bezüglich einer strafferen Geldpolitik hin.
Der SMI rückte bis Börsenschluss um 0,57 Prozent auf 11’157,56 Punkte vor. Gestartet war er noch mit leichten Abgaben. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Gewichtung der Schwergewichte stärker gekappt ist, gewann 0,80 Prozent auf 1716,18 und der breite SPI 0,62 Prozent auf 14’288,10 Zähler. Bis auf die CS standen am Ende alle SLI-Werte im Plus.
Unter die grössten SLI-Gewinner reihten sich mit Temenos (+4,2%), AMS Osram (+2,4%) oder Logitech (+2,1%) Wachstumswerte aus dem Techsektor ein. Temenos hat noch einiges gutzumachen, schliesslich kosten die Titel trotz der Zugewinne nur rund halb so viel wie noch zu Jahresbeginn. Im Gegensatz zu den anderen Techwerten kamen die Papiere des Halbleiter-Zulieferers VAT (+0,2%) am Berichtstag kaum vom Fleck.
Auf dem Vormarsch waren auch einige weitere Zykliker wie die Aktien des Dentalimplantatherstellers Straumann (+2,3%), die von den Kaufempfehlungen aus den Häusern Jefferies und Stifel angetrieben wurden. Lonza (+2,3%), Schindler (PS: +1,9%) und Givaudan (+2,0%) rückten ebenfalls in grossen Schritten vor.
Gefragt waren zudem Finanzwerte, aber längst nicht alle. Zulegen konnten etwa Partners Group (+1,6%), Julius Bär (+1,2%) oder Swiss Re (+1,1%). Aber auch UBS (+1,0%) gewannen gut dazu, während Credit Suisse (-1,9%) am Berichtstag nach hoffnungsvollem Beginn deutlich ins Minus zurückfielen. Am Vortag brachen die Papiere um gut 6 Prozent ein. Da hatte die angeschlagene Grossbank fürs Schlussquartal erneut einen Milliardenverlust in Aussicht gestellt und über grosse Abflüsse von Kundengeldern berichtet.
Ein deutlicheres Plus im SMI verhinderte nebst der CS die eher verhaltene Kursentwicklung bei den drei Schwergewichten: Immerhin schlossen Novartis (+0,1%), Nestlé (+0,2%) und Roche (GS: +0,4%) den Handel nach Einbussen während des Geschäfts doch noch mit Kursavancen ab.
Im breiten Markt wurden die Aktien des Elektrotechnikunternehmens Carlo Gavazzi (+7,6%) rege gekauft. Die Halbjahreszahlen seien stark ausgefallen, hiess es im Handel. Kurzzeitig notierte die Aktie gar prozentual zweistellig im Plus.
U-Blox (+2,2%) verhalf eine Kaufempfehlung durch Kepler Cheuvreux zum guten Kursanstieg. Zur Rose rückten um 5,3 vor, nachdem die Bank of America eine höhere Beteiligung an der Online-Apotheke gemeldet hatte.
Auf der Verliererseite standen die Aktien des Biotechunternehmens Kinarus (-6,1%) oder der indonesischen Pharmagruppe Achiko (-4,8%) weit hinten. Dies allerdings ohne kursrelevante News, die Druck ausübten. (awp/mc/ps)