Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag nach einem volatilen Geschäftsverlauf deutlich tiefer aus der Sitzung gegangen. Nach einem schwachen Beginn erholte sich der SMI vorübergehend etwas, erreichte dann aber am Nachmittag mit der schwachen Eröffnung der US-Märkte neue Tiefststände bei unter 8’700 Punkten, ehe gegen Handelsende wieder ein Aufwärtstrend einsetzte. Die Stimmung war nach dem Entscheid der amerikanischen Notenbank, die Zinsen unverändert zu lassen, von Konjunktursorgen einerseits und von der Enttäuschung über die zögerliche Haltung des Fed andererseits geprägt. Zudem wurden die Kurse vom grossen Verfallstermin beeinflusst.
Der Beschluss der US-Notenbank, noch nicht an der Zinsschraube zu drehen, wurde von dieser unter anderem mit externen Faktoren – vor allem der Schwäche der grossen Schwellenländer – begründet. Der «Nullentscheid» kam in Marktkreisen zwar nicht überraschend, wurde aber mehrheitlich negativ aufgenommen. Gemäss einer Mehrheit der Kommentatoren ist nun eine Leitzinserhöhung im Dezember das wahrscheinlichste Szenario, wenngleich eine solche auch bereits Ende Oktober möglich wäre. Da nun nicht mehr allein die amerikanische Wirtschaft als Grundlage herangezogen werde, sondern auch die weltweite Entwicklung, habe sich die Unsicherheit hinsichtlich der Geldpolitik des Fed eher noch vergrössert, so der Tenor am Markt.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor schliesslich 1,25% auf 8’739,22 Punkte. Im Wochenvergleich ergab sich ein Verlust von 0,4%. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 1,45% auf 1’288,22 Punkte ein und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,10% auf 8915’54 Punkte. Von den 30 Blue Chips lagen am Ende 27 im Minus.
Auch am Devisenmarkt hinterliess der Entscheid der US-Notenbank spuren. So erhöhte sich der Aufwertungsdruck auf den Franken, welcher vorübergehend zum Dollar unter 96 Rappen und zum Euro unter 1,09 CHF fiel.
An spezifischen Unternehmensnachrichten mangelte es weitgehend. Unter der schwachen Börsenstimmung vor dem Wochenende litten die Finanztitel mit am meisten, wobei CS (-4,0%) etwas mehr nachgaben als UBS (-3,0%) und Julius Bär (-2,6%). Zumindest ein Teil der Abgaben in UBS lässt sich allerdings mit dem Abgang der den Aktionären zugebilligten Sonderdividende von 0,25 CHF erklären.
Von den Versicherungen sanken Swiss Life (-2,3%) etwas stärker als Zurich (-1,7%) und Bâloise (-1,9%). Swiss Re gehörten mit einem vergleichsweise moderateren Minus von 1,0% zum vorderen Drittel innerhalb der Blue Chips.
Daneben wurden verschiedene konjunktursensitive Aktien in Mitleidenschaft gezogen, wobei Transocean (-6,2%) als grösster Verlierer aus dem Rennen gingen. Klar unter Druck standen aber auch LafargeHolcim (-2,5%), ABB (-3,3%) oder Adecco (-3,0%). Richemont (-1,6%) hielten sich ansprechend, ohne den Abgang der ordentlichen Dividende in Höhe von 1,60 CHF hätte das Papier gar zu den wenigen Gewinnern gehört.
Auf der Gewinnerseite stachen Galenica mit einem Plus von 0,6% etwas heraus. Der Titel verzeichnet seit Monaten einen starken Lauf und verzeichnet derzeit ein Jahresplus von über 60%. Zuletzt hatte sich der Chef des Unternehmens, Etienne Jornod, vor einer Woche im Zusammenhang mit den Halbjahreszahlen in einem Interview mit AWP zuversichtlich zur Zukunft geäussert.
Höher schlossen lediglich noch Swisscom (+0,1%), während Actelion unverändert ins Wochenende gingen.
Im breiten Markt verzeichneten Plazza einen kleinen Verlust von 0,1%. Die erst seit Juni an der Schweizer Börse kotierte Immobiliengesellschaft hat den Halbjahresbericht vorgelegt.
Bereits am Vorabend berichtete auch das touristisch geprägte Walliser Bahnunternehmen BVZ (Aktie unv.) über den Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr. Die Erträge wuchsen mit Unterstützung des Regionalverkehrs zwischen Fiesch und Zermatt sowie den Erlebnisreisen auf den Gornergrat und auch der Reingewinn nahm zu.
Grössere Einbussen verzeichneten verschiedene Industrietitel wie Lem (-7,5%), Von Roll (-4,3%) oder Schmolz+Bickenbach und Meyer Burger (je -4,0%). (awp/mc/pg)