CH-Schluss: SMI gibt 0,3% auf 9’008 Punkte nach
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag auch den zweiten Handelstag der Woche mit leichten Abgaben beendet. Der Leitindex SMI gab im frühen Handel ab und sank zeitweise klar unter 9’000 Punkte. Ab dem Nachmittag sorgten insbesondere festere Pharma-Schwergewichte aber für etwas Auftrieb und eine Erholung über diese Marke. Die Marktteilnehmer sähen weiterhin kaum Impulse für eine Aufwärtsbewegung, heisst es. Die sich abzeichnenden Neuwahlen in Italien und das Tauziehen um die Griechenland-Hilfen liessen zudem wieder Sorgen um die Eurozone aufkommen.
Beachtet wurden zudem Aussagen von Notenbankern. EZB-Präsident Mario Draghi betonte einmal mehr, dass eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik im Euroraum notwendig sei. Das Fed-Mitglied John Williams verwies ausserdem darauf, dass die USA nahe der Vollbeschäftigung sei. Seine Aussagen wurden von Beobachtern als Hinweis auf eine weitere US-Zinserhöhung Mitte Juni interpretiert. Verschiedene US-Konjunkturdaten gaben derweil nur geringe Impulse.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,27% tiefer auf 9’007,54 Punkten (Tagestief 8’973). Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, verlor 0,49% auf 1’418,83 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,21% auf 10’247,37 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 25 im Minus und fünf im Plus.
Schwächster Blue Chip waren Aryzta (-8,0%), die nach Zahlen im Handelsverlauf kontinuierlich abrutschten. Der irisch-schweizerische Backwarenkonzern ist im dritten Quartal 2016/17 organisch nicht gewachsen. Damit wurden zwar die Erwartungen übertroffen, dies aber vor allem dank eines temporären Effekts in Europa, hiess es in Marktkommentaren. Aryzta bleibe mit Blick auf die Margen weiterhin vorsichtig und gebe noch immer keine Guidance, so ein Analyst.
Bankentitel wurden europaweit durch die politische Lage in Italien belastet. Die Grossbankenwerte UBS (-1,5%) und Credit Suisse (-1,1%) zeigten sich klar schwächer und auch Julius Bär (-0,8%) mussten Abschläge hinnehmen. Im Handel wurde auf neue Sorgen um die italienischen Banken verwiesen. Die CS wurde zudem in der Affäre um den malaysischen Staatsfonds 1MDB von der Singapurer Finanzmarktaufsicht MAS wegen Geldwäsche mit 0,5 Mio CHF gebüsst. Die UBS hatte von der Behörde bereits im vergangenen Oktober eine Busse erhalten. Auch weitere Finanzwerte wie etwa Zurich (-0,9%) büssten an Terrain ein.
Deutlichere Abgaben verzeichneten auch zyklische Titel wie Adecco, Lonza (je -0,8%), SGS oder Sika (je -0,7%). Geberit (-0,7%) entfernten sich weiter von ihrem Anfang Mai erreichten Allzeithoch.
Swisscom gingen 0,6% tiefer aus dem Handel. Die Weko hat Anhaltspunkte für Kartellverstösse von UPC gegen den Telekomkonzern bei der Vergabe der Übertragungsrechte von Schweizer Eishockeyspielen festgestellt.
Uneinheitlich zeigten sich die Luxusgüterwerte: Während Richemont (-0,9%) abgaben, verloren Swatch (-0,3%) deutlich geringer. Das Duty Free-Unternehmen Dufry (-0,3%) hat in den USA über eine Tochtergesellschaft eine neue Konzession für sieben Läden in einem US-Flughafen erhalten.
Mit einem klaren Anstieg nach US-Eröffnung gaben die Pharma-Schwergewichte Roche und Novartis (je +0,1%) auch dem SMI etwas Rückenwind. Letztere hält am Dienstag und Mittwoch in den USA einen Investorenanlass ab. Bereits zu reden gibt zudem der bevorstehenden ASCO-Krebskongress. Die weiteren SMI/SLI-Gewinner waren Partners Group (+0,4%), Sonova (+0,2%) und Clariant (+0,1%).
Am breiten Markt legte Bell (+1,8%) nach der Übernahmen des restlichen 49%-Anteils an Hilcona zu. Zudem wird in Österreich ein neuer Produktionsbetrieb aufgebaut.
Das Spezialitäten-Chemieunternehmen Dottikon ES (-0,2%) hat im Geschäftsjahr 2016/17 Umsatz und Gewinn wie erwartet gesteigert. Da das Unternehmen in künftiges Wachstum investieren will, sollen die Aktionäre erneut auf eine Dividende verzichten. Bei Sunrise (+0,6%) gab es Spekulationen, dass Hauptaktionär Freenet seine Beteiligung schon bald weiter ausbauen könnte.
Auffällig waren zudem festere Schlatter (6,0%), Molecular Partners (4,7%) oder Zwahlen&Mayr (+3,5%). Auf der Minus-Seite stachen Myriad (-5,0%), Elma (-4,1%) oder Perrot Duval (-3,8%) heraus. (awp/mc/ps)