CH-Schluss: SMI deutlich schwächer – Anleger verunsichert
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag auf breiter Front nachgegeben. Dabei ist der Leitindex im Verlauf auf den tiefsten Stand seit gut zwei Wochen gesunken, konnte sich dann aber wieder etwas fangen. Grund dafür waren Nachwehen der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Fitch, steigende Zinssorgen und durchwachsene Unternehmensergebnisse. «Das hemmt die Risikobereitschaft», sagte ein Händler.
Händler verwiesen auch darauf, dass die Bewertungen noch immer recht hoch seien und der Entzug der Bestnote der USA vielen Anlegern nun den willkommenen Anlass für Gewinnmitnahmen geliefert habe. Zudem seien die Zinssorgen nach einer Reihe von besser als erwarteten US-Konjunkturdaten, zuletzt der Arbeitsmarktbericht von ADP, wieder gestiegen. Daher wollten sich viele Anleger vor dem am Freitag erwarteten offiziellen Bericht der US-Regierung zum Arbeitsmarkt nicht unnötig Risiken aussetzen. Andere am Berichtstag veröffentlichte Konjunkturzahlen wurden als uneinheitlich taxiert und fanden keinen stärkeren Niederschlag in den Kursen. Auch der Rückgang der Schweizer Inflationsrate sei «nur» zur Kenntnis genommen» worden, hiess es weiter.
Der SMI schloss um 1,12 Prozent tiefer auf 11’087,18 Punkten und damit über dem Tagestief von 11’060,74 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,84 Prozent ein auf 1751,15 und der breite SPI um 1,04 Prozent auf 14’636,52 Zähler. Im SLI schlossen 25 Titel tiefer und fünf höher.
Die grössten Verluste verzeichnen die Swisscom-Aktien (-4,5%) nach Zahlen. Der Telekommunikationskonzern hat die Markterwartungen ganz knapp verfehlt. «Knapp daneben ist auch verfehlt», meinte ein Händler. Besonders störend sei dabei, dass die italienische Tochter Fastweb erstmals seit Jahren wieder enttäuscht habe.
Den stärksten Beitrag zum aktuellen Index-Minus leisteten die drei Schwergewichte Nestlé (-1,8%), Novartis (-1,9%) und Roche (-1,1%). Sie machten rund drei Viertel des SMI-Verlusts aus. Händler sprachen dabei von Futures-bedingten Verkäufen.
Unter Druck stand zudem der Technologiewert AMS Osram (-1,5%). VAT verloren 0,8 Prozent. Hier hätten die Zahlen des deutschen Chipkonzerns Infineon belastet. Die zyklischen Schindler PS, Kühne+Nagel und SGS verloren mehr als ein Prozent.
Bei ABB (-1,5%) erinnerten Händler an die Meldung vom Vortag über den Beteiligungsabbau des einstigen Grossaktionärs Cevian auf unter drei Prozent. Aber auch defensive Wachstumstitel wie Lonza (-1,6%) und Alcon (-1,0%) büssten an Kurswert ein.
Die wenigen Gewinner wurden von Adecco (+6,5%) angeführt. Der Personalvermittler hat sich im zweiten Quartal insgesamt wacker geschlagen. Die RBC hob vor allem das Wachstum und auch die Kostenentwicklung lobend hervor. Zudem konnte Adecco Marktanteile gewinnen.
Die Anteilsscheine der Swiss Re (+0,5%) drehten nach einem schwachen Start im Verlauf ins Plus. Der Rückversicherer veröffentlicht am Freitag seine Halbjahreszahlen. Mit einem Minus von mehr als 5 Prozent haben die Aktien auf Wochensicht die grössten Verluste unter den Blue Chips eingefahren.
Höher notierten zudem die Aktien der Grossbank UBS (+0,7%) und von Straumann (+0,5%). Bei dem Zahnimplantathersteller wirkten laut Händlern die Aussagen des Konkurrenten Envista kursstützend.
In den hinteren Reihen brachen Oerlikon (-11%) nach einer Prognosesenkung massiv ein.
Beim Hersteller von Lüftungssystemen und Heizkörpern, Zehnder (-5,0%), sorgten vorsichtige Analystenkommentare über die weiteren Wachstumschancen für Zurückhaltung. Konkurrent Arbonia verloren 2,4 Prozent.
Der Online-Reiseanbieter Lastminute (-2,9%) hat zwar zwischen Januar und Juni einen Rekordumsatz erzielt, aber weniger Gewinn gemacht.
Spekulationen, dass in Kürze eine Verkaufsempfehlung veröffentlicht werden könnte, belasteten Dormakaba (-5,9%). Dagegen ging es für Hiag (+3,6%) und Mikron (+4,9%) ohne klare Ursache nach oben. (awp/mc/pg)
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