CH-Schluss: SMI setzt Rekordjagd fort
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch die Rekordjagd fortgesetzt, ist aber bei mehrmaligen Anläufen auf die psychologisch wichtige Marke von 11’000 Punkten gescheitert. In der Spitze fehlten dem Leitindex SMI nur noch 40 Pünktchen bis dahin. Dann setzten Gewinnmitnahmen ein. Zum Schluss ging der Schweizer Börse im Kielwasser der schwächelnden US-Börsen noch beinahe vollständig die Luft aus.
Von der Angst vor der Ausbreitung des chinesischen Corona-Virus haben sich die Schweizer Investoren nicht anstecken lassen. Für Erleichterung sorgten Massnahmen Chinas, um die Verbreitung des Coronavirus im Zaum zu halten. «Die Reaktion der chinesischen Regierung scheint klarer zu sein als zu Zeiten der Sars-Krise», sagte ein Marktbeobachter. Daher seien Investoren nun weniger besorgt. 2002 und 2003 waren der Sars-Pandemie rund 800 Menschen zum Opfer gefallen. Die Epidemie hatte die Wirtschaft in China und in Hongkong, das ein wichtiger Absatzmarkt für Schweizer Luxusuhren ist, stark gebremst.
Der SMI schloss um 0,1 Prozent höher bei 10’895,07 Punkten und schleppte sich damit mit einem kleinen Plus ins Ziel. In der Spitze hatte das Barometer 10’960,75 Zähler erreicht, was ein neues Allzeithoch ist. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, stieg um 0,20 Prozent auf 1’677,61 Zählern und der marktbreite SPI um 0,13 Prozent auf 13’211,52 Zähler. Von den 30 SLI-Werten schlossen 21 im Plus und 9 im Minus.
An die Spitze der Gewinner setzten sich Aktien, die bereits am Vortag teils sehr kräftig zugelegt hatten. Sonova gewannen 2,2 Prozent und Julius Bär 1,8 Prozent. Die Julius Bär-Aktie werde von den Investoren bevorzugt gegenüber UBS und CS, da sie mehr Potential biete als die von teuren Rechtsfällen gebremsten Grossbanken, sagte ein Händler. Zudem profitierte die Julius Bär-Aktie von einer Kurszielerhöhung der UBS.
Auch Alcon (+1,6%) und Temenos (+1,0%) konnten den Steigflug fortsetzen. Lonza legten noch einmal um 1,3 Prozent zu, obwohl sie bereits am Vortag um 7,5 Prozent in die Höhe geschossen waren. Die Deutsche Bank hat das Kursziel für den Pharmazulieferer erhöht. Mit den Ergebnissen für 2019 habe Lonza die Erwartungen übertroffen, schrieb der zuständige Analyst.
Dann folgten Titel, die am Vortag arge Einbussen hatten hinnehmen müssen. So konnten UBS (+1,4%) einen Teil ihrer Verluste vom Dienstag wettmachen. Händler sprachen von einer Gegenbewegung. Insbesondere die Grossbank war am Dienstag unter die Räder (-4,5%) geraten, nachdem die Senkung der Renditeziele, das Ausbleiben eines konkreten Kostensenkungsprogramms oder die weiterhin eher schleppende Entwicklung im Kerngeschäft Global Wealth Management (GWM) für Enttäuschung bei den Investoren gesorgt hatten. Die Analysten der Konkurrentin Credit Suisse sehen nun im Nachgang zu den UBS-Zahlen ein Aufwärtspotential in Bezug auf die Gewinnschätzungen (EPS) und nach dem Kursverlust eine «attraktive Bewertung».
Die am Vortag von den China-Sorgen gebeutelten Swatch (+1,5%) legten ebenfalls zu, während Richemont (-0,1%) leicht nachgaben.
Bei den defensiven Schwergewichten konnten Nestlé (+0,4%) und Roche (+0,1%) erneut an Wert gewinnen, während Novartis (-0,8%) ins Minus rutschten. Nestlé seien weiterhin gefragt von Käufern aus dem angelsächsischen Raum, die einen sicheren Hafen suchten, sagten Marktteilnehmer. Zudem erhöhte Berenberg im Rahmen einer Branchenstudie das Kursziel für Nestlé auf 122 Franken und behielt die Kaufempfehlung bei.
Auf der Verliererseite standen Schindler zuoberst. Mit einem Minus von 2,9 Prozent waren die ganzen Kursgewinne des Vortags wieder ausradiert. Auch LafargeHolcim büssten nach Analystenkommentaren 1,4 Prozent ein. CS (-1,1%) setzten ihre Talfahrt des Vortages fort, genauso wie AMS (-0,8%).
Im breiten Markt verloren Bobst 2,8 Prozent. Der Verpackungsmaschinenhersteller vergraulte die Anleger mit einer Prognosesenkung. Auf der anderen Seite waren die Zur-Rose-Aktien (+4,6%) nach den Umsatzzahlen gesucht. Diese hatten die Erwartungen der Analysten leicht übertroffen. (awp/mc/pg)