Zürich – Der sich zuspitzende Handelsstreit zwischen den USA und China hat die Schweizer Börse am Dienstag unter Druck gesetzt. Der Leitindex SMI pendelte im Handelsverlauf zwischen 8’472 Punkten und dem neuen Jahrestief von 8’424 Zählern. Das ist das tiefste Niveau seit 16 Monaten. Die Anleger flüchteten aus Aktien und dabei vor allem aus konjunktursensitiven Papieren. Besser hielten sich zwei der drei defensiven Schwergewichte.
Der Handelsstreit habe eine neue Eskalationsstufe erreicht, erklärten Händler die Marktschwäche. Die von US-Präsident Donald Trump geplanten Strafzölle auf weitere chinesische Produkte wurden in Peking scharf verurteilt, und Gegenmassnahmen wurden angedroht. Währen in Deutschland erste Wirtschaftsinstitute ihre Prognosen aufgrund des Streits bereits senkten, erwarten hierzulande die Wirtschaftsexperten des Bundes weiterhin einen BIP-Anstieg um 2,4 Prozent.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,66 Prozent tiefer auf 8’463,41 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) sackte um 1,04 Prozent auf 1’411,86 Zähler ab und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,75 Prozent auf 10’181,39 Punkte. Von den 30 Blue Chips schlossen nur vier Titel mit positiven Vorzeichen. Der Volatilitätsindex VSMI, der die Rolle eines Angstbarometers hat, sprang derweil um rund 8 Prozent in die Höhe.
Konjunkturabhängige Aktien zählten zu den grössten Verlierern des Handelstages. Besonders stark verloren im SMI/SLI die Aktienkurse der Uhren- und Schmuckhersteller Swatch (-4,2%) und Richemont (-3,7%) an Wert. Für die Luxusgüterbranche ist China der weltweit grösste Absatzmarkt, womit die Handelsstreitigkeiten hier eine hohe Brisanz haben.
Aber auch die Papiere des Bauchemiespezialisten Sika (-3,9%), des Computerzubehör-Herstellers Logitech (-2,4%) oder des Logistikers Kühne+Nagel (-3,1%) zeigten sich stark belastet. Auch andere Zykliker wie Clariant, Givaudan, SGS, Geberit, LafargeHolcim oder Schindler schlossen mit Verlusten zwischen 1,5 und 2,0 Prozent.
Die Aktien der Grossbanken Credit Suisse (-0,4%) und UBS (-0,5%) konnten sich bis Handelsschluss hingegen wieder merklich von ihren Tagestiefstständen erholen. Banken und Versicherer stünden bei Marktturbulenzen generell im Fokus und würden kritisch beäugt, hiess es. Swiss Life etwa verbilligten sich um 1,0 Prozent, Swiss Re um 0,6 Prozent.
Roche (GS) stabilisierten den Leitindex und schlossen 0,5% fester. Der Pharmakonzern hat die Foundation Medicine, einen Partner in der Krebsforschung, ganz übernommen. Damit wird der Fokus auf personalisierte Medizin gestärkt. Analysten bezeichnen den 2,4 Milliarden Dollar schweren Zukauf als sinnvollen Schritt.
Novartis, die bereits am Dienstag stark abgegeben hatten, verloren weitere 0,6 Prozent. Die Aktien des Lebensmittelkonzerns Nestlé gewannen 0,4 Prozent hinzu, Vifor Pharma 0,2%.
Gegen den Markttrend waren Aryzta mit plus 8,5 Prozent einziger starker Gewinner unter den Blue Chips. Händler sprachen von Deckungskäufen. Vor allem angelsächsische Leerverkäufer würden ihre Wetten schliessen.
Auch am breiten Markt überwogen eindeutig die Verlierer: Stark unter Druck standen die volatilen Titel der SNB (-7,6%) unter vergleichsweise hohen Volumen. Die Notenbank orientiert am Donnerstag über die weitere geldpolitische Ausrichtung. Aber auch Industrietitel wie Tornos (-4,4%), Metall Zug (-4,8%) oder Bucher (-6,1%) fielen klar zurück.
Zu den wenigen Gewinnern zählten die Aktien von Starrag (+5,6%), Arundel (+3,6%) oder Castle Alternative (+2,6%). News lagen hier nicht vor. (awp/mc/ps)