Zürich – An der Schweizer Börse sind die Anleger vor den US-Zwischenwahlen vom (heutigen) Dienstag in Deckung gegangen. Nach einem positiven Start in den Handel drehte der Leitindex SMI am Nachmittag deutlicher ins Minus, bevor die US-Börsen mit Kursgewinnen wieder etwas Auftrieb gaben. «Alles wartet auf die Wahlen in den USA», sagte ein Händler. Die Volumen seien geringer als in den letzten Wochen.
Es herrsche eine gewisse Nervosität vor den ersten Zwischenwahlen in der Ära Donald Trump, hiess es am Markt. Prognosen zufolge dürfte die Partei Trumps ihre knappe Mehrheit im Senat zwar behaupten, doch im Repräsentantenhaus könnte sie verloren gehen. Nach Ansicht eines Marktteilnehmers dürfte der Gegenwind für den US-Präsidenten nach den Wahlen eher zu- als abnehmen. «Infolgedessen könnte Trump politisch eher noch einmal aggressiver auftreten, beispielsweise im Hinblick auf den Handelsstreit mit China oder der Europäischen Union.» Allerdings trauten viele Börsianer den Umfragen nicht. «Es ist alles möglich», erklärte ein Händler. Sollten die Demokraten womöglich sogar die Mehrheit in beiden Häusern erobern, wäre dies laut Goldman Sachs aber ebenfalls negativ für Aktien. Die US-Bank erwartet in einem solchen Fall weniger steuerliche Anreize und mehr Regulierungen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,18 Prozent tiefer auf 8’992,07 Punkten. Damit fiel das Börsenbarometer wieder unter die Marke von 9’000 Zählern, die es erst am Morgen zurückerobert hatte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,12 Prozent auf 1’415,66 Punkte nach. Derweil sank der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,17 Prozent auf 10’596,97 Zähler. Von den wichtigsten 30 Titeln schlossen 17 im Minus und 13 im Plus.
Aus ihrer Deckung heraus richteten die Anleger an der Schweizer Börse ihren Blick auf Unternehmensnachrichten. Hier stach der Jobvermittler Adecco hervor, der mit seinen Zahlen zum dritten Quartal die Erwartungen der Analysten vor allem beim Gewinn deutlich übertroffen hatte. Die Erwartungen waren allerdings tief gewesen. Dennoch: Adecco konnte den Reingewinn mehr als verdoppeln.
An der Spitze der Gewinner bei den Blue Chips standen allerdings die AMS-Aktien (+5,0%), die am Vortag mit einem Minus von beinahe 5 Prozent arg unter die Räder gekommen waren. Auslöser für den Kursrutsch war ein Zeitungsbericht gewesen, wonach Grosskunde Apple den Produktionsauftrag für das neue iPhone XR deutlich gekürzt haben soll. Nun ging es am Dienstag im Einklang mit den US-Technologiewerten wieder bergauf.
Ebenfalls eine Gegenbewegung auf den Kurseinbruch des Vortages zeigte Dufry mit einem Plus von 3,6 Prozent. Der Reisedetailhändler hatte am Montag die Anleger mit einem durchzogenen Neunmonatsabschluss enttäuscht.
Bei den Verlierern unter den Blue Chips standen Sonova zuoberst mit einem Minus von 2,0 Prozent. Der grösste Hörgerätehersteller der Welt litt unter enttäuschenden Prognosen von Erzrivale William Demant. An zweiter Stelle unter den Verlierern stand Richemont (-1,1%), die damit die Talfahrt des Vortages fortsetzten. Derweil konnte sich Konkurrentin Swatch mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent besser halten. Allerdings hatte Swatch am Vortag mehr Federn lassen müssen als Richemont.
Die Bankaktien zeigten mehrheitlich Verluste: Am heftigsten erwischte es GAM (-4,4 Prozent). Bei dem krisengeschüttelten Vermögensverwalter nahm Firmenchef Alexander Friedman per sofort seinen Hut. Börsianer zeigten sich dennoch kritisch: «Das Unternehmen hat immer noch viele Probleme», sagte ein Händler. Die UBS-Aktien gaben um 0,7 Prozent nach, Julius Bär um 0,5 Prozent, während Credit Suisse 0,1 Prozent tiefer schloss. Damit folgten die Schweizer Geldhäuser der Talfahrt der Bankaktien in Europa.
Am breiten Markt standen Adval Tech mit einem Taucher von 9,4 Prozent zuoberst auf der Verkaufsliste vor Kuros (-7,5%), ohne dass dazu Neuigkeiten vorlagen. Auf der anderen Seite legten Meyer Burger einen Kurssprung von 7,1 Prozent hin. Die Asmallworld-Titel gewannen 5,7 Prozent hinzu. (awp/mc/pg)