Zürich – Nach den kräftigen Verlusten vom Vortag hat der Schweizer Aktienmarkt am Mittwoch zu einer Gegenbewegung angesetzt und klar fester geschlossen. Beherzte Anleger griffen vor allem bei den stark gefallenen Aktien kräftig zu. Dabei hat der Leitindex SMI einen Teil der Vortageseinbussen wieder wettgemacht. Am Dienstag war er zeitweise um mehr als 1000 Punkte unter das Rekordhoch von Mitte August gefallen. Ob damit die Marktbereinigung bereits ausgestanden ist, ist nach Ansicht von Händlern ungewiss. Denn die Probleme, die die Kursabschläge ausgelöst haben, bleiben nach wie vor ungelöst und dürften weiterhin für volatile Märkte sorgen.
Die Liste der Abwärtsrisiken sei immer länger geworden und könne nun nicht mehr ignoriert werden, schreibt Oanda. Die Anleger sollten etwa den Streit um die Anhebung der US-Schuldengrenze im Auge behalten. Bleibt eine Einigung aus, droht der Government Shutdown. Zudem wollen die Zentralbanken damit anfangen, die lockere Geldpolitik allmählich zu straffen, was die Bondrenditen weiter steigen lässt. Auch nähmen angesichts der steigenden Energie- und Rohstoffpreise die Inflationserwartungen zu. Und der ins Taumeln geratene chinesische Immobilienriese Evergrande dürfte die Märkte weiter in Atem halten. Ausserdem scheine die Erholung der Wirtschaft an Schwung zu verlieren, hiess es.
Der SMI schloss um 1,24 Prozent höher auf 11’628,33 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, rückte «nur» um 0,82 Prozent auf 1891,97 Punkte vor. Der breite SPI gewann 1,07 Prozent auf 15’016,78 Zähler. Rund ein Drittel der 30 SLI-Werte legten um ein Prozent und mehr zu. Sieben Titel aber gaben nach.
Allerdings hatte sich die Liste der Gewinner im Verlauf immer wieder etwas geändert. Gefragt waren stets Titel, die in den letzten Tagen besonders stark unter die Räder gekommen waren. Nestlé schlossen um 2,3 Prozent höher und setzten sich damit zusammen mit Swisscom (+2,3%) an die Spitze bei den Blue Chips.
Der Telekomtitel Swisscom profitierte von einem positiven Kommentar der US-Bank JPMorgan. Mit den Papieren der Pharmafirmen Vifor (+1,5%), Roche (+1,6%) und Novartis (+1,5%) sowie dem Riechstoffhersteller Givaudan (+0,7%) waren weitere defensive Werte in der Spitzengruppe zu finden.
Mit Richemont (+1,2%) und Swatch (+0,6%) sowie Geberit (+1,0%) schwenkten auch Zykliker auf Erholungskurs ein. Vor allem die beiden Luxusgüterhersteller hatten zuletzt stark unter den China- und Konjunktursorgen gelitten und entsprechend klar nachgegeben.
Zu den Gewinnern zählten zudem die Finanzwerte UBS, Julius Bär, Partners Group sowie die Versicherer Zurich, Swiss Life und Swiss Re mit Gewinnen zwischen 1,5 und 0,8 Prozent. Credit Suisse (+0,3%) hinkten dagegen etwas hinterher.
Bei den Aktien von Kühne+Nagel, Sonova und Adecco, die am Vortag stark unter Gewinnmitnahmen gelitten hatten, fiel die Erholung mit einem Kursplus von 0,2 Prozent bescheiden aus. Bei Straumann (-1,1%) hielten die Gewinnmitnahmen gar an.
Derweil konnten sich Logitech (+0,2%) nur wenig vom Kurseinbruch am Vortag erholen. Ein negativer Kommentar von Morgan Stanley hatte die Aktien am Dienstag «versenkt». Ähnliche Erfahrungen machten auch die Papiere von Schindler (-1,9%), die nach einer Verkaufsempfehlung von SocGen nachgaben. Schwächer waren zudem Holcim (-0,9%), Temenos (-1,8%) und AMS (-1,0%).
Am breiten Markt legten Burckhardt Compression (+5,5%) dank eines Analystenkommentars zu. Sulzer (+3,8%) waren am Tag vor dem Börsenstart von Medmix gefragt. Die Sulzer-Tochter wurde vom Konzern ausgegliedert. Am Donnerstag wird ihre Aktie erstmals an der SIX gehandelt.
Erholungstendenzen waren bei Technologieaktien wie Comet, VAT, U-blox und Sensirion nicht auszumachen. Deutlich tiefer schlossen zudem Schlatter, Coltene, Meyer Burger und Georg Fischer. (awp/mc/ps)