Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Donnerstagvormittag etwas fester. Allerdings verdankt der Leitindex SMI den Zugewinn zum grössten Teil den Avancen der Richemont-Aktien. Zwar habe sich die Stimmung nach dem unerwartet guten Inflationsbericht aus den USA vom Vortag aufgehellt. Auch sei der Start in die US-Bilanzsaison mit den erfreulichen Abschlüssen einiger Grossbanken geglückt und die Zinssorgen hätten sich dank des Rückgangs der Rendite der US-Treasury Bonds wieder beruhigt. Aber die Anleger agierten trotzdem nur in Spezialsituationen, heisst es am Markt weiter.
In den USA hatte sich der Preisauftrieb Ende des vergangenen Jahres zwar wie erwartet verstärkt. Doch die für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed besonders wichtige Kernrate war überraschend leicht gesunken. Das minderte Sorgen, dass die US-Notenbank Fed 2025 ihren Zinssenkungskurs stoppen könnte. Positiv sei auch die Einigung auf eine Waffenruhe in Gaza. Am Nachmittag werden nun weitere Konjunkturzahlen und Unternehmensergebnisse aus den USA erwartet, die das Geschehen beeinflussen dürften. Hierzulande hat neben Richemont auch der Sanitärtechnikkonzern Geberit erste Angaben zum vergangenen Geschäftsjahr gemacht. Diese sind bei den Anlegern aber durchgefallen.
Der SMI notiert gegen 11.05 Uhr um 0,79 Prozent höher auf 11’875,01 Punkten und damit klar unter dem Tageshoch von 11’927 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, rückt um 0,69 Prozent vor auf 1963,75 und der breit gefasste SPI um 0,70 Prozent auf 15’834,15 Zähler. Im SLI halten sich Gewinner und Verlierer die Waage.
An der Spitze stehen Richemont (+16,4%). Der Luxusgüterkonzern hat im Weihnachtsquartal den Umsatz (per Ende Dezember) um 10 Prozent auf 6,15 Milliarden Euro gesteigert und die Markterwartungen damit klar in den Schatten gestellt. Der Umsatz ging in Asien zudem weniger stark als erwartet zurück. Im Sog von Richemont ziehen auch Swatch (+7,8%) deutlich an. «Der Uhrenbereich bei Richemont schrumpft langsamer und die USA laufen gut. Das sind auch positive Signale für Swatch», meint ein Händler zum Kursplus von Swatch.
Gesucht werden auch VAT (+1,8%). Händler erwähnen den starken Anschluss von TSMC. Der Halbleiterhersteller aus Taiwan hat dank des KI-Booms den Gewinn deutlich gesteigert. «Das hilft der ganzen Branche», sagt ein Händler mit Verweis auf die Kursgewinne bei VAT und Comet (+4,5%).
Die Aktien der Wachstumswerte Straumann und Partners Group (je +0,8%) würden im Sog der starken Nasdaq vom Vortag und aufgrund der wiedererwachten Zinshoffnungen gekauft, heisst es weiter. Sandoz (+1,2%) und UBS (+0,5%) profitierten von Anschlusskäufen nach dem guten Vortag.
Die SMI-Riesen Roche (-0,6%) und Nestlé (-0,2%) belasten dagegen den Markt. Novartis (+0,04%) ist kaum verändert.
Unter Druck stehen aber vor allem Geberit (-4,4%). Der Sanitärtechnikkonzern hat im Geschäftsjahr 2024 den Umsatz mit 3,09 Milliarden Franken praktisch konstant gehalten. Das Unternehmen spürt die Auswirkungen der stark rückläufigen Bauindustrie in Europa weiter. Damit wurden die in Erwartungen der Analysten «nur» erfüllt. Zudem vermissten diese einen klaren Ausblick.
Ebenfalls schwächer sind SGS (-1,4%). Die Anteile der Prüfgesellschaft waren am Vortag schon um 6,4 Prozent gefallen. Grund dafür waren Kooperationsgespräche mit dem Rivalen Bureau Veritas. Zu den Verlierern zählen mit ABB (-1,0%), Holcim (-0,7%), Sika (-0,3%) und Schindler PS (-0,4%) noch weitere Zykliker.
Klar im Plus notieren auf den hinteren Rängen Aryzta (+8,4%). Der Backwarenhersteller hat seine mittelfristigen Ziele für 2025 nach vorläufigen Angaben ein Jahr früher erreicht als geplant.
Forbo (+2,1%) profitierten von einer Kaufempfehlung der UBS, die die Empfehlung für die Aktien des Belagherstellers auf «Buy» von zuvor «Neutral» hochgestuft hat.
Dagegen geben Bachem (-1,9%) nach der Kurszielsenkung zweier Analysehäuser nach. (awp/mc/ps)