Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag zum zweiten Mal in Folge nachgegeben und damit die starke erste Wochenhälfte nicht ganz bestätigt. Für die Verluste des Gesamtmarkts am Freitag waren insbesondere die Schwergewichte verantwortlich. Trotz der Konsolidierung in der zweiten Wochenhälfte beschliesst der Leitindex SMI die Gesamtwoche allerdings erneut mit einem Plus. Nach unten abgestützt habe das riesige Konjunkturprogramm in den USA, hiess es in Marktkreisen. Und ausserdem hätten die EZB-News zu den beschleunigten Anleihenkäufen vom Vortag noch nachgewirkt.
Die am Nachmittag publizierten Konjunkturdaten aus den USA hatten derweil kaum sichtbare Auswirkungen auf die Kurse. Mit Blick auf das grössere Bild befinden sich die Aktien weiterhin im Spannungsfeld zwischen der Hoffnung auf Öffnungen des gesellschaftlichen Lebens und den Sorgen über einen Anstieg der Inflation bzw. steigende Zinsen. So bewegt sich der SMI weiterhin im Bereich von 10’500 bis 11’000 Punkten, in dem er sich seit Jahresbeginn befindet. Die untere Marke scheint dabei charttechnisch derzeit eine sichere Bank und über 10’900 geht den hiesigen Bluechips regelmässig der Schnauf aus.
Der SMI schloss nach einem Verlauf ohne grosse Ausschläge 0,40 Prozent tiefer bei 10’839,93 Punkten. Auf Wochensicht ergab sich dank dem sehr starken Montag dennoch ein Plus von 2,2 Prozent. Der SLI, in dem die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, fiel um 0,31 Prozent auf 1’757,78 Punkte zurück und der breite SPI um 0,41 Prozent auf 13’628,25 Punkte. Bei den 30 SLI-Werten kamen auf 17 Verlierer 12 Gewinner, Schindler schlossen unverändert.
Grössten Verlierer unter den Blue Chips waren zum Schluss Straumann (-3,4%). Nach einem starken Lauf über die bisherige Woche kam es hier zu Gewinnmitnahmen. AMS (-2,9%) setzten dahinter ihre Talfahrt der letzten Tage ungebremst fort. Händler machten eine Studie der britischen Barclays zu den europäischen Halbleiterherstellern für die erneuten Kursverluste verantwortlich. Diese zählt AMS zu den Verlierern der künftigen Smartphone-Architektur.
Auch Credit Suisse (-2,5%) standen wie an den Vortagen unter Abgabedruck – dies nach einer Abstufung durch Goldman Sachs auf «Neutral» von zuvor «Buy» aus Bewertungsgründen. Hinzu kamen weitere Details zu den Turbulenzen um Greensill. So haben der «Financial Times» zufolge offenbar ranghohe Angestellte der Credit Suisse Warnungen von Risikomanagern ignoriert, um Greensill einen Kredit zu gewähren.
Grössere Verluste über 1 Prozent gab es auch bei Lonza, Givaudan und Temenos. Der Gesamtmarkt litt allerdings einmal mehr insbesondere unter den Abgaben bei den Schwergewichten Roche (-1,1%), Novartis (-0,8%) und Nestlé (-0,5%). Diese stehen mit ihrer schwachen Performance seit Jahresbeginn – alle drei liegen im Minus – auch einem Anstieg des SMI über 11’000 Punkte im Weg.
Auf der Gegenseite verzeichneten Richemont (+2,1%) die höchsten Gewinne. Händler machten verschiedene Aspekte aus, die den Papieren einen gewissen Schwung verliehen. Dazu zählten etwa auch besser als erwartet ausgefallene Eckdaten des britischen Konkurrenten Burberry. Swatch (+0,4%) blieben deutlich hinter Richemont zurück.
Deutlichere Gewinne verzeichneten noch Finanzwerte wie Swiss Life und UBS (je +0,9%) oder konjunkturabhängige wie Adecco (+0,9%), LafargeHolcim (+0,6%) oder Geberit (+0,5%).
Im breiten Markt fielen U-Blox nach schwachen Zahlen mit einem Einbruch um 14 Prozent auf. Obwohl U-Blox von einer Nachfrageerholung gesprochen habe, sei der Umsatzrückgang im Gesamtjahr noch grösser gewesen als im ersten Semester, hiess es dazu etwa bei der Bank Vontobel.
Für Bachem (+6,6%) ging es dagegen nach einem weiteren starken Jahresergebnis deutlich in die Höhe. Entgegen der Erwartungen konnte Bachem das fulminante Wachstumstempo aus dem ersten Semester in der zweiten Jahreshälfte halten. (awp/mc/pg)