Zürich – Die Schweizer Aktienbörse hat am Donnerstag schwächer geschlossen. Schuld daran waren Kurseinbussen bei den grossen defensiven Werten. Denn diese banden die beiden Hauptindizes SMI und SPI massiv zurück. Zudem waren die Anleger laut Händlern vor der Veröffentlichung einer Reihe wichtiger US-Konjunkturdaten vorsichtig gestimmt. Denn diese könnten die US-Notenbank bei ihrer Zinsentscheidung, die am kommenden Mittwoch veröffentlicht wird, beeinflussen. Am Tag danach folgt ausserdem die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB).
Die US-Konjunkturdaten fielen besser als erwartet aus. Sowohl das US-Wirtschaftswachstum im vierten Quartal als auch die wöchentlichen Daten vom Arbeitsmarkt überraschten positiv. Die Auftragsdaten zu langlebigen Gütern und zum Immobilienmarkt fielen ebenfalls besser aus als erwartet. Dies löste gemischte Gefühle aus. Für die einen waren die Daten nur auf den ersten Blick wirklich positiv. Und andere fürchteten nun, dass das Fed im Kampf gegen die Inflation, bezüglich Zinsen aggressiv auf der Bremse bleiben könnte. Eine mögliche Pause nach einer weiteren Erhöhung in der kommenden Woche könnte so in weite Ferne rücken. Vor diesem Hintergrund sei eine gewisse Zurückhaltung oder Unentschlossenheit bei den Investoren verständlich, sagte ein Händler. Es stehe ohnehin ein schwieriges Jahr an. Viele Unternehmen äusserten sich zurückhaltend für das laufende Jahr und stellten Stellenabbau in Aussicht. «Das zusammen mit der noch immer hohen Inflation ist keine gute Mischung für die Konsumentenstimmung.»
Der SMI, der im frühen Geschäft noch nahe an sein Jahreshoch gestiegen war, schloss um 0,76 Prozent tiefer auf dem Tagestief von 11’317,56 Punkten und der breite SPI um 0,62 Prozent schwächer auf 14’533,39 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, schloss dagegen um 0,15 Prozent höher auf 1775,06 Punkten. 22 SLI-Werte waren fester und acht gingen tiefer aus dem Markt.
Stark unter Druck standen die schwergewichteten Aktien von Novartis (-3,1%) und Nestlé (-2,6%). Roche, der Dritte im Bunde der SMI-Schwergewichte, büsste 1,6 Prozent ein. Diese drei belasteten den SMI mit deutlich mehr als 100 Punkten. Da auch Swisscom (-0,9%) nachgaben war im Markt von einer ausgeprägten Schwäche bei defensiven Werten die Rede. Dies umso mehr als bei den Gewinnern zyklische Titel, Technologie- und Finanzwerte ganz oben standen. Bei Novartis dürften wohl auch Verkäufe vor der kommende Woche anstehenden Bilanzvorlage sowie eine Ratingsenkung der Citigroup hinzugekommen sein, hiess es weiter.
Etwas schwächer waren SGS (-0,6%) nach Zahlen. Der Warenprüf- und Inspektionskonzern ist 2022 leicht gewachsen. Steigende Kosten drückten aber auf die Profitabilität.
Auf der anderen Seite standen die im Vorjahr arg gebeutelten Wachstumstitel Straumann (+5,0%), Sonova (+1,7%) und Lonza (+1,7%) weit oben. Lonza profitierten zudem von Anschlusskäufen an den Jahresabschluss vom Vortag.
Auch die Aktien der Credit Suisse (+2,5% auf 3,17 Fr.) erholten sich vom schwachen Vortag und setzten sich weiter von der 3-Franken-Schwelle nach oben ab. Am Markt wurde zudem auf die europaweit festeren Bankaktien verwiesen. Auch Partners Group (+1,0%), UBS (+1,4%) und Julius Bär (+2,2%) zogen an.
Gute Zahlen und ein starker Ausblick vom Chiphersteller STMicroelectronics trieben die Technologierwerte AMS Osram (+2,2%), Logitech (+1,8%) und Temenos (+1,7%) an. Davon profitieren auch in den hinteren Reihen Branchenvertreter wie Inficon (+3,6%), U-blox (+2,4%) und Comet (+1,2%).
Beim Aromen- und Duftstoffkonzern Givaudan (+1,7%) griffen Investoren nach den am Vortag eher enttäuscht aufgenommenen Zahlen nun auch wieder zu.
Am breiten Markt profitierten SoftwareOne (+6,5%) von spekulativen Käufen und Rieter (+2,25%) erholten sich nach dem zweistelligen Kursverlust vom Vortag. Bucher (-0,3%) ermässigten sich nach Umsatzzahlen. (awp/mc/ps)