Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag zu einer Erholung angesetzt und damit einen Teil der jüngsten Verluste wieder wettgemacht. Händler erklärten sich das Kursplus mit einer Gegenbewegung nach der Kurskorrektur, die von Schnäppchenjägern als günstige Kaufgelegenheit genützt worden sei. Dennoch steht der Leitindex noch um fast 300 Punkte unter dem Rekordhoch vom ersten Handelstag im neuen Jahr.
Im Späthandel wirkte sich die Anhörung von US-Notenbankchef Jerome Powell vor dem Senatsausschuss für Banken vorübergehend dämpfend auf die Kurse aus. Powell erklärte, die Wirtschaft brauche die stark akkommodierende Geldpolitik nicht mehr. Der Arbeitsmarkt erhole sich unglaublich schnell und das Fed werde alle Instrumente nutzen, um die Inflation zu verringern. Damit bestärkte das Fed die Erwartungen, dass die geldpolitischen Zügel noch rascher als erwartet gestrafft werden sollen. «Wir sehen wohl eher vier als nur drei Zinsschritten entgegen», sagte ein Händler.
Der SMI, der in der Spitze bis 12’772,63 Zähler zugelegt hatte, schloss um 0,89 Prozent höher auf 12’709,71 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 0,98 Prozent hinzu auf 2033,83 und der breite SPI um 0,88 Prozent auf 16’113,74 Zähler. 25 Blue Chips legten zu und fünf schlossen tiefer.
Unter den grössten Gewinnern waren jene Titel zu finden, die zuletzt besonders deutlich unter Gewinnmitnahmen gelitten hatten. Dazu zählten neben den Höhenfliegern 2021 Straumann (+2,6%) und Sonova (+1,2%) auch Zykliker wie der Zementproduzent Holcim (+4,0%), dessen Aktien erstmals seit September wieder mehr als 50 Franken kosteten. Auch die angekündigte Übernahme der PRB Group in Frankreich wurde, da strategiekonform, am Markt begrüsst.
Adecco gewannen 2,2 Prozent. Das Geschäft des Personalvermittlers dürfte von der coronabedingten Personalknappheit profitieren, hiess es. Ausserdem zählt sie zu den «Underperformern» 2021.
Im Falle von Sika (+2,9%) kamen zusätzlich noch rekordhohe Umsatzzahlen für 2021 hinzu. Der Bauchemiekonzern konnte die Erwartungen der Analysten deutlich übertreffen.
Gefragt waren aber auch Technologietitel wie Temenos (+2,7%), AMS (+2,9%) und Logitech (+4,9%). Kursgewinne an der Nasdaq und ein gewisses Aufholpotenzial des Aktienkurses sorgten vor allem bei den Aktien des Computerzubehörherstellers für steigende Kurse. Nach dem schwachen Vorjahr gilt Logitech als zurückgeblieben. Dabei zähle das Unternehmen doch zu den Pandemieprofiteuren. Mit Schindler (+1,8%), Partners Group (+1,7%) und ABB (+1,3%) machten weitere Titel Boden gut.
Dagegen gingen die beiden Uhrenhersteller Richemont (+1,7%) und Swatch (-2,3%) in verschiedene Richtungen. Bei Richemont machte sich vor den kommende Woche erwarteten Zahlen Zuversicht breit. Bei Swatch sorgte dagegen eine Verkaufsempfehlung von RBC für Abgabedruck.
Neben Swatch gaben noch die Aktien der vor einer Übernahme stehenden Vifor (-0,4%), von Kühne + Nagel (-0,5%), der Credit Suisse (-0,8%) und von Swiss Re (-0,4%) nach. Auch Julius Bär, UBS und Swiss Life hinkten dem Markt mit Kursgewinnen von maximal 0,5 Prozent dem Gesamtmarkt hinterher. Sie hatten jüngst allerdings von den anziehenden US-Anleiherenditen profitiert.
Bei den Schwergewichten erwiesen sich die Genussscheine von Roche (+1,2%) als Zugpferd. Die Aktien von Novartis (+0,4%) und Nestlé (+0,2%) legten ebenfalls zu, hinkten aber dem Markt hinterher.
In den hinteren Reihen setzten Molecular Partners (+19%) den Höhenflug fort. Das Unternehmen hatte am Montag zusammen Partner Novartis positive Daten zum Corona-Kandidaten vorgelegt. Die Aktien von Ypsomed (+6,5%) legten dank einer ZKB-Hochstufung zu.
Gewinnmitnahmen drückten Idorsia (-7,9%). Die US-Arzneimittelbehörde hatte laut Angaben vom Vortag der lange erwarteten Zulassung des Schlafmittels Daridorexant zugestimmt. Doch schon am Vortag verpufften anfängliche Kursgewinne. (awp/mc/ps)