Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einem bewegten Frühgeschäft zugelegt und fester geschlossen. Der Markt konnte trotz erneut schlechter US-Konjunkturzahlen die Gewinne verteidigen. Auch wenn die Konjunkturdaten in nächster Zeit mehrheitlich schlecht ausfallen dürften, schöpften die Investoren laut Händlern angesichts der sich abzeichnenden ersten Lockerungen nach dem Lockdown in verschiedenen Ländern wieder etwas mehr Zuversicht. Denn dies bedeute eine Wiederbelebung der zu einem Grossteil lahmgelegten Wirtschaft.
In den USA haben die vierte Woche in Folge Millionen Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt. In der Woche bis zum 11. April wurden 5,2 Millionen Neuanträge registriert. Damit haben innerhalb eines Monats rund 22 Millionen Menschen ihren Job verloren. Zudem ist der regionale Frühindikator für die Region Philadelphia im April auf den tiefsten Stand seit 1980 gesunken und die Lage der Bauwirtschaft hat sich im März deutlich verschlechtert.
Der SMI schloss mit 9’439,91 Punkten um 1,28 Prozent höher. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 0,68 Prozent auf 1’364,47 und der breite SPI 1,30 Prozent auf 10’604,76 Punkte.
Dass sich die Nervosität insgesamt etwas gelegt hat, zeigte sich auch im Volatilitätsindex, dem Angstbarometer der Börse. Der VSMI steht zwar mit gut 36 Punkten noch immer auf einem erhöhten Niveau. Im Vergleich zum Höchststand von über 84 Zählern vor rund einem Monat hat er sich dennoch mehr als halbiert.
Auf den Kaufzetteln standen bevorzugt Aktien von Firmen mit einem wenig konjunktursensitiven Geschäftsmodell. In der Spitzengruppe standen bei den Blue Chips die Pharmaschwergewichte Roche (+3,2%) und Novartis (+2,9%) sowie der Aromenhersteller Givaudan (+2,4%), der Hörgerätehersteller Sonova (+1,4%), der Pharmazulieferer Lonza (+1,8%) und der Nahrungsmittelriese Nestlé (+1,3%) – allesamt Vertreter der defensiven Gesundheits- und Nahrungsmittelbranche. Dabei erwiesen sich die Kursgewinne der drei Schwergewichte als stützende Säulen des Stützen des Gesamtmarktes.
Mit an der Spitze standen zudem AMS (+1,7%), die ihre Erholung fortsetzen. Der Technologiesektor im allgemeinen und AMS im speziellen hätten davon profitiert, dass der taiwanesische Chiphersteller TSMC im ersten Quartal die Corona-Krise nur wenig zu spüren bekommen hatte. Zudem erhofften sich die Anleger positive Impulse von Apple. Der US-Konzern solle ein günstiges Mobiltelefon planen, hiess es am Markt. Daher waren im breiten Markt auch andere Halbleiterwerte wie VAT (+9,4%) und Inficon (+3,7%) gesucht. VAT hatte zudem im ersten Quartal besser als erwartet abgeschnitten.
Im Minus schlossen dagegen die Aktien der Banken CS (-2,5%), UBS (-2,1%) und Julius Bär (-1,9%). Aber auch Swiss Life (-1,1%) und Partners Group (-1,1%) gaben nach. Oddo BHF stufte die beiden Grossbanken auf «Reduce» zurück. Zudem standen in den USA die Grossbanken erneut unter Druck. Gewinneinbrüche, hohe Rückstellungen für Kreditrisiken und die Aufforderung eines US-Notenbankers, die US-Banken sollten angesichts der Krise Dividendenzahlungen aussetzen und Kapital am Aktienmarkt einsammeln, drückten auf die Kurse der Geldhäuser.
Aktien zyklischer Firmen zeigten sich uneinheitlich. Adecco (+0,3%) und LafargeHolcim (+0,1%) waren etwas höher, ABB (-0,9%), Clariant (-0,7%) und Geberit (-0,2%) waren schwächer.
Am breiten Markt sackten Zur Rose um 6 Prozent ab. Die Versandapotheke hat im ersten Quartal 2020 zwar ein Umsatzwachstum oberhalb der Guidance verbucht, aber dennoch die Erwartungen teilweise verfehlt.
Gurit (+3,9%) und Ascom (+6,5%) gingen dank positiven Angaben zum Geschäftsgang mit höheren Kursen aus dem Markt.
Barry Callebaut (+0,1%) schlossen wenig verändert. Der Schokoladehersteller hat im ersten Halbjahr 2019/20 das Volumenwachstum zwar gesteigert aber die Konsens-Schätzungen trotzdem verfehlt, hiess es. (awp/mc/pg)